Konrad Beikircher live in Düsseldorf

21/1/2005

0 Kommentare

 
„Florestan, Schweinekopp?“
Ja, man darf fragend den Kopf schütteln und sich wundern, was diese merkwürdige Äußerung wohl zu bedeuten hat. 

Konrad Beikircher erging es 1965 ganz ähnlich, als er aus Wien kommend das Rheinland unvorbereitet kennen lernte und ihm als junger Student der Psychologie, in korrektem rheinischem Zungenschlag „Züscholojie“ genannt, diese Sprachlaute von seiner Bonner Wirtin entgegen geworfen wurden. Beikirchers langwierige und leidvolle Aufgabe, das rheinische Platt auf eigene Faust erkunden zu müssen, bleibt dem Premierenpublikum seines Programms „Altes und Neues zwesche Himmel un Ääd“ in der ausverkauften Tonhalle erspart, denn der gut aufgelegte Gastgeber erklärt uns die hochkomplexe Sprache der zwischen Bonn und Düsseldorf Geborenen mit viel Leidenschaft und genussvoll auskostendem Sprachwitz. 

Im Nachhinein verklärt sich dabei die grob gestrickte Herzlichkeit, mit der ihm damals der zweifelhafte Kosename „Schweinekopp“ verliehen wurde, zu der von ihm so hoch geschätzten robusten Art der „rheinischen Aborigines“. Und mit „Florestan“ ist nicht etwa der befreite Gatte aus Beethovens Oper Fidelio gemeint. Nein, Beikircher entwirrt die  ineinander verschobenen Laute, bis sich schließlich die hochdeutsche Frage nach der Uhrzeit herausschält: „Wie viel Uhr ist denn?“

Dass Konrad Beikircher die Premiere seines Programms, eine Melange aus alten und neuen Texten, in Düsseldorf platziert, ist kein Zufall. Beinahe reumütig räumt der sympathische Plauderer an seinem kleinen Stehtisch ein, der Landeshauptstadt in den letzten Jahren doch etwas arg zugesetzt zu haben und sein Bild des „rheinischen Universums“ etwas zu stark auf die stromaufwärts liegende Domstadt zentriert zu haben. 

Nach dem Studium der Düsseldorfer Stadtgeschichte müsse er aber das Bild revidieren, denn noch 1288 hätten Düsseldorfer und Kölner in der Schlacht von Worringen Seite an Seite erfolgreich gegen „fiese Drecksäcke“ gefochten. Um diesen gemeinsamen Geist zu bewahren, schießt sich Konrad Beikircher auf sein letztes verbliebenes Feindbild ein, den Westfalen. Für diesen, sich angeblich nur durch Pollenflug fortpflanzenden Menschenschlag, stimmt er zum Schluss noch die bejubelte, schelmisch intonierte Version der Westfalen-Hymne an. Riesiger, verdienter Applaus.

– erschienen im Januar 2005 in der Westdeutschen Zeitung Düsseldorf

0 Kommentare

    Der Popwart
    Musikblog aus Düsseldorf

    Ich schreibe gern. Am liebsten über Musik, Konzerte und Kram. Manchmal für die Zeitung. Manchmal ungefragt.

    Impressum
    Mein Buch über
    Progressive Rock & Klassische Musik
    für 4,99€ 
    PDF Download

    Worüber ich schon geschrieben habe:

    Alle
    6-Zylinder
    Abdullah Ibrahim
    AC/DC
    Ace Frehley
    Adam Noidlt Missiles
    Alfred Biolek
    Alich Und Pause
    Altstadtherbst
    André Rieu
    Angelo Branduardi
    Annett Louisan
    Anton Webern
    Arctic Monkeys
    Ata Tak
    Ausbilder Schmidt
    Auto! Auto!
    Avril Lavigne
    Axl Rose
    Backyard Babies
    Barbara Schöneberger
    Bb-king
    Bela-bartok
    Ben Becker
    Bobby McFerrin
    Branford Marsalis
    Brian Setzer
    Bushido
    Butcher Babies
    Carolin Kebekus
    Cat Stevens
    Charlotte Roche
    Chick Corea
    Chris Norman
    Christian Jost
    Christoph Maria Herbst
    Cirque Invisible
    Cream
    D-A-D
    Daliah Lavi
    David Copperfield
    Deep Purple
    Dick Brave
    Die Prinzen
    Dieter Hildebrandt
    Dieter Nuhr
    Dweezil Zappa
    Edvard Elgar
    Ennio Marchetto
    Ensemble Notabu
    Esbjörn Svensson Trio
    Eure Mütter
    Faiz Ali Faiz
    Familie Popolski
    Fanny Hensel
    Felix Mendelssohn Bartholdy
    Free
    Fury In The Slaughterhouse
    Gayle Tufts
    Georg Schramm
    Gerd Dudenhöffer
    Gerd Weismann
    Gerhard Oppitz
    Gewandhaus Quartett
    Giuseppe Verdi
    Götz Alsmann
    Green Day
    Gustav Mahler
    Gustavo Dudamel
    Harlem Gospel Singers
    Hector Berlioz
    Helge Schneider
    Helmut Lotti
    Hermann Van Veen
    Howard Skempton
    Hugo Strasser
    Ina Müller
    In Extremo
    Ingo Appelt
    James Brown
    Jan Delay
    Jango Edwards
    Jens Heinrich Claassen
    Joan Baez
    Johannes Brahms
    Johann Sebastian Bach
    John Lennon
    Joja Wendt
    Jon Gomm
    Jörg Knör
    Juilliard String Quartet
    Jürgen Becker
    Kaya Yanar
    Kelly Rowland
    Kiesgroup
    Kimmo Pohjonen
    Kim Wilde
    KISS
    Klaus Lage
    Konrad Beikircher
    Kory Clarke
    Liza Minelli
    Louis Armstrong
    Luciano Pavarotti
    Ludwig Van Beethoven
    Maceo Parker
    Manni Breuckmann
    Mario Adorf
    Marius Jung
    Mark-Andreas Schlingensiepen
    Markus Stockhausen
    Mathias Tretter
    Matthias Richling
    Max Goldt
    Max Greger
    Max Raabe
    Meret Becker
    Metallica
    Michael Hirte
    Mireille Mathieu
    Mischa Maisky
    Missfits
    MonaLisa Twins
    Morimur
    Mozartband
    Mustasch
    Nana Mouskouri
    Neil Diamond
    Nelly Furtado
    Nick Drake
    Nigel Kennedy
    Oskar Gottlieb Blarr
    Pat Metheny
    Patti Smith
    Paul Kossoff
    Paul Kuhn
    Paul Panzer
    Paul Potts
    Paul Rodgers
    Peter Kraus
    Peter Maffay
    Peter Ustinov
    Peter Weiss
    Pharrell Williams
    Pink Floyd
    Ponticellos
    Pur
    Queen
    Queen Bee
    Ragna Schirmer
    Ramones
    Reginald D. Hunter
    Return To Forever
    Robert Cray
    Roger Cicero
    Roger Waters
    Roger Willemsen
    Rolling Stones
    Ronan Keating
    Schnellpoptopf
    Serdar Somuncu
    Sergej Rachmaninow
    Shakira
    Shlomo Mintz
    Sissy Perlinger
    Slipknot
    Soil & Pimp Sessions
    Sol Gabetta
    Sonderjyllands Symfonieorkester
    Spandau Ballet
    Stephen K Amos
    Stromae
    The Calling
    Them Crooked Vultures
    The Tiger Lillies
    The Who
    Thomas Battenstein
    Thomas Freitag
    Tom Gaebel
    Tori Amos
    U2
    Udo Jürgens
    Ukulele Orchestra Of Great Britain
    Unheilig
    Vintage Caravan
    Warrior Soul
    Winery Dogs
    Wolfgang Amadeus Mozart
    Yo-Yo Ma
    Yusuf Islam

Powered by Create your own unique website with customizable templates.
Der Popwart: Musik-Nerdism und ungefragte Reviews