Deep Purple haben Fragen zu beantworten. Sowohl die weniger dringlichen, warum etwa die neue CD so nichtssagend mit „Bananas“ betitelt ist, als auch die wirklich interessanten, wie sich nämlich Don Airey als neues Bandmitglied für den nach über 30 Jahren ausgeschiedenen Keyboarder Jon Lord schlägt. Für ihn ist es immerhin das erste Album und die erste Tour mit Deep Purple. Während die Bananenfrage leider nach wie vor offen ist - böse Zungen behaupten, es sei eine abwertende Andeutung auf die optischen Gemeinsamkeiten von Deep Purple Fans und den Gelbfrüchten zugeneigte Primaten – ist das Thema Don Airey eine klare Sache. Er perfektioniert das, was ihm sein Kollege Steve Morse an der Gitarre vormacht. Dieser steckte vor einiger Zeit in einer ähnlichen Situation, als er das Aushängeschild der Gruppe, den ewig griesgrämigen Ritchie Blackmore, ersetzen musste. Airey und Morse versuchen einfach gar nicht erst, sich aus dem Schatten der Vorgänger zu lösen. Sie klingen vollständig nach ihnen. Steve Morse adaptiert Blackmore in Sound und Stil mittlerweile nahezu perfekt, nur noch gelegentlich unterbrochen von wahnwitzig schnellen aber ideenfreien Tonleitern, die Blackmore so nicht im Repertoire hatte. Don Airey vermeidet selbst diesen Anflug von Individualität und beschränkt sich auf das Mitspielen der Songs. Dem Gesamtklang kommt das eindeutig zu Gute, denn neben den anderen Mitgliedern Ian Paice (Schlagzeug), Roger Glover (Bass) und Ian Gillan (Gesang) sind es Lord und Blackmore, die die klassische Besetzung der Band repräsentieren. Und wenn Purple, wie ihre mitgealterten Fans sie immer noch kurz nennen, schon nicht so aussehen wie früher, dann sollen sie wenigstens so klingen. Diesem Wunsch nach Pflichterfüllung kommen Deep Purple mit einer grundsoliden Mischung ihrer neuen Songs aus „Bananas“ wie „Silver Tongue“, „House of Pain“ und „Contact lost“ nach, zwischen die sie ihre alten Hits wie etwa „Lazy“, „Space Truckin‘“, „Highway Star“ sowie natürlich das herrlich mit einem Led Zeppelin Riff angetäuschte „Smoke on the Water“ einstreuen. Im 35. Jahr ihres Bestehens können es die fünf Engländer durchaus noch ordentlich rocken lassen, aber Experimente mit neuen Trends und Stilen kommen nicht mehr über eine gewisse Behäbigkeit hinaus. Ihre großen Momente haben Deep Purple, wenn sie sich auf ihre Qualitäten besinnen und dem Publikum geben, was es verlangt. Steve Morse und Don Airey haben das schon eingesehen. – erschienen im November 2003 in der Westdeutschen Zeitung Düsseldorf Fotos © 2003 by the schlechteste Fotograf ever
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