![]() Bei kaltem Licht betrachtet, ist es ja völlig altmodische Musik, die der Gitarrist und Sänger Brian Setzer auf der Bühne des ausverkauften Kölner E-Werks präsentiert. Rockabilly der ganz alten Schule spielt der 46-jährige Amerikaner im funkelnden rot-schwarzen Flammen-Anzug und er ist erfolgreich damit wie selten zuvor. Bis in die Top 20 hat es sein aktuelles Album “Rockabilly Riot! Vol. 1: A Tribute To Sun Records” bereits in Deutschland gebracht. Darauf feiert er die Helden des legendären Sun-Plattenstudios, die ihre größten Tage hatten, als man hierzulande noch mit drei Programmen und ohne Farbe im TV auskam: Carl Perkins, Jerry Lee Lewis, natürlich Elvis und viele mehr. Sun Records, das löst bei den Anhängern von Petticoat und Pomade einen ähnlichen Schauer der Ehrfurcht aus wie für Klassik-Freunde die legendären Langspielplatten mit dem Hund vorm Grammophon. In den langen Jahren, während der sich Setzer viele Verdienste um die Musikkultur des frühen Rock’n’Roll erworben hat, ist die einstmalige Tanzkeller-Musik durchaus lauter und verzerrter geworden, die Kleidung schriller, die Koteletten länger und die Haartollen höher, aber das Flair der frühen Jahre bleibt greifbar. Mit seiner Begleitband, den „Nashvillains“ (Buddy Holly-Doppelgänger Bernie Dresel am Schlagzeug; Kevin McKendree an Klavier und Gitarre sowie Ronnie Crutcher am Slap Bass) zelebriert er auf der Bühne ein Programm mit den Archiv-Schätzen der Sun-Studios sowie seinen eigenen Hits, die er als Frontmann der Stray Cats und dem Brian Setzer Orchestra schrieb. Kracher wie "Red hot", "Peroxide blonde"und "Cat clothes" werden von den Fans ebenso bejubelt wie der „Stray Cat Strut“ oder „Sleepwalk“. Setzers Fans halten indes nicht nur den Wirtschaftzweig der Frisiercremes am Leben, sie sind bemerkenswert gemischt. Neben dem reich tätowierten Neo-Ted knapp unter 30 stehen Synkopen-süchtige Senioren, die zusammen ausgelassen feiern. Höhepunkte des Abends markieren Ronnie Crutcher in „Fishnet Stockings“ mit seinem spektakulären Solo am Schlagbass, dem er mit seinen bandagierten Fingern ordentlich die Saiten versohlt, und Setzer selbst mit einer jazzig-feinen Instrumental-Version von „Blue Moon“. Hier kann der Instrumentalist Brian Setzer glänzen und seine Gretsch-Gitarre, die er zwischendurch witzigerweise einfach so in alten Blech-Kübeln abstellt, in überaus warmem Licht erstrahlen lassen. – erschienen im Juli 2005 in der Westdeutschen Zeitung Düsseldorf
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Der Popwart
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