Der Schnellpoptopf: Musikgeschichte(n), schnell erzählt und ohne harten Faktenzwang. Heute: Metallica. Cliff Burton. Black Album. Yeeaaawwwww! Eigentlich reichen diese drei Hinweise, um es Metal-Fans herausprusten zu lassen: 'tallica!! Was diese dann nicht mehr so gerne hören wollen, sind so Worte wie: St. Anger. Lars Ulrich. Lulu. Das sind ziemliche Abturner und der Umgang mit diesen Kapiteln der Bandgeschichte unterscheidet zwischen den so-ein-bisschen-Metallica-Fans und echten Metallica-Die-hard-Anhängern. Letztere sehen der Band nämlich sogar *das* nach. Warum wir heute eigentlich noch über Metallica reden und wofür man James Hetfield, Lars Ulrich, Dave Mustaine und Cliff Burton zunächst natürlich in die offiziellen Metal-Annalen eintragen darf, ist die Tatsache, dass sie Anfang der 1980er – während die anderen Schwermetaller damals ihre Haare noch im Vierviertel-Galopp von Iron Maiden, Saxon oder Judas Priest schwingen ließen – dem Heavy Metal ein neues Genre hinzugefügt haben: Speed Metal*. Metallica brachialisierten den Sound ihrer Zeit in eine Musik, die endlich danach klang, wonach Kiss immer ausgesehen haben. Die "Schockrocker" Kiss dagegen klangen damals leider immer mehr so, wie die Bay City Rollers aussahen. Wofür man Metallica heute am liebsten im Gedächtnis hält, ist, dass sie mit Cliff Burton mal den coolsten Bassisten der Welt hatten, der in Zeiten von Neon-Spandex-Hosen (hallo Bruce Dickinson) immer noch als Hippie rumlief, inklusive Geezer-Butler-Matte, Schlaghosen, verzerrtem Wah-Wah-Bass und – wie cool ist der Kerl – ein Bass-Solo auf der Debüt-LP. Allein dafür sei ihm ewiger Ruhm zuzugestehen. Er ist der Einzige, der jemals Lemmy von Motörhead auf den Thron des personifizierten Heavy Metals hätte folgen können. Hätte. Denn am 27. September 1986, Metallica waren in Schweden auf Tour, kredenzte ihnen das Rock'n'Roll-Schicksal einen fest gemeißelten Eintrag in das dicke Buch der Musiktragödien: Der Tourbus verunglückte und Cliff Burton kam bei dem Unfall mit gerade mal 24 Jahren ums Leben. Metallica verloren den Mann, von dem sie selbst immer sagten, er sei der Musikalischste von ihnen gewesen. In der Besetzung James Hetfield, Lars Ulrich, Jason Newsted am Bass und Kirk Hammett an der Gitarre wuchsen Metallica in den Jahren danach zu Stadiongröße heran, wurden immer erfolgreicher, an Reichtum reicher und, wie so oft, an Sympathien ärmer. Sie veröffentlichen einen Genre-Klassiker nach dem anderen, bis in der Folge des "Black Albums" die stilistische Zerfaserung und Suche losging. Mit den Alben "Load" und "Reload" waren die Metallica ursprünglicher Prägung dann eigentlich erledigt. Das sind aber andererseits zwei sehr gute Platten, Marianne Faithful singt auf einer mit. Aber es nur eben keine Metallica-Platten mehr. Und weil sie mit Musik nix mehr vom Teller zogen und es ihnen offenbar auch sonst langweilig wurde, suchten sie sich andere Betätigungen. James Hetfield professionalisierte seine Trunksucht, Jason Newsted flirtete mit anderen Bands (wofür er dann auch später rausgeworfen wurde) und Schlagzeuger Lars Ulrich machte in Kunst. Sein Modell: Irgendwelche Bilder kaufen und dann teuer verhökern, weil sie dann ja mal ihm gehörten. Und er outete sich im Rahmen seines digitalen Kriegs gegen die Download-Börse Napster als unglaublich humor- und sympathieloser Typ, wofür er heute noch inbrünstig gehasst wird. Die als "Reiß-Dich-zusammen"-Selbsterneuerung geplante Platte "St. Anger" ging dummerweise komplett "dans le pantalon", wie der Tscheche sagt. Auf der das Drama dokumentierenden DVD "Some Kind of Monster" kann man sich das Debakel schön mit ansehen, inklusive der Wahl des sehr, sehr fähigen, aber auch sehr, sehr unpassenden neuen Bassisten Robert Trujillo. Traurig. Tja, das bis dato letzte Album "Death Magnetic" war auch nix, Metallica sind im Jahr 2014 zu einer Festival-only-Band erstarrt, die alte Metallica-Hits on demand runternudelt. Auch traurig. Und Lulu. Alter Schwede. Lulu! Darüber mag man kaum sprechen. Dass die Zusammenarbeit von Metallica und Lou Reed (Lou Reeeeed!!) derart unnütz und frappierend ennuierend werden würde, hätte man sich nicht träumen lassen. Sehr traurig. Fazit: Alter Metallosaurus, der mal stilprägend wirkte. Hatten mal den coolsten Bassisten der Welt, haben heute nur noch den unsympathischsten Drummer der Welt. * Speed Metal? Der ein oder andere mag aufschreien: Das ist doch Thrash Metal! Oder Trash Metal! Oder sonstwas. Wie auch immer. Vielleicht widmen wir dem Thema Stilkunde und seinen wirren Blüten auch noch mal einen Aufsatz ;)
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Der Popwart
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