![]() Das große politische Kabarett ist Jörg Knörs Sache sicher nicht. Auch feinsinnige Kommentare zum Lauf der Welt sind von ihm eher nicht zu erwarten. Er ist vielmehr ein Mann fürs Handfeste, einer, der die Klaviatur der leichten, manchmal auch seichten, Unterhaltung meisterlich zu bedienen weiss. Bei der Premiere seines neuen Programms „Alles nur Show“ im zu drei Vierteln gefüllten Theater an der Kö dauert es dann auch keine zehn Minuten, bis sich der thematische Rahmen fest im Sub-Gürtel-Bereich eingependelt haben. So erleben wir zu Beginn etwa Jochen Busse und Papst Bendikt beim Umgang mit Kondomen, anschließend besingt der jüngst zum Nichtraucher gewordene Jopi Heesters die „Zigarette danach“, gegen Ende ist es Panik-Opa Udo Lindenberg, der ein Lied darüber anstimmt, dass er jetzt „altersschwul“ wird. Die zwei von Knör gestalteten Stunden bieten nicht weniger als 35 prominente Stimmen, die er beeindruckend, zum Teil sogar umwerfend gut beherrscht. Was er diesen Personen in den Mund legt, gerät zur herzhaft belachten Parade von frivolen Albernheiten, schlüpfrigen Kalauern und süffisanten Gags. Und nicht nur Stimmen vermag der 51-Jährige zu imitieren, auch Gesten und Mimik sitzen bei Karl Lagerfeld, Gerhardt Schröder, Helmut Schmidt, Rainer Calmund, Roberto Blanco, Dieter Bohlen, Bruce Darnell, Heinz Erhardt und selbst Kollegen wie Martin Schneider und Mario Barth zum Niederknien schön. Einen roten Faden erkennt man nicht unbedingt, das ist aber auch nicht notwendig, allein die scheinbar lose Abfolge von Knörs Talent-Kostproben bietet genug Unterhaltungsqualität, um sich ins gemütliche Gestühl des Theaters zurückzulehnen und dem an sich herumzupfenden Knör genußvoll von Hölzchen auf Stöckchen zu folgen. Sich selbst sieht Jörg Knör als „Entertainer unter den Comedians“, doch muss er einsehen, dass viele seinen Wunsch nach dieser Sonderstellung noch nicht bemerkt haben. Wer hätte schließlich gewusst, dass Jörg Knör auch ein sehr guter Sänger, Saxofonist, Karikaturist und Zeichner ist? Ja, und manchmal scheint zwischen den Programmpunkten auch ein kleines bisschen der Grimm darüber durchzuscheinen, dass er nicht von allen so gut gefunden wird, wie er in seinen Augen ist. Dass er zudem den größten Applaus ausgerechnet dafür erhält, wenn er in die Verkleidung von Ur-Komiker Otto schlüpft, mutet ein wenig seltsam an. – erschienen im Januar 2011 in der Westdeutschen Zeitung Düsseldorf
0 Kommentare
|
Der Popwart
|