Lässt man den Blick beiläufig über die rund 40-Jährige Karriere von Peter Maffay streifen, fällt wohl am ehesten auf, in wie vielen verschiedenen stilistischen Welten sich Maffay bisher tummelte. Aus seiner klingenden Vita ragen zunächst solche Schlagerpfeiler wie „Du“ und „Über sieben Brücken“ hervor, bevor der Barde sich Anfang der 80er Jahre nach seinem Märchen-Ausflug „Tabaluga“ verstärkt schwarzer Lederbekleidung und deutscher Rockmusik zuwandte. Schaut man heute genauer hin – Gelegenheit dazu bot sich im Rahmen der „Ewig“ Tournee in der fast ausverkauften Tonhalle – sieht man den „kleinen Peter“, wie er sich selbst gern nennt, immer noch in schwarzem Leder, schweren Motorradstiefeln und ärmellos, die starken Oberarme reich tätowiert. Um der Vielfalt seines Oevre gerecht zu werden, spielt Maffay zunächst Songs aus der neuen CD „Ewig“, tritt dann zu Seite, um im zweiten Teil seinen Musikern und Gästen Solo-Einlagen zu erlauben, bevor er zum Schluß „mal ein paar alte Songs rauskramen“ werde. Obwohl die Ankünding alter Titel wie „Eiszeit“ oder „Tiefer“ den meisten Applaus bekommt, sitzen einige Damen im Publikum bereits beim ersten Song „Schnee, der auf Rosen fällt“ auf den Vorderkanten ihrer Plätze. Lange hält dies aber niemand aus, viele Lieder werden im Stehen gefeiert. Allerdings scheint die Verlockung, ruhige Stücke im flauschigen Gestühl einzunehmen doch recht groß, denn zu den vielen Balladen nimmt das Publikum wieder Platz. Das ändert sich erst bei dem bunten Reigen an Gästen, allen voran Maffays Ur-Gitarrist Frank Diez, der begeistert begrüßt wird und alte Fans aus den Sitzen springen lässt. Jon Smith (Saxofon) und Eva Padilla (Gesang) sind weitere Besucher. Peter Maffay zeigt sich mit Kompositionen wie „Die Liebe bleibt“, „Es gibt zum Glück noch die Liebe“ oder „Auf den Scherben unserer Welt“ als ein Mann, der sich musikalisch weniger zwischen alle Stühle stellt als vielmehr gekonnt darauf Platz nimmt. Er vereint heute manchmal etwas dick aufgetragene Betroffenheits-Prosa der 80er Jahre mit einer mächtig nach vorne schiebenden Rock-Walze, die sich viel Gutes von den Rolling Stones und Creedence Clearwater Revival abgeschaut hat. Angetäuschte Song-Schlüsse, lange Soli und immer wieder aufgenommene Refrains, zuweilen mit bis zu fünf(!) E-Gitarren gespielt, erzeugen eine beeindruckende wie mitreißende Klangkulisse. Selten hat die Tonhalle einen so lauten, aber gleichwohl ausgewogenen Sound erfahren. Die exquisite Band mit Bertram Engel (Schlagzeug), Carl Carlton (Gitarre), Peter Keller (Gitarre), Pascal Kravetz (Gitarre), Jean-Jacques Kravetz (Keyboards), Ken Taylor (Bass) sowie Ray Cooper (Percussion) ist eine Hautevolee von Sidemen, die rockmusikalisches Handwerk allererster Güte abliefern. Erst drei Stunden später hat Peter Maffay genug Material ausgegraben, um nach weiteren drei Zugaben die Bühne endgültig zu verlassen. – erschienen im März 2009 in der Westdeutschen Zeitung Düsseldorf
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Der Popwart
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