Ace Fre(e)hley - Space Ace covert "Fire & Water"

25/5/2016

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© Ace Frehley & Paul Kossoff
Ace Frehley. Kennt den noch jemand?
Natürlich! Einer der ganz großen, wenn nicht *der* größte Show-Gitarrist aus den 70ern. Bei KISS war er zwar meistens besoffen, hat aber dafür einen gitarristischen Archetypen erschaffen und mit seinen Soli die Musik von KISS aus dem Mediokren erhoben. Er war immer der Coole bei KISS.

Die späteren Kapitel in der Geschichte von KISS und Ace waren weit weniger cool. Seit der Trennung versucht Ace, seiner Rolle als Rock'n'Roll Has-Been in Würde gerecht zu werden und veröffentlicht immer mal wieder mehr oder weniger gute Alben. Für sein aktuelles Solo-Album "Origins Vol. 1", das nur Coverversionen seiner ganz frühen Vorbilder enthält, hat er sich unter einigen anderen geschmackvollen Exponaten auch "Fire and Water" von Free rausgesucht. Sehr gute Wahl.

Free? Kennt die noch jemand?
Nicht unbedingt. Eine der ganz großen Bands, die es nie so richtig in die erste Reihe geschafft haben. Hatten mit "All Right Now" einen einzigen Riesenhit, außerdem aber noch viele, viele weitere tolle Songs (die alle komplett anders waren als der Hit) und vor allem aber einen unglaublich talentierten Gitarristen. Der hat es aber leider nicht über sein 26. Lebensjahr hinaus geschafft. Angeblich wollte sich einst "der" Eric Clapton von ihm mal seine Vibrato-Technik zeigen lassen. Schöne Geschichte, aber ob sie stimmt, weiss keiner mehr. Ich habe jedenfalls eine gaaaanz, ganz starke Schwäche für Free. Das konnte Ace natürlich nicht wissen, aber dass er Free covert, kann ich nicht unkommentiert stehen lassen...

Zum Einstieg erstmal das Original, damit wir alle wissen, worum wir hier reden: Free, 1970 live im Beat Club mit "Fire and Water". Auf der Höhe ihrer Kunst.
Und Schlaghosen.
Ist das nicht absolut großartig?
Mit so wenig Apparatur so einen Sound zu erzeugen? Keine großen Verstärkertürme, keine Effektgeräte, nur ein klitzekleines Schlagzeug, ein autarker Bass und eine Gitarre, direkt in dem Amp eingesteckt. Free ist die mit Abstand minimalistischste, kammermusikalischste, die ungeföhnteste, unverbasteltste und puristischste Band der Welt. Keine andere Gruppe hat besser "weniger ist mehr" gespielt. Gerade "Fire & Water" ist dafür ein tolles Beispiel. Der Aufbau des Songs ist auf das Wesentliche beschränkt. Kein Teil zuviel, keine Note, die man nicht braucht. 

Und dann das Vibrato des unfassbar aufspielenden Paul Kossoff mit seiner so schön angerempelten goldenen Les Paul. Durchaus glaubhaft, dass der Herr Clapton da ganz genau hinschauen wollte.

Dagegen, Ace Frehley's Interpretation von 2016:
Ganz schöner Unterschied, was?
Gequatsche am Anfang und dann ein Klanggetürm, dass einem Angst und Bange wird. Der Gegensatz könnte nicht größer sein. Man merkt, wo Mr Frehley musikalisch sozialisiert wurde. In einer Kapelle, die Bombast, Überproduktion und Schaustellertum neu erfunden hat, die beim Vertuschen von musikalischem Leichtbau hinter schrillen Tütü bis heute nicht übertroffen wurde. Herrje, die waren alle maskiert und trugen Kostüme!

Ace Frehley, Meister des  Hüddeldi-hüddeldi, der schnell wiederholten, immer gleichen Noten auf der einen Seite. Paul Kossoff, der Meister der größten Wirkung mit den wenigsten Tönen auf der anderen. Das schönste Vibrato der 60er gegen die effektheischerischsten Licks der 70er. Der Mann mit den größten Gesten gegen den Mann mit der größten Seele. Der Showman mit der Feuer spuckenden Klampfe und das stille, tiefe Wasser.  Zwei wie... tja, zwei wie ... Feuer und Wasser.
Geeint nur im Spielen einer Gibson Les Paul.

Paul, Paul & Paul

Und dann ist da ja noch der andere Paul. (In dieser Geschichte kommen viele Pauls vor). Paul Stanley, offenbar wieder befreundeter Ex-Kollege bei KISS, den Ace sich hier als Sänger hinstellt. Denn sich sowohl mit Paul Kossoff als auch mit Paul Rodgers (nächster Paul und Sänger bei Free) messen zu wollen, das hat Ace völlig richtig als aussichtslos erkannt.

Also Auftritt Paul Stanley, stark selbstüberschätzer Selbstdarsteller, der hier routiniert das vorführt, was er am besten kann: Paul Stanley sein. Immer ein bisschen drüber, immer ein bisschen zuviel musikalische Schminke. Immer bemüht, die Soul-Diva zu geben. Nichts Neues also.

Nichts Neues fügt auch Ace Frehley dem Song hinzu. Er versucht, den Song im Wesentlichen nur mit ordentlich Wumms zu spielen. Was aber bei dieser Art von runter reduziertem Rock schlecht funktioniert. Er pumpt viel Luft in ein Riff, dass nicht für so ein großes Format gemacht wurde. Das wirkt am besten, wenn man es so reduziert belässt.

​Aber zum Glück ist ja der eigentliche Hauptdarsteller des Songs das Gitarrensolo. Und da ist auch der tänzelnde Stanley schnell vergessen. Space Ace zeigt eine tolle Synthese seines eigenen klassischen Stils und jenen Elementen, die Paul Kossoffs Spiel zu eigen waren. Mit seinem hart knackenden Pick-Anschlag zitiert Ace einige Kossoff-Licks fast originalgetreu und platziert sogar dessen kräftige Bendings . Ok, da darf dann auch mal sein Pickup qualmen, bitte schön.

Auch wenn diese Coverversion also nichts spektakulär Neues bereit hält, so ist Ace's Huldigung an Free und Paul Kossoff doch sehr erfreulich. Schön, wenn die eine Legende einer anderen Legende huldigt. Mr Frehley zeigt Stil und Klasse mit dieser Wahl. Paul Kossoff spielte eine goldene Les Paul. Ace Frehley's Modell ist silber.

​So zollt man Respekt. Guter Ace!

Further hearing
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Zum geneigten Vertiefen dieses Ausflugs diene ich eine Playlist mit einer kleinen, aber repräsentativen Auswahl von Free und Ace Frehley an. Ihre stärksten Songs, komprimiert in jeweils 6 Stücken. Und lauscht man "Walk In My Shadow" von Free, merkt man, dass Clapton und Cream offensichtlich auch große Free-Fans waren...
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John, Paul, George & ... Steve - Interview mit den MonaLisa Twins

16/5/2016

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Eigentlich sollte es nur ein kurzer Abstecher in den Cavern Club werden.

Ein, zwei Pints, um den ganzen besuchten Beatles-Sehenswürdigkeiten in Liverpool an diesem Tag auch noch die frühe Stätte ihres Wirkens hinzuzufügen. Das war am späten Nachmittag. Geblieben sind wir bis weit nach Mitternacht. "Schuld" daran sind diese beiden Damen, die MonaLisa Twins:
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© MonaLisa Twins
Ja, tatsächlich: Sie sind Zwillinge und heissen Mona und Lisa. Und sie spielten an diesem Samstag einen ihrer regelmäßigen Auftritte im Cavern Club mit einem Programm aus Songs der 1960er, allen voran von den Beatles. Mit wunderschönen Stimmen und (fast) noch schöneren Gitarren. 

Was wir zu dem Zeitpunkt noch nicht wussten: Die zwei stammen eigentlich aus Österreich und sind auf die Welt gekommen, als die Beatles schon lange, lange Jahre nur noch Erinnerung waren.
Grund genug, sich einmal mit Mona und Lisa darüber zu unterhalten.
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Zwei Schwestern aus Österreich machen sich auf den Weg nach Großbritannien und spielen dort erfolgreich Musik, die gut 30 Jahre älter ist, als sie selbst. Wie ist das zustande gekommen, wie "konnte das passieren"?
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L: Wenn ich heutzutage das Radio aufdrehe, dreh ich meistens auch gleich wieder ab. In Österreich hatten wir die Wahl zwischen den internationalen Pop Charts und der lieben Volksmusik. Unser Herz schlug für die 60’s Musik: Beatles, Simon & Garfunkel, Bob Dylan, Rock n‘ Roll, weniger für Katy Perry und Andreas Gabalier. Die heimische Musikszene für Pop und Rock Musik ist nicht besonders groß und da wir weder an Klassik, Elektronischer Musik oder Schlagern interessiert waren und wir uns Dank YouTube bereits ein sehr internationales Publikum aufgebaut hatten, nützten wir die erste Gelegenheit, um auszuwandern.

M: Durch viele Zufälle verschlug es uns während einer kleinen Irland Tour nach Liverpool und 2 Wochen später war klar, dass wir nicht mehr nach Österreich zurückkommen werden. Diese Entscheidung hat sich als absolut richtig herausgestellt.

Wenn Kindern ihren Eltern erzählen, dass sie jetzt in die Welt hinausziehen, um als Musiker erfolgreich zu werden, reagieren die Eltern ja normalerweise nicht unbedingt begeistert. Bei Euch war das offenbar ganz anders?
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M: Absolut. Unser Vater war und ist selbst Musiker/Tonstudiobesitzer und wir haben von Kindesalter an mit ihm zusammen an musikalischen Projekten gearbeitet. Anfänglich nur aus Jux und Tollerei, aber als er merkte, wir meinen das mit der Musik ernst, haben wir angefangen, gemeinsam an unserer Karriere zu arbeiten. Und da gehört auch der Umzug nach Liverpool dazu. L: Alle vier von uns, unsere Stiefmutter und Papa eingeschlossen, haben diesen Schritt gewagt und seit dem nichts bereut. Unsere Eltern managen und produzieren uns, wir könnten uns kein besseres Team vorstellen.

Was an der Musik der 60ies ist für Euch so faszinierend?

L: Die Lebensfreude, Authentizität und vor allem der Stellenwert den Musik damals im Leben der Menschen hatte. Von den 70’s an wurde immer mehr Augenmerk auf Produktion, Image, PR-Stunts und eine glamouröse Verpackung gelegt. Das ist alles schön und gut, nur hat darunter in unseren Augen in einigen Bereichen das Songwriting der letzten Jahrzehnte gelitten. 


Euer regelmäßiges Engagement im Cavern Club ist der Traum für viele Musiker und ein echter Glücksfall im heutigen Musikbusiness. Was meint ihr, woran es liegt, dass es für Euch geklappt hat?

M: Es war eine Reihe von Faktoren, die mitgeholfen haben. Aber unter anderem wurden die Besitzer des Caverns auf uns aufmerksam, weil wir einen wöchentlichen Radioauftritt im lokalen BBC Radio hatten. Wir spielen auch genau die Musik, die in den Cavern passt, dort vor allem natürlich Beatles und 60s Covers, und so hat man uns ein wöchentliches Engagement angeboten. Mittlerweile kennen die Leute unsere eigenen Nummern auch schon.

Ihr wart im November 2015 auf Tour mit Steve Harley. Wie ist das gelaufen?

M: Das war eine sehr besondere Erfahrung. Obwohl wir schon sehr viel Live-Erfahrung gesammelt hatten, war dies unsere erste „richtige“ Tour. Dann gleich mit Steve Harley & Cockney Rebel „on the road“ zu sein und richtig große Häuser wie die Symphony Hall in Birmingham oder das indigo O2 in London zu füllen war natürlich spitze. Wir haben viel über die Logistik des Tourens gelernt und unsere Bühnenpräsenz hat sich merklich verbessert.

L: Steve und die Band machen das schon sein seit mehr als 40 Jahren, und wir konnten viel von ihnen lernen. Keine Show der Tour war gleich und es wurde extrem viel improvisiert und „im Moment“ gespielt. Keine überproduzierte Show mit Pyrotechnik, Tänzern und Playback, sondern nur echte Musik. Das war für uns das Besondere an dieser Tour.

Wie seid ihr an den Job mit Steve gekommen?

L: Wir arbeiteten letztes Jahr mit jemandem zusammen, der in der Vergangenheit ein paar Konzerte mit Steve Harley organisiert hat. Ihm gefiel unsere Musik und wollte sie Steve vorstellen, er schrieb ihm daher eine Mail mit ein paar unserer YouTube links. Wir haben uns eigentlich nur ein Feedback zu unserer Musik erhofft, oder ein paar nette Zeilen. Fast ein halbes Jahr später, wir hatten fast darauf vergessen, landete eine Nachricht von Steve in unserem Posteingang: „I want them in my touring band!“. 


Wie sieht es mit einer eigenen Tour aus? Ist da was geplant?

M: Da sind wir im Moment noch in der „Pläne schmieden und wieder verwerfen“-Phase. Im Moment hat einmal die Fertigstellung unseres neuen Albums die oberste Priorität und danach werden wir uns mehr mit Tour Plänen beschäftigen. Im Augenblick ist noch alles möglich, aber wir planen schon, wieder mehr Konzerte außerhalb von Liverpool zu spielen.


Ihr seid ja offensichtlich musikalisch multipel begabt, könnt nicht nur Singen und Songs schreiben, sondern spielt auch Schlagzeug, Gitarre, Ukulele, Bluesharp, Flöte (kind of)... ist da noch irgendetwas hinzugekommen in letzter Zeit?

M: Unsere neuste Single „That’s Life“ beinhaltet zum ersten Mal ein Cello, das Lisa im Studio eingespielt hat. Wir haben auch vor kurzem ein Cover der Beatles Nummer „If I Fell“ auf YouTube gestellt, wo man Lisa Cello spielen sehen und hören kann. Das ist im Moment unser neuester Zuwachs und wird vermutlich am neuen Album noch öfter zu hören sein.

L: Außerdem sind wir, oder besser gesagt unser Vater, seit Neustem stolze Besitzer eines Kontrabasses. Er ist noch ganz neu und hat es bis jetzt noch auf keine Aufnahme geschafft, aber das wird sich garantiert bald ändern. Er hat einen wunderschön runden und warmen Sound und sieht spitze aus - ganz in dunkelrot, wie unser Höfner E-Bass!

Ihr habt eine ganz feine Sammlung an schönen Gitarren. Andere Frauen haben einen Schuhtick. Habt ihr stattdessen einen Gitarrentick? Oder... beides? ;)

L: Also Schuhtick haben wir keinen :-P  Mit den Gitarren ist das etwas Anderes, haha.
Wir experimentieren wahnsinnig gerne mit verschiedenen Sounds und wir alle wissen – man kann nie genug Gitarren haben.


Was steht für 2016 auf Eurem Arbeitszettel?

M: Das neue Album. Wir haben noch keinen Arbeitstitel, aber es werden ziemlich sicher wieder 11 Songs werden. Wir haben bereits mit den Aufnahmen begonnen. Alles danach ist noch offen – eventuelle Tours, Cover Compilation CD, Festivals, neue Videos, neue Website... Am besten wäre es, die Leser tragen sich in unseren Newsletter ein und schauen regelmäßig auf unserer Website vorbei, dann sind sie immer am neusten Stand.

Und wir müssen natürlich noch die "eine" Frage klären: Wer ist Euer Lieblings-Beatle? Und warum gerade der?

L: Das einzigartige und magische an den Beatles war die Kombination vier so verschiedener, aber doch im Geiste total ähnlicher Individuen. Als Gitarristin muss mein Lieblings-Beatle wohl George sein. Der für mich „most genuine“ der vier und sowohl als Musiker als auch Person ein einmaliges Genie. 

​M: Ich kann da keine klare Antwort geben. Jedes Mal, wenn ich ein Interview mit einem der vier sehe, ändere ich meine Meinung wieder. John Lennon ist für mich aber am inspirierendsten. 

www.monalisa-twins.com
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Männerabend mit LKW-Reifen. Mustasch live im FZW Dortmund

13/5/2016

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Hach, wie schön ist es mit anzusehen, wenn Rockstars und ihre Fans ein inniges Verhältnis pflegen.

​Wenn sie sogar ihre ganz eigenen, liebevollen Rituale über die gemeinsamen Jahre hinweg entwickelt haben und diese Männerfreundschaft miteinander zelebrieren. Zuletzt zu erleben beim Konzert von Mustasch auf ihrer “Testosterone”-Tour im FZW Dortmund:
Prost, Ihr Säcke!
​– Prost, Du Sack!
Ja, wie man in den Saal hineinruft, so schallt es fröhlich zurück. Und Ralf Gyllenhammar, Gitarrist, Sänger, Eurovisions-Vorentscheids-Siebter(!) und selbstproklamierter “König der Bühne”, ruft gern und viel in den Saal. Vor allem das zitierte Wohlsein, welches die rund 300 Fans erfreut retournieren. Passende Getränke stehen auf der Bühne schon ausreichend parat: Wasser, Bier, jaja, kennen wir. Aber für die feinen Herren ist sogar ein Weinchen dekantiert, steht in Plastikbechern von den Mundschenken (vulgo: Roadies) mundgerecht eingeschenkt. Wein in Plastikbechern. Soviel Rock’n’Roll muss sein. Aber diese Auswahl reicht den vier Schweden immer noch nicht, sie gehen zwischenzeitlich nochmal Nachschub an der Bar holen. Dazu später mehr.
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Nachdem wir uns zuletzt ja mit einer Höchstdosis an weiblichen Attributen beschäftigt haben, sind heute - wir sind ja gender-ausgewogen - die Jungs dran. Und Mustasch sind ein ganz gut passender Komplementär-Entwurf zu den Butcher Babies. Mächtig Dekolleté, lange Haare und ordentlich Schminke dort - stramme Bärte, große Tattoos und Motorenlärm hier. Dazu noch Leder, Jeans und E-Gitarren, fertig ist das männliche Stereotypen-Klischee. Gemeinsam ist ihnen immerhin die musikalische Arbeit am Schwermetall.

Mit profilierter Haupt- und Gesichtsfrisur steht neben Ralf Gyllenhammar das aktuelle Line-up mit Robban Bäck (Schlagzeug), David Johannesson (Lead Guitar) und - auf Socken - Stam Johansson (Bass) auf der Bühne.

​Los geht’s mit “Never Too Late” und “Down In Black”, anschließend fliegen uns “Be Like A Man” und “Mine” um die Ohren, bevor mit “Thank you For The Demon” einen kleinen Gang runtergeschaltet wird. Dem Kenner fällt auf, unter den ersten Songs war erst einer vom aktuellen Album dabei. Von den 16 Songs der Setlist werden es am Ende gerade mal drei sein. Der Rest ist ein stabiler Best-Of Karriere-Querschnitt.
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zzgl. “Parasite” & “Black City” als Zugaben
Stilistisch stehen Mustasch dabei seit jeher knöcheltief im Hardrock, brechen aber die harte Schale immer wieder mit Genre-fremden Elementen auf. Da brodelt auch mal ein Dubstep-Bass daher (Be Like A Man), tropfen traurige Klaviernoten herunter (Yara’s Song) oder es flitzen Disco-Streicher über die Gitarren-Riffs (Double Nature). Der ek­lek­ti­zis­tische Mix funktioniert wunderbar, fügt sich homogen zu einem druckvollen Macho-getränkten Gesamtsound.

​Zwischendrin ist sogar noch Zeit, eine Idee für einen neuen Song auszuprobieren. In eine Plauderei über Manowar wirft David Johannesson plötzlich ein derbes Riff ein, dass sich Ralf Gyllenhammar direkt mal zeigen lässt und zudem dann auch noch spontan Drums und Bass die Ohren aufstellen und mit einsteigen. “Remember where you heard it first!” ermahnt der 49-jährige Gyllenhammar uns in Andeutung daran, dass sie darauf nochmal zurückkommen und einen Song schnitzen wollen. Sogar einen Titel hätte er schon im Kopf:

"Alles gut, alles klar, wir fahren auf der Autobahn"

Soviel kreative Arbeit macht offenbar durstig. Während des folgenden Songs hüpfen David Johannesson und Stam Johansson kurzerhand von der Bühne und spazieren - ihre Instrumente spielend - zur Bar, um für die Band Schnaps zu besorgen. Entsprechend ausgerüstet geht’s zurück, Kopp in’ Nacken und weiter im Set. Kurz vor Schluß wird sich auch Gyllenhammar nochmal auf den gleichen Weg machen. Noch Fragen?
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Und das, obwohl im Programm eigentlich sogar eine regelkonforme “Bier-wegbringen-und-holen”-Pause eingebaut ist: Das Schlagzeug-Solo. Relikt aus frühen Metaltagen, hier feiert es fröhliche Urständ’.

Nun ist das hier aber ein vielschichtigeres Problem. Nicht nur ein Schlagzeugsolo an sich ist diskussionswürdig, auch das verwendete Instrument ist ein entscheidender Punkt. Denn standesgemäß traditionell bemisst sich die Männlichkeit von Rock-Schlagzeugern zum einen an der Anzahl der Trommeln ihres Kits (viel hilft viel) und zum anderen an deren Durchmesser (the bigger the better). Sogar das verwendete Material wichtig. Holz ist gut, viel Holz ist besser. Aber auch zu Chrom oder Edelstahl wurde gerne gegriffen (Yes, I’m looking at you, Carl Palmer). Mal ganz abgesehen von der Menge und Größe der Becken.

Der Herr Bäck dagegen spielt ein E-Drumset. Hm. Tja. Das ist weder das eine noch das andere. Kleine, flache Kunstoffpads, Becken-Imitate aus schwarzem Plastik. Das kommt alles nicht so souverän daher. Aber immerhin sind die Dinger praktisch. Wenige, leichte Teile, die, einmal angeschlossen, immer zuverlässig den eingestellten Sound liefern. Aber eine Band, deren Name und aktueller Album-Titel, Song-Themen so wie der Musikstil, modischer Style und das allgemeine Gebaren stabil auf Virilität setzt - da gehört ein “praktisches” elektrisches Schlagzeug nicht dazu. Cool ist das nicht.

Es sei denn, man veredelt das Teil in bemerkenswert-schlichter Stilsicherheit und zwei günstigen Accessoires zu einem mehr als männlichen Aushängeschild: LKW-Reifen. Zwei der großen Gummigeräte vorne rechts und links drangeschraubt, mimen die dicken Dinger erfolgreich die 24-Zoll- Double-Bassdrum, verstecken den unmännlichen und un-Rock’n’Roll-igen Elektro-Verhau und sind obendrein noch in ihrer feinen ironischen Übersteigerung Augenzwinkerndes Extra-Schmankerl. Kann man nur lieb haben, so eine Idee!
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Und so endet nach zwei Zugaben ein sehr kurzweiliger Abend mit Mustasch. Gerne hätte man sich das Ganze direkt nochmal angetan, aber immerhin stehen die Vier Anfang Juni nochmal auf der Festivalbühne auf der Loreley. Wo wir natürlich wieder dabei sein werden. Prost, Ihr Säcke!

www.mustasch.net
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Krach aus Körbchen - Butcher Babies live in Düsseldorf

4/5/2016

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Das Konzept der Butcher Babies ist schnell erklärt.
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© Century Media
Zwei Sängerinnen mit abgeklebten Nippeln und signifikant wenig Bekleidung singen mit Grabesstimmen in einer Growl Metal Band. Klingt verrückt? Klingt vor allem ziemlich derbe. 

Und es sieht nach viel Spaß aus, wenn die zwei reizenden Mademoiselles zu den todesverheissenden Verzerrerklängen ihre Hälse röhren lassen. Nun haben die Butcher Babies zum Abschluß ihrer Europa-Tournee in den ausverkauften Pitcher geladen, dem Petersdom des Rock in Düsseldorf. Und das Rezept “Ami-Band mit großen … Gesten vor 150 feierbereiten Fans” geht heute Abend vollends auf. Die Begeisterung für die aufgespritzen Songs in Doppel-D-Dur schwappt quer durch den Laden, inklusive Crowdsurfing aus den letzten Reihen von den Schultern des Freundes, nach vorne zur Bühne und zurück auf die Schultern, einem echten Circle Pit auf 4 qm, bis zum Blankziehen auf der Bar von Matt Drake, Gitarrist der Vorband Sumo Cyco. Holla, da ist aber mal was los.

Was die Butcher Babies berühmt gemacht hat, sind dabei natürlich nicht etwa ausgefuchste Songarrangements oder besondere Spielfertigkeiten der drei männlichen Mitmusiker. Da können Henry Flury, Jason Klein und Chrissy Warner an knochig-hartem triolischen Gebretter hinlegen, was sie wollen. Ihre hauptsächliche Aufgabe ist vor allem, mit ihrer Schrankwand von einem Schlagzeug und der 8-saitigen Gitarre nicht die Sicht auf die beiden Hedonie-Sirenen Carla Harvey und Heidi Shepherd zu versperren. Was ihnen nur zeitweise gut gelingt. Insofern mag man es nachsehen, dass ich mich an keinen Song erinnern kann, da hab ich jetzt echt nicht drauf geachtet... 

Das Geheimnis der Butcher Babies? Vielleicht noch das Spiel mit den Gegensätzen, das Vermengen von Elementen, die normalerweise nichts miteinander zu tun haben. Das ironische Überhöhen von Klischees, die die Butcher Babies ja sowohl optisch als auch musikalisch ordentlich bedienen. Vielleicht. Da aber der Band dabei die Sache mit der Ironie nicht so richtig gelingen mag, wie es skandinavische Bands wie Mustasch, Gluecifer odee Turbonegro vormachen, sind es am Ende wohl doch nur die Heavy Hupen, das Rocken in Röckchen, der Krach aus Körbchen, die die Butcher Babies aus der Nichtigkeit erheben. Da mag es auch ins Bild passen, dass nach knapp 60 Minuten netto Spielzeit schon Schluß ist.

Mehr war heute nicht drin.

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Riskin' it all for the Pilgrims - D-A-D live in Bochum

3/5/2016

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Keine Nostalgie - nur Energie!
© D-A-D
© D-A-D
Normalerweise sind Abende, an denen altgediente Bands ein anniversiär in die Jahre gekommenes Album komplett spielen, gern schwierig, weil die Platten mitunter auch mal  irgendeinen Füller enthalten. Da werde dann schlappe Songs zu Gehör gebracht, die unnötig Zeit kosten und Platz für die guten Songs kosten. Nun kann man einwenden, dass eine LP früher und eine CD heute sowieso selten länger als 45 Minuten dauerte, insofern ist neben dem Album in voller Länge sowieso noch genug Platz für mehr gute Songs. Die Wildhearts haben das 2015 ganz gut erledigt, als sie zuerst ihr 1995er PHUQ-Album durchgespielt und anschließend rund 45 Minuten Best of Zugaben drauf gelegt haben.

D-A-D legen 2016 noch eins drauf, sie spielen nicht nur ein Album in voller Länge, nein, sie kramen gleich zwei LPs ihrer größten Zeit aus der Mottenkiste. Hintereinander weg erklingen heute in der Bochumer Zeche “Riskin’ It All” von 1991 und der einstmalige Durchbruch “No Fuel Left For The Pilgrims” von - boah - 1989. Puh, ist das lange her. Ja, genau, denn erst vor zwei Jahren waren die vier Dänen schon zum 30. Jubiläum unterwegs.Aber genau da setzt Jesper Binzer ein und verkündet eingangs zitiertes Credo. Dieser Abend sei nicht dazu da, in Vergangenem zu schwelgen, sondern die Energie von einst wieder zu beleben. Und wie gut das wieder klappt. 

Mit “Bad Craziness” von “Riskin’ It All” startet die Zeitreise, bringt das Album in seiner originalen Spielfolge. Die Fans kennen das Album in- und auswendig, haben es unzählige Male mitgesungen. Und als es zu der berühmten Zeile “I won’t cut my hair” kommt, da muss man schon schmunzeln, wenn dies aus Mündern tönt, deren arg gelichtetes Haupthaar längst nicht mehr den Aufwand dieser Gegenwehr rechtfertigt.

Anschließend gibt es 15 Minuten Pause für Klo und Bier im Saal sowie frische Klamotten für die Band, bevor es rückwärts durch “No Fuel For The Pilgrims” geht. Angefangen mit dem krachigen Schlußstück “Ill Will” bis zum LP-Opener und heutigem Höhepunkt “Sleeping my Day Away”. Da ist es schon 23:10, und endlich erklingt der Song, auf den viele hier gewartet haben. Und auch nach 30 Jahren spielen D-A-D diesen ihren größten Song so hinreißend, als hinge er ihnen nicht längst zum Halse raus, als wäre er nicht längst Fluch geworden, so wie es Lemmy einst über Motörheads Joch “Ace of Spades” beklagte.

Die abschließende Zugabe “It’s After Dark” ist nach Jesper Binzers Ansage wirklich nur eine absolute Ausnahme. Er hält zum “Beweis” einen imaginären Zettel hoch: “Sehen Sie, auf dem Fahrschein steht: Nur zwei Album spielen!” Wenn das der Schaffner wüsste...

Am Ende weiß man wieder, warum man gekommen ist. Ein Konzert von D-A-D ist ein höchst unterhaltsames Ereignis, egal, ob es eine aktuelle Platte zu promoten ist oder “nur” ein Jubiläum. Kaum eine Band versteht es, musikalisch so eindrucksvoll, mitreißend und so sympathisch und unterhaltsam einen Abend zu gestalten. Natürlich ist da weit vorne Stig “Stigge” Pedersen, der Ex-Kindergärtner, der sowohl im Napoloen- oder Robin-Hood-Ornat eine gute Figur macht, der mit seinen skurrillen selbstgebauten zweisaitigen Bass-Gitarren-Kreationen gleichermaßen Verwunderung und Begeisterung hervorruft. Oder der sagenhaft gute Laust Sonne, der letzte Rock-Schlagzeuger, der mit traditioneller Jazz-Griffhaltung spielt und in seinem Schlagzeugsolo von den Fans angefeuert wird: “Komm schon, Laust, wir lieben Dich” (diesmal sogar noch von Jesper Binzer gesteigert zu “Komm schon, Laust, verheirate uns!”) . Oder Jacob “Cobber” Binzer, Gitarrist und Schönspieler, wie es nur noch ganz wenige gibt. Noch mehr als mit Laust Sonne ist mit Jacob Binzer endlich die ewige Frage nach dem unterschätztesten Gitarristen der Welt ein für alle Mal beantwortet. Der Mann spielt so unglaublich schöne Sachen… 
Und schließlich Jesper Binzer, Sänger, Gitarrist und Conferencier erster Güte. Seine Ansagen sind mit das Beste, was einem zwischen guten Rocksongs passieren kann. 

Seit 1989 haben D-A-D bislang sieben weitere reguläre Alben rausgebracht, wir können uns also auf ein paar weitere Jubiläums-Energie-Abende freuen!

Mange tak D-A-D.

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7 Gründe, warum Axl Rose der richtige Ersatzsänger für AC/DC ist - und wer es dennoch besser hätte werden sollen

17/4/2016

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Ein Gerücht war es ja schon länger, aber die jetzt veröffentlichte Nachricht kam dann doch überraschend:

Axl Rose wird bei den verbleibenden Daten der Rock Or Bust Tour den Platz von Brian Johnson als Sänger von AC/DC einnehmen.


Puh. Im Ernst?

Im ersten Moment eine befremdliche, ja fiese Überraschung, scheinen doch AC/DC und Axl Rose kaum zueinander zu passen. Kann man leicht für die schlechteste Idee der Welt halten.

Die disziplinierten Arbeitstiere auf der einen, der unzuverlässige Rumtreiber und Tunichtgut auf der anderen. Dem Herrn Rose eilt seit jeher sein Ruf voraus, die ins Unverschämte gesteigerte Unpünktlichkeit, das divenhafte Rummotzen, seine großes Talent der Fanverärgerung - all das ist nichts, was man für AC/DC als geeigneten Ersatz für den von Taubheit bedrohten und offenbar endgültig verabschiedeten Johnson vorschlagen würde.

Also eine überraschende, eine ungewöhnliche und vor allem bemerkenswerte Wahl. Aber das wäre das offensichtliche Ablenkungsmanöver mit der zwischenzeitlichen Ankündigung von Lzzy Hale auch gewesen. Und, das darf man jetzt schon konstatieren, so schlimm wie Mick Hucknall bei den Faces ist es jedenfalls nicht.
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Das Rock’n’Roll-Internet geht jedenfalls gerade ein bisschen steil über diese Nachricht. Schauen wir also mal, was an der Entscheidung dran ist. AC/DC werden ihre Gründe gehabt haben. Vielleicht auch diese:

1. Er kann singen
Ja, kann er, schon. Immerhin hat er mal den erfolgreichsten Sleazern der Welt vorgestanden. Das ist ja schon mal was. Den letzten Fan-Videos der ersten Reunion-Shows von Guns ‘n’ Roses nach zu urteilen, hat seine Stimme auch die Zeiten gut überstanden. Für AC/DC hat er ohne Zweifel die richtige Stimmlage.

2. Er kennt die Songs
Wohl der schwächste Grund, weil das auf viele andere auch zutreffen wird ;)
Aber dennoch, das macht die Probenarbeit bedeutend schneller. Zusammen mit dem nächsten Grund wird ein Schuh draus.


3. Er ist Profi
Ok, echte Profis würden vielleicht mit dem Thema Pünktlichkeit und Selbstbeherrschung  besser umgehen. Andererseits ist er seit mindestens 1985 Sänger. Und hat seine Band auch in den nicht so tollen Zeiten immer am Laufen gehalten. Sogar die ein oder andere Platte veröffentlicht. Er ist ausdauernd, einer mit Durchhaltevermögen. Ein Aspekt, der dem nimmermüden Angus durchaus imponiert haben wird.

4. Er ist ein Charakter
Das ist die nette Umschreibung für all die negativen Eigenheiten, die der Mann in der Vergangenheit zelebriert hat. Aber! Er rockt - und das schon im Sitzen.
Als ersten Coup vor dem Platzen der News-Bombe hat Axl mit Angus Young als Gast beim Guns ‘n’ Roses Konzert auf dem Coachella-Festival “Whole Lotta Rosie” rausgehauen. Und Hut ab! Die schieben die dralle Hardrock-Sau ohne Beanstandung mächtig durch den Stall. Auch wenn das vor allem an dem Song liegt. Aber den muss man erstmal richtig hinbekommen! Die Anzahl der Coverbands, die an AC/DC gescheitert sind, sie ist Legion.

Wenn Sie hier mal schauen möchten:
5. Er passt vom Alter
Zumindest einigermaßen… Axl ist 54, Angus als Jüngster bei AC/DC 61. Viele der anderen Vorschläge, die im Vorfeld aufkamen (Lzzy Hale, Joel O’Keefe von Airbourne, Cormac Neeson von The Answer…) wären kaum glaubhaft, die könnten allesamt ihre Kinder sein.

6. Der Gig ist ein prima Training für seine eigene Tour
Um sich fit zu machen für die Riesen-Tour mit Guns ‘n’ Roses, kann man kaum ein besseres Bootcamp als AC/DC durchlaufen. Und diese ganze Werbung durch den Aufruhr kann man auch als Reunion-Sensation immer gut gebrauchen.

7. Es gab keinen anderen
Klingt erstmal doof. Die Liste der Kandidaten war doch lang genug. Aber der so unpassend erscheinende Axl ist es geworden. Vermutlich waren die anderen beschäftigt. Oder krank. Oder nicht verfügbar a.k.a ausser Form. Oder tot.

Bon Scott, Steve Marriott, Freddie Mercury, Lemmy? Wie gesagt, schwierig…

Dave Evans? Hatte sich ja auch angeboten. Aber damals, neunzehnhundertpaarundsiebzig, hatten sie wohl ihre Gründe, ihn aus der Band zu kicken. Und die haben sich vermutlich bis heute nicht geändert. Noddy Holder von Slade wollte 1980 nicht. Jetzt wollen wohl AC/DC nicht mehr.

Paul Rodgers, Robert Plant, Mick Jagger, Paul McCartney, Steven Tyler? Ja, sicher ;) Passen ebensowenig wie ein unbekannter Newcomer, den man hätte nehmen können, der aber kaum mit dem Pensum von AC/DC mithalten könnte. Oder Celine Dion, die sich mit ihrer Version von “You shook me all night long” auf ewig einen Platz in der Hardrock-Hölle verdient hat.

Und dennoch! Einen gibt es, der es hätte werden sollen!

Obwohl wir doch nun sieben tolle Gründe für Axl gefunden haben, einen gibt es, der hätte alle guten Gründe neutralisiert:


Angry Anderson von Rose Tattoo!

Den hätten wir zu gerne gesehen! Würde nicht nur vom Alter super passen, von der Credibility, vom Sound und Stil sowieso. Und die Stimme. Und der Typ als solcher. Mann, DAS wäre eine Ansage gewesen.
Ist aber schwer rauszubekommen, was der liebe Angry gerade so treibt. Ähnlich wie Paul Di’Anno (auch keine schlechte Idee) ist wohl nicht mehr so im Saft wie einst.

Schade. Angry. Der wär’s gewesen.

Ach, einen haben wir ganz vergessen. Was ist eigentlich mit Brian? Ist er jetzt ganz raus? Einfach so? Bleibt er Ehrenvorsitzender? Was wird nach der Tour? Die Pressemeldung liest sich jedenfalls stellenweise wie ein freundlich-formelles Arbeitszeugnis. Das wird noch interessant...
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Warrior Soul live in Geleen (NL)

31/3/2016

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Vor ungefähr 25 Jahren waren Warrior Soul mal kurz the next big thing.

Aber zwischen karierten Baumwollhemden, traurigen Gesichtern und strähnigen Haaren nahmen sich Kory Clarke und seine Kumpane damals dummerweise etwas unpassend aus. Ihr politisch agitierter Punkrock passte nicht in die Zeit, traniges Gejammer und monotones Gitarrengezerre standen weitaus höher im Kurs.

Unsere erste gemeinsame Zeit hatten wir 1995 auf dem Dynamo Open Air im holländischen Eindhoven. Damals war es eine unglaublich große Menge an Menschen, die es auf das Festival-Gelände geschafft hatten, knapp 120.000 sagt die Wikipedia, und die muss es ja wissen. Die sanitären Anlagen waren nach kurzer Zeit kaum mehr als solche zu erkennen, Geschäfte jeglicher Art haben wir damals in den Kneipen der umliegenden Ortschaften erledigt. Andere Geschichte…

2016 stehen Warrior Soul jedenfalls wieder in Holland auf der Bühne. Nicht in Eindhoven, sondern in Geleen. Nicht mit vielen anderen Bands, sondern alleine. Selbst die beiden angekündigten Vorbands der aktuellen Tour haben es nicht bis ins Café de Meister geschafft. Schade, der Name Jesus Chrusler Supercar klang zumindest vielversprechend. Und auch leider nicht vor tausenden von Menschen.

Ob es nun auch wirklich Warrior Soul sind, die sich hier auf die kleine Bühne zwängen, darf man auch diskutieren. Es ist vor allem Kory Clarke mit drei neuen Mitstreitern. Dieses Mal aus Großbritannien. Bei seinem letzen Besuch in Sittard, was zufällig um die Ecke von Geleen liegt, war es noch eine italienische Punkkapelle, die Kory kurzerhand gekapert hatte. Stevie Pearce (Gitarre), Michael Branagh (Schlagzeug) und Christian Kimmett (Bass) heissen heute die Kämpfer - und kämpfen ist an diesem Abend Mission!

Denn es bedarf in der Tat der Seele eines Kämpfers, wenn man sich als professioneller Musiker einer Anzahl von Besuchern gegenübersieht, die die Belegschaft auf der Bühne knapp nur um das drei- bis vierfache übersteigt. Wie schon letztes Jahr in Sittard spielt Kory & Band vor fast leerem Haus, vor viel weniger Menschen, als es ihm zu gönnen wäre.

Und - auch wie schon beim letzten Mal - zeigt Kory Clarke, wie ein professioneller Musiker, Sänger und Entertainer arbeitet. Wieder einmal zeigt er, wie man 20 Besuchern einer holländischen Eckkneipe eine Top-Show bietet und den Laden in eine Halle mit 5.000 Fans verwandelt. Jeder Anwesende muss sich verzehnfacht gefühlt haben, so wie die Band sich für jeden Einzelnen (und die 4.800 virtuellen anderen) verausgabt und keinerlei Anzeichen für einen minderwertigen Gig zeigt. Wäre von seiner Stimme nicht ohnehin längst ein krustig kratzender Rest vorhanden, dieser Abend hätte großen Anteil an der Entwicklung gehabt. So verwandelt Kory die vermeintliche Niederlage in einen weiteren Sieg. Auch Drummer Michael Branagh hat sich der Stimmung nicht entziehen können. Sein Fazit auf facebook liest sich ganz treffend:
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Und ganz der Chronistenpflicht entsprechend sei auch noch ein Blick auf die Setlist geworfen:
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The Vintage Caravan live in Düsseldorf

20/3/2016

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Die Gitarren? Liegen weit entfernt von ihren eigentlichen Ständern irgendwo auf dem Bühneboden.

Der Boden an sich ist über und über mit goldenem Glitzerkonfetti übersät. Glitzerkonfetti! Im Pitcher!!
Das Schlagzeug? Daran klebt der Glitter an Resten von Flüssigkeiten verschiedenster Herkunft.
Vor der Bühne? 150 Freunde dunkler Kleidung und wunderbar altmodisch zurechtgezimmertem Hardrock. Die Luft ist dick, die Ohren dröhnen. Die Leute jubeln, alle lächeln.

So. Genau so hinterlässt man eine Bühne:
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Ja, eigentlich wollten wir ja keine Fotos mehr von Konzerten machen... aber das ist zu schön ;)

Die drei, die an diesem Spektakel im ausverkauften Pitcher Schuld tragen, ziehen sich verschwitzt und ebenso lächelnd in das winzige Backstage-Eckchen zurück, bevor sie dann die lange Schlange am Merchandising-Stand freundlich abarbeiten. Freundlich abgearbeitet haben Óskar Logi, Alexander Örn und Stefán Ari zuvor schon ihre gut zwei Stunden dauernde Setlist aus schwerem Blues, sexy Riffs und kranken Prog-Rhythmuswechseln.

Zu Gehör bringen die Männer aus dem Eis unter anderem Babylon, Craving, Shaken Beliefs, Let Me Be, Monolith, Last Day Of Light, Expand Your Mind, Winter Queen, Cocaine Sally, Carousel und das wunderbar paranoide (sic!) Midnight Meditation.

An Paul Kossoffs 40. Todestag einer Band zuzusehen, deren Gitarrist vielleicht einen ganz anderen Stil verfolgt, aber die Mimik des großen Free-Gitarristen erstaunlich ähnlich nachbildet und zudem noch ganz fein singen kann, erklärt, warum The Vintage Caravan das Pitcher ratzfatz ausverkaufen und sogar einen Zusatztermin anberaumen müssen. Musik, die weit älter ist, als die drei Jungs aus Island, vollgespickt mit bösen Akkordverschiebungen von Black Sabbath, verschwitze Melodie-Riffs von Deep Purple und klassische Drumfills von Led Zeppelin und Kiss zelebrieren Vintage Caravan vorzüglich an diesem Abend.

In jedem Song stecken mindestens 800 Assoziationen an andere Songs und Bands. Ein herrliches Bad in erfrischend neu interpretierten alten Songelementen. Im Gesamtbild erinnert das an die völlig zu Unrecht vergessenen Captain Beyond, einem Purple-Ableger der frühen 70er. Überdies wird das Konzert eingeleitet von AC/DC’s „It’s a long way to the top if you wanna Rock’n’Roll“. Nur weiter so, dann ist der Weg gar nicht mehr so lang. Und alle, die Vintage Caravan dann im Pitcher gesehen haben, können später großväterlich prahlen, sie hätten die schon gesehen als die noch in ganz kleinen… Jaja.

Fliegende Haare, Hipster-Bärte, Paisley-Hemden und schreiende Gitarren. Andere mögen Vintage Caravan als Epigonen-Band einsortieren. Wir finden es zu schön, dass die jungen Leute sowas heute noch können.

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The Passion Of Jon - Wie Jon Gomm in Frankfurt um den Klang ringt

23/2/2016

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Ein - oder besser - dieses Konzert von Jon Gomm zu beobachten, ist ein wenig, wie einem Kampf beizuwohnen.

Einem Kampf um Musik, um Fassung, um den richtigen Klang. Ausgetragen auf offener Bühne in der ausverkauften Frankfurter Brotfabrik. Zur Begrüßung stellt sich der Brite den rund 400 Besuchern kurz vor:
Hello, I’m Jon. I come in peace. Sort of…
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© Jon Gomm
Was zunächst als leichtfüßiger Witz erscheint, ist beinahe schon prophetisch dahergesagt von dem bärtigen, barfüssigen Mann, der in seinem schwarzen Hoodie einem groß gewachsenen Yoda ähnelt. Er mag ja in Frieden daherkommen, der Gitarren-Jedi-Ritter, doch ein paar Widrigkeiten haben ihm heute Abend offenbar den Krieg erklärt. Wie er auf der Bühne und später auch auf Facebook erzählt, sind die Tage auf Tournee mit einer bipolaren Störung eine gewisse Achterbahn und stellen stets ein neues Abenteuer für ihn dar. Manche Tage seien da schwerer und intensiver als andere. Emotionaler Ausdauersport würden die Song dadurch für ihn. Gut für das Publikum, schlecht für ihn.

Und man sieht der Performance in Frankfurt diese Achterbahn-Abfahrt an. Immer wieder atmet Jon Gomm schwer zwischen seinen vielschichtigen Songs, diesen musikalisch hochverdichteten Gebilden, die so ein hohes Maß an Können voraussetzen und alles andere als leicht runtergespielt sind. Deren akkurate Interpretation schon allein jede Menge Mühe mit sich bringt, bei denen gleichzeitig und ineinander verwoben Schlagzeug, Bass, Melodie und Klangeffekte aus der Gitarre hervorkommen und Jon Gomm noch dazu singt. Und das alles mit einem komischen Gefühl im Bauch, „ feeling a bit mental“, wie er selbst es nennt und dessen er sich die ganze Zeit zu erwehren scheint.

Man leidet mit, wenn dann in die Ruhe des Verklingens eines gerade gemeisterten Songs (nachdem man sich und Jon eine kurze Auszeit gönnen möchte, um sich wieder zu sammeln) der Jubel, gut gemeinte Zwischenrufe und lautes Pfeifen einbricht. Natürlich ist Jubel toll, und hier auch völlig zu Recht, aber der sichtlich schnaufende Gomm wirkt dadurch abgelenkt, sogar irritiert, zumindest angestrengt. Er bedankt sich freundlich. Eine weitere Front, an der er da zu kämpfen hat.

Gleich nach der Eröffnung mit dem „Stupid Blues“ demonstriert Jon Gomm ausgiebig und mit launigen Worten, wie man es anstellt, auf der Gitarre Schlagzeug und E-Bass zu spielen. Es folgen unter anderen noch „What's Left For You“, Chaka Khans „Ain't Nobody“, "Secrets Nobody Keeps" sowie „Wukan Motorcycle Kid“, das bislang unveröffentlichte „Deep Sea Fishes“ sowie das emotionale Meisterstück dieses Abends „Telepathy“.

Das Maß an technischen Fertigkeiten, die Jon Gomm anwendet, um seine Idee vom richtigen Klang aus seinem Kopf, durch die Gitarre, in die Köpfe des Publikums zu bringen, ist allemal anstrengend, meisterlich, bewundernswert. Die traditionellen Spielweisen der Gitarre lässt er dabei weit hinter sich, seine Hände sind auf, unter, neben, über und hinter seinem Instrument. Er schlägt, kratzt, scheuert, streichelt, zupft und wiegt seine alte vernarbte Lowden Acoustic, die er mit allerlei Klebeband, Polstern und anderen Umbauten ganz auf sich zurechtgeschneidert hat. Ihm scheinen alle Mittel recht, um aus seinem Arbeitsgerät den Klang herauszuzwingen, der ihm vorschwebt. Für herkömmliche Gitarristen wäre hier längst Schluß. So wie die Gitarre mittlerweile aussieht, scheinen die beiden mitunter einige harte Auseinandersetzungen gehabt zu haben.

Und nicht nur das Ringen um den Klang mit seiner Wilma (so nennt er seine alte Lowden-Gitarre) wirkt, als würde er es gerade schaffen, die Oberhand zu behalten -  da holt zum Finale, zu „Passionflower“, ausgerechnet, dem Stück, das ihn berühmt gemacht hat, die Verstärkertechnik nochmal zum Schlag aus und lässt Jon Gomm kurzerhand im Stich. Kurze Unterbrechung, neues Stimmen, Fehlersuche, Entschuldigungen. Die Konzentration muss er sich (schon) wieder zurück erkämpfen, zurück erobern, zurück zum Thema kommen, zurück in die Stimmung bringen. Der erstaunte Fan mit seiner Kamera, den Gomm kurzerhand auf die Bühne hebt, wird reichlich zu filmen bekommen haben.

Doch es ist ein Abend mit Happy End. Denn am Ende bleibt Jon Gomm der Sieger. Charmant lächelnd winkt er nach getaner Arbeit in den Saal und gibt - hoffentlich ebenso prophetisch - allerseits Entwarnung:
Don’t panic. It’s alright.
Die "Großen" haben eh genug Geld, sagt Jon Gomm,  deshalb wäre es ihm am liebsten, man kaufe seine Musik direkt über seine Website: www.jongomm.com
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Liebe, Wut und Verwesung - Slipknot live in Düsseldorf

5/2/2016

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„Düsseldorf, my fucking family!“
Ja, der Amerikaner ist bekannt für seine schnell zur Schau gestellte offene Herzlichkeit. Auch Corey Taylor, Schreihals bei Slipknot, ist da richtig gut drin. Er kann nicht nur über Blut und schlechte Laune singen, sondern den gut 10.000 Fans im Düsseldorfer ISS Dome wiederholt schön Honig um den Metaller-Bart schmieren. Alle hier und heute würden ihm und seinen Bandkollegen das Gefühl geben, nicht nur in Düsseldorf zu Besuch zu sein sondern sich hier „wirklich“ zuhause zu sein. Awwww, das ist sooo süß. Voll nett, der Corey…
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© Slipknot, www.slipknot1.com
Gut, er und seine anderen Slipknots sehen zugegebenermaßen überhaupt nicht nett aus, im Gegenteil. Die Maskierungen und der restliche große Zirkus, samt riesigem Samtvorhang auf der Bühne, und die nicht minder un-nett daherbretternde Musik, das alles lässt von außen nicht gerade auf allzuviel emotionale Abstufung schließen. Aber damit - und hier beginnt das Loblied auf Slipknot - tut man den Neun aus Des Moines, Iowa, Unrecht. Sich über die Masken und die Wand aus Lärm, die sich dem Novizen entgegenstellen, vorschnell ein Urteil zu bilden, ist nur allzu leicht.

Apropos Masken. Dass Slipknot am ersten Karnevalsfeiertag in Düsseldorf ihr Kostümfest veranstalten, ruft genauso schnell eine Reihe an Kalauern und naheliegenden Koinzidenz-Witzchen auf den Plan. Ich schlage vor, wir hauen die schnell raus, dann haben wir sie aus dem Kopf:

Haha, ein Clown, ein Zombie und Arbeits-Overalls - die sehen ja aus wie die kaputten Village People.
Das drei mal Dreigestirn aus Iowa. Oder auch: Der 9er-Metal-Rat der Junksitzung.
Slipknot Hel(l)au! Tätää. Danke.

Zurück zum Thema. Die vorschnell unterstellte Eintönigkeit. Das widerlegen Slipknot in Düsseldorf schon, bevor sie nur einen Ton zum besten gegeben haben. Als Intro, bevor das Licht ausgeht, die Menge losjubelt und sich der rote Vorhang öffnet, spielen sie über die PA „Ashes To Ashes“ von und für David Bowie. Naheliegenderweise hätte man doch eher auf Motörhead getippt, als Ehrung für den anderen großen Verlust dieser Tage im jungen Jahr 2016, Lemmy Kilmister. Tja, das wäre eben zu naheliegend und zu einfach. Stattdessen Bowie.

Und ein weiteres Mal überraschen Slipknot dann mit der Pausenmusik vor den Zugaben: „Hell“ von den zu Unrecht völlig unterschätzen Tiger Lillies aus London. Weiter weg von Slipknot mag einem zunächst keine Band erscheinen. Helene Fischer vielleicht. Aber, nein, wir sprachen ja von Musikern…

Bowie und die Tiger Lillies. Bei fucking Slipknot. Toll. Chapeau!

Was dann in den knapp zwei Stunden folgt, ist wunderbar zu erlebende visuell-akustische Hedonie, ein enthemmtes Fest für die Sinne, wenn auch ein schroffes, ins Extrem getriebenes. Lieder zwischen Liebe und Maden, zwischen Wut und Verwesung, die Themen amerikanischer Adoleszenz auf dem Lande, inszeniert von den neun Männern, die, wir haben’s mehrfach erwähnt, für den Auftritt natürlich wieder in ihr kleines, schwarzes, mumifiziertes geschlüpft sind. Wobei man, ketzerisch und bei aller Liebe, vier Leute locker weglassen könnte, ohne, dass man das wohl sofort merken würde. Die Kernband um Taylor mit den Gitarristen Jim Root und Mick Thomson, sowie dem Paul Gray-Nachfolger Alessandro Venturella am beleuchteten Bass und Jay Weinberg (übrigens Sohn von Max Weinberg, Bruce Springsteens E-Street-Band Drummer. Ob Papi wohl stolz ist?), der Joey Jordisons Platz am Schlagzeug übernommen hat, reichen vermutlich locker aus, um ihren Standpunkt deutlich zu vermitteln.  

Die Setlist enthält natürlich Songs des jüngsten Albums, „.5 The Gray Chapter“, anteilig ist aber „Iowa“ weit mehr vertreten. Das Album feiert 2016 sein 15. Jubiläum. Den Fans ist das mehr als recht. Zu erleben, wie das ganze ISS Ei den Text zu „Psychosocial“ inbrünstig mitsingt, ist schlicht beeindruckend, ohne zu einem peinlichen Bon-Jovi-Moment zu verkümmern. Kurz ist man sogar geneigt, zu glauben, dass in diesem Moment die Anerkennung von Corey Taylor echt ist. Sehr schön auch die bei jedem Konzert zelebrierte Hinhock-und-wieder-hochspringen-Aktion im Saal während des Songs „Spit It Out“.

Zu allen Songs laufen auf der Riesen-Leinwand über dem Riesen-Schlagzeug Videos mit kunstvoll in Szene gesetzten Nahaufnahmen von Dingen, die man sich eigentlich nicht mal aus der Ferne anschauen möchte. Verstörend, faszinierend, wie ein Autounfall, auf den man mit Abscheu und Faszination zugleich starrt. Ähnlich ins Extrem geführte, oder darf man schon sagen pervertiert, sind die T-Shirt-Preise. Das angereiste Mitglied der „fucking family“ darf sich hier an Gewirk erfreuen, dass auch mal zwischen 50 und 70 Euro kosten darf. Egal, muss man ja nicht zugreifen.  

Was nehmen wir mit? Erinnerungen an einen „besonderen“ Abend, der eine „harte“ Erkenntnis liefert: Hört man sich erstmal durch die Masken und den vordergründigen Lärm hindurch, verbergen sich hinter der maskiert-verkrusteten harten Schale durchaus schöne Lieder mit teils anrührendem Kern. „Left behind“, "Dead Memories" etwa oder das erwähnte „Psychosocial“: Es wird höchste Zeit, dass die Spezialisten für derlei musikalische Detektiv- und Archäologie-Arbeit, die wunderbaren Hellsongs aus Schweden, sich dieser Songs auch einmal annehmen. Oder er hier, Isaac Birchall, hat das schon sehr gut angefangen:


Und ansonsten, zum Reinkommen, erstmal die Originale:

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