![]() Seit gut 35 Jahren singt uns Hermann van Veen mit seiner eigentümlichen Tenor-Stimme schon ins Gewissen. Noch dazu ist er am 14. März 60 Jahre alt geworden. Höchste Zeit also, dem Niederländer eine Ehrung zuteil werden zu lassen. Doch das Festkonzert zu seinem 60. in der Philharmonie Essen veranstaltet van Veen selbst. Auch das obligatorische Geburtstagsständchen muss er dem Publikum im fast ausverkauften Saal erst während eines vorgetäuschten Handy-Gesprächs abluchsen. Wenn man sich eben nicht um alles selber kümmert. Überhaupt kein Geschenk haben ihm die Soundtechniker gemacht. Die Wiedergabe der vielen talentierten Stimmen und Instrumente auf der Bühne machen brummende Rückkopplungen und dumpf dröhnender Klang unter sich aus. Neben Tänzerinnen und seiner 12-köpfigen Begleitband, in denen natürlich die altgedienten Recken wie Harry Sacksioni (Gitarre) und Erik van der Wurff (Klavier, Bass) nicht fehlen dürfen, treten während der gut dreieinhalb Stunden auch van Veens treue Wegbegleiter Klaus Hoffmann, Heinz Rudolf Kunze und der ganz in weiß gewandete Sunnyboy Reinhard Mey auf. Mey, mittlerweile selbst schon 63 Jahre alt, stiehlt dabei dem Jubilar beinah die Schau, als er seinen Abschiedsgruß „Gute Nacht Freunde“ auf Niederländisch anstimmt. Weitere Gäste sind die höchst beeindruckende Gitarristin Edith Leerkes, die Sängerinnen Lori Spee und Karin Hougaard sowie van Veens Tochter Anne. Das Älterwerden ist Herman van Veen gut bekommen, er ist endlich in der Rolle des netten Opas angekommen, der mit seinen unzähligen Geschichten ohne Mühe einen ganzen Abend lang unterhalten kann. Hier und da streift er mit treuherzigem Blick die Grenze zu etwas traniger Betroffenheit, das war aber zu erwarten und gehört nun mal dazu. Höchstleistungen bringt er nicht mit seinen vielen freudig begrüßten Liedern wie „Ich hab ein zärtliches Gefühl“ oder „Später“, sondern mit seinen schelmischen Texten. Etwa die Geschichte des gottfürchtigen kleinen Hermann, der im Flüsterton seine kindliche Angst vor seinem Schöpfer schildert. Da Gott natürlich immer alles sah und wusste, glaubte er, Gott müsse überall Augen haben. Mit Betonung auf Überall, selbst an Stellen, die eigentlich für alles andere als das Sehen gedacht sind. In kleinen katholischen Gemeinden in Deutschland hat er diese Geschichte übrigens nie erzählt, gesteht er. Da zwickt ihn wohl doch sein schlechtes Gewissen. – erschienen im Juli 2005 in der Westdeutschen Zeitung Düsseldorf
0 Kommentare
|
Der Popwart
|