„Es ist heute sehr bewegend für mich, hier mit zwei Menschen zu stehen, die ich sehr liebe.“ Nicht nur Eric Claptons Augen schimmerten feucht, als er 1993 endlich wieder zusammen mit Ginger Baker und Jack Bruce auf der Bühne stand und diese Worte aus Anlass der Aufnahme ihrer Band „Cream“ in die Rock ’n’ Roll Hall of Fame ins Mikrofon hauchte. Auch viele Fans von Cream, der vielleicht ersten, aber sicherlich einer der wichtigsten Supergroups der 1960er Jahre, mussten schlucken. War dies der Moment der Wiedervereinigung nach Jahren getrennter Wege, auf den sie so endlos gewartet hatten? So richtig beeindruckt schien Clapton von der ganzen Zeremonie aber wohl nicht gewesen zu sein, denn trotz beständiger Überzeugungsversuche, gutem Zureden und feuchter Augen erteilte er einer Reunion von Cream weiterhin eine Abfuhr nach der anderen. Im Rückblick auf den damaligen Kurzauftritt, kann man das auch zum Teil verstehen. Der baumlange, einst so begnadete Schlagzeuger Ginger Baker bemerkte damals nicht, dass er beim Song „Crossroads“ mächtig neben dem Takt lag. Eric Clapton musste ihn sogar gesondert einzählen. So etwas schreckte einen besessenen Perfektionisten wie Herrn Clapton zwangsläufig ab. Bis jetzt. Eigentlich recht unerwartet hat sich Mr. Slowhand kurz vor seinem 60. Geburtstag schließlich doch noch zu gemeinsamer Sache bereit erklärt. Anfang Mai 2005 wird er sich die Bluesrock-Gitarre umschnallen und mit Ginger Baker und Bassist Jack Bruce an vier Abenden in der Londoner Royal Albert Hall wieder als Cream auftreten. Exakt dort, wo damals am 26.11.1968 ihre Geschichte nach zwei unglaublich erfolgreichen Jahren mit den legendären „Farewell-Shows“ endete. Doch bei aller Begeisterung der Fans bleiben Fragen: Schaffen es die drei sich in ihren frühen Sechzigern befindlichen Herren noch, ihre Songs aus den späten Sechzigern überzeugend zu spielen? Wird dabei mehr herauskommen als nur ein kommerzieller Erfolg? Was gab es da nicht schon für „Sensationen“: Deep Purple, Led Zeppelin, Kiss, Black Sabbath oder ganz aktuell Queen und eben Cream. Die Ergebnisse solcher reanimierten Rock-Dinosaurier verkamen meist zu einer von Sound-Technikern brilliant veredelten Wiedergabe spieltechnisch hingeschluderter Hits. Bereichernde Folgen blieben aus, Kritiker argwöhnten über reine Nostalgie-Veranstaltungen. Selbst von der virtuellen Wiedervereinigung der Beatles auf den 1995er „Anthology“-Alben spricht heute kein Mensch mehr. Zu groß, zu übermenschlich schwer hängt den Bands die eigene Legende um den Gitarrenhals. Fast wünschte man, die Herren Clapton, Baker und Bruce würden es bei den guten Erinnerungen belassen. Zu sehr bangt man um ihren Ruf und die unglaubliche Musik.
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Der Popwart
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