Daliah Lavi live in Düsseldorf

8/3/2009

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Gerne wäre man sehr viel gerührter gewesen, gerne hätte man sich noch mehr von den alten, lieb gewonnenen Liedern davon tragen lassen und sich an der so massiv verbreiteten melancholischen Stimmung gelabt. 

Daliah Lavis Konzert in der Tonhalle auf ihrer Abschiedstournee hatte wirklich alles, um für ein gefühlsduseliges Adieu zu sorgen. Da sind die 16 Jahre, in denen man von Daliah Lavi in Deutschland nicht viel hörte oder sah. Da sind die Erinnerungen an die Zeit von Schlaghosen, lustigen Frisuren und der zu Liedern geronnenen Herzenswärme anfangs der 70er. Und da ist unmittelbar vor Konzertbeginn sogar ein Wiedertreffen zwischen der Sängerin und einer lang vermissten Freundin, ihrer vieljährigen Texterin Miriam Frances. 

Die Ingredienzen des Abends sind also hinreichend an Fülle vertreten, gleichwohl aber arm an Wirkung. Mit viel Applaus begrüßt, schreitet die Lavi huldvoll über etwas kurzes Schräges, was auf dem beengten Raum der Tonhallenbühne für soviel Showtreppe wie eben möglich herhalten muss. Die Haare sind kürzer, ihre Farbe silberner, die Figur schmal, gehüllt in eine schwarze bodenlange Robe. Aufrecht, mit viel Rührung in der Stimme stellt sich die gebürtige Israelin an das Mikrofon und begrüßt die Menschen im ausverkauften Saal mit der ersten von vielen wehmütigen Ansagen. Kein Wunder, dass sich bei soviel nostalgischem „Ach, damals“ und „Ein letztes Dankeschön“ sowie der etwas theatralischen Lebensbetrachtungen die Assoziation einstellt, hier trage jemand die eigenen Karriere zu Grabe. Dabei liefert ihre Karriere weit mehr Gründe zum Feiern denn zum Trauern. 

Die 66-Jährige hätte es nicht nötig, so sehr auf Rührsal und Sentiment zu setzen. Ihre Stimme hat immer noch ihre typische Ausstrahlung, diese unverkennbare heisere und tiefe Stimmfarbe, jenes leicht rauchige, das ihren besonderen Stellenwert für den deutschen Schlager einst begründete. Und so entsteht eigentlich ein sehr lebendiges und freudvolles Bild, wenn sie dem Publikum mit Gassenhauer wie „Jerusalem“, „Willst Du mit mir gehen“, „Wär ich ein Buch“,  „C’est ca la vie“ oder auch „Songs von gestern“ einen Gefallen nach dem anderen erweist. Die Grand Dame des Schlagers unterstützt eine junge, frisch aufspielende Band, deren musikalischer Leiter Dieter Falk den Arrangements allerdings ruhig ein bisschen mehr Pep hätte zutrauen dürfen. Der Saal nimmt es gleichwohl mit Begeisterung. Viele Lieder werden schon nach den ersten Takten beklatscht und bejubelt, kaum ein Song, der ohne laute Bravo-Rufe verklingt. Ob nun anlässlich der vorhergegangenen Schnief-Attacken ans Herz oder schlicht verdientermaßen, am Ende sind begeisterte Standing Ovations Ehrensache. Für die Lavi Gelegenheit, einige weitere Lieder zuzugeben, noch einmal lange Abschied zu nehmen und sich ausgiebig bei ihrem deutschen Publikum zu bedanken. 

Bleibt abzuwarten, ob die große Daliah Lavi dieser letzten Abschiedstournee nun nicht doch noch ein paar weitere folgen läßt. Sie wäre nicht die Erste.

– erschienen im März 2009 in der Westdeutschen Zeitung Düsseldorf

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