![]() Ist Carolin Kebekus die perfekte Frau? Ist sie die Fleisch gewordene Idee eines Mannes auf der Suche nach der verwandten Seele? Es ist durchaus erstaunlich, wie hoch die Übereinstimmung der gemeinhin anzunehmenden Interessenlage eines durchschnittlichen Mannsbildes und den Gesprächsthemen der Kölner Komödiantin ist. Bei der zweistündigen Vorpremiere ihres ersten Soloprogramms im ausverkauften Club des zakk enthüllt die 30-Jährige wortreich ihre eher ungewöhnlichen Vorlieben wie Fussball, Bietrinken, obzöne Witze und Pornofilme. Und das aus dem Munde einer hübschen Frau im fliederfarbenen Minikleid. Kein Wunder, dass sich an diesem Abend so mancher vor Lachen fast am Bier verschluckt. Carolin Kebekus ist frech, laut, vulgär, politisch kein bisschen korrekt und unglaublich lustig. Schon der Titel ihres Programms „PussyTerror“ zeigt deutlich, worauf man sich bei Frau Kebekus gefasst machen muss. Eine zotige Prekariats-Anekdote reiht sich an die nächste, die Frequenz der Schimpf- und Slangworte erreicht vielerorts eine für Schwiegermütter tödliche Dichte, selbst das gute alte Mund-mit-Seife-auswaschen wäre hier zwecklos. Wer sich die kindliche Freude am ungefiltert Derben erhalten hat, kommt bei Geschichten von „Huren-Pickeln“ und achtjährigen Nachbars-Jungs, die sich benehmen wie brünftige Wildschweine, voll auf seine Kosten. Diesen folgen explizite Schilderungen von traumatischen Pubertätsphänomenen wie der Erst-Menstruation sowie Einblicke in die dunkleren Ecken einer kindlichen Sozialisation in fragwürdigem Umfeld, in dem die Oma ihrem Enkel auch gerne mal die eigenen Playboy-Fotos zeigt. So zaubert sie den Menschen Bilder in den Kopf, die diese vielleicht lieber wieder los wären. Zitate aus ihrem Testosteronschwangeren Programm wären ohne weiteres geeignet, den Jugendschutz auf den Plan zu rufen, „Mathe ist ein Arschloch“ ist noch das Unverfänglichste. Wem das noch nicht reicht zur femininen Perfektion, für den hat Carolin Kebekus noch ihren Hass auf Frauen-Themen wie Müsli-Körner-Frühstück, Shopping und TV-Serien wie „Sex and the City“ im Ärmel. Sie ziehe zum Frühstück ganz klar das „lecker Mettbrötschen“ vor, was lauthals johlende Zustimmung findet. Alles in allem erfüllt Carolin Kebekus damit vielleicht nicht ganz die Definition von Perfekt im klassischen Sinne, aber der bessere Stammkneipen-Kumpel wäre dieser dunkelblonde Engel mit FSK 18 definitiv. – erschienen im Januar 2011 in der Westdeutschen Zeitung Düsseldorf
0 Kommentare
|
Der Popwart
|