Interview mit Ennio Marchetto

28/11/2014

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Der Venezianer Ennio Marchetto bezeichnet sich selbst als "living paper cartoon". 

Er parodiert, mimikriert und karikiert berühmte Menschen und Gegenstände in seiner Show, während der er in einer Stunde in gut 50 Kostüme schlüpft, die nur aus Papier gemacht sind. 
Ich hab mich mit dem Pappkameraden unterhalten.

Bild
© Ennio Marchetto

WZ: Wie würden Sie sich selbst beschreiben? Sind Sie Comedian? Pantomime? Papierkünstler? Karikaturist?
Ennio Machetto: Eigentlich ist es genau dieser Mix aus alledem. Am liebsten beschreibe ich mich aber als living paper cartoon, ein lebendiger Comic. Es ist eine Art visueller Comedy. Mein Programm verbindet alle diese Elemente, es ist für alt und jung gleichermaßen ansprechend und unterhaltsam.

WZ: Sie wurden als „transformista“ beschrieben. Was bedeutet das?
EM: Das ist ein italienischer Begriff für jemanden, der sich in sehr viele verschiedene Facetten und Menschen verwandeln kann. Ich verwandele mich während meiner Show auch in sehr viele Charaktere, insofern passt der Begriff wohl auf mich.

WZ: Sie beherrschen mehrere Sprachen, sprechen aber in Ihrer Show kein Wort.
EM: Ja, richtig, ich spreche Englisch, Französisch, Spanisch und Italienisch, bewege aber während der Show nur die Lippen. Immerhin „spreche“ ich dabei bis zu siebzehn verschiedene Sprachen. Deutsch habe ich übrigens nicht gelernt, das ist viel zu kompliziert für mich als Italiener, auch wenn ich finde, dass es eine sehr schöne Sprache ist. 

WZ: Wie viele Charaktere zeigen Sie denn während des Programms?
EM: Es sind 50 Kostüme in rund einer Stunde. Ich wechsele also immer nach etwa einer bis eineinhalb Minuten die Verkleidung. Ich habe Personen aus den 50ern wie Marilyn Monroe oder Elvis bis zu Lady Gaga oder auch Helene Fischer dabei. Es ist eine sehr schnelle Show, teilweise verwandele ich mich sogar direkt vor den Augen des Publikums.

WZ: Sie haben auch extra deutsche Charaktere in Ihrer Show?
EM: Ja, Helene Fischer habe ich speziell für Deutschland ausgesucht. Außerdem zeige ich Udo Lindenberg, wie er sich in die Biene Maja verwandelt. Oder auch Rammstein, das ist immer eine besondere Überraschung, die erwartet wirklich niemand. Und natürlich Nina Hagen, die ich seit meiner Jugend verehre. Ich singe ein Lied ihrer ersten Platte, damals war ich auch selber Punk. 

WZ: Und auch Angela Merkel?
EM: Ja, auch Angela Merkel. Sie verwandelt sich dann in Helene Fischer. Vorher tippt sie bei mir aber immer nur an ihrem Handy herum.

WZ: Ihre Kostüme sind nur aus Papier. Gehen die nicht schnell kaputt?
EM: Nein, zum einen sind sie gut gearbeitet, zum anderen gehe ich vorsichtig damit um. Meine Mona Lisa ist schon drei Jahre alt und hält immer noch. Über die Jahre habe ich mindestens 400 Kostüme gemacht.

WZ: Wie lange dauert es, bis Sie alle Kostüme für einen Auftritt zurecht gelegt haben?
EM: Eine Stunde, fast genauso lange wie die Show selbst.

WZ: Wie entscheiden Sie, welche Person in Ihrem Programm auftritt?
EM: Es muss eine sehr prominente Person sein. Und sie muss mir einen guten Gag liefern, zum Beispiel durch ihr Aussehen oder eine Textzeile, die ich parodieren kann. Wenn ich eine Idee habe, kann das Kostüm und die Nummer in fünf Minuten im Kopf fertig sein. Ich habe die Heavy Metal Band „Lordi“ innerhalb eines Tages nach ihrem Grand-Prix-Sieg ins Programm genommen, das hat sehr gut funktioniert. 


– erschienen im November 2014 in der Westdeutschen Zeitung Düsseldorf

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