Als der Bassist John Paul Jones 1969 sein erstes Album mit Led Zeppelin veröffentlichte und damit ein ganzes Musik-Genre sowie mehrere Musiker-Generationen prägen sollte, freuten sich die Eltern von Dave Grohl gerade über die Geburt ihres Sohnes, während Josh Homme noch nicht einmal auf der Welt war. Gute zwanzig Jahre später, Jones ist von der Bildfläche verschwunden und nur noch eine Erinnerung an die gute alte Zeit des Rock‘n‘Roll, findet sich Dave Grohl mit Kurt Cobain zusammen, um als Nirvana den Grunge zu erfinden und die 1990er Jahre musikalisch umzupflügen. Josh Homme tüftelt derweil in der Mojave-Wüste mit seiner Band Kyuss an etwas, was man später Stoner Rock nennen wird. Wiederum zwanzig Jahre später, Grohl hat mit seinen Foo Fighters und Homme mit den Queens of the Stone Age weitere Erfolge feiern dürfen, stehen die drei Protagonisten schließlich als neue hochgejubelte Hardrock-Supergroup Them Crooked Vultures gemeinsam auf der Bühne des Kölner Palladiums. Der durch eine sehr clevere Marketing-Strategie entstandene Rummel um die Band hat rund 4000 Zuschauer in die Halle strömen lassen, die mit eigenen Ohren erleben wollen, wie der 63-Jährige John Paul Jones am Bass und seine musikalischen Söhne im Geiste Dave Grohl am Schlagzeug und Josh Homme an Gitarre und Gesang ihr erstes Album live präsentieren. Unterstützt von Alain Johannes an Gitarre und Bass wuchten die Musiker als ersten Song das mächtige „No One Loves You & Neither Do I“ in den Saal. Gefolgt von „Dead End Friends“ und dem „Scumbag Blues“ singen die diebischen Geier in „Elephants“, „Reptiles“ und „New Fang“ von Großwild unterschiedlicher Couleur. Stilistisch ist bei den Crooked Vultures viel Platz für Alternative Rock mit barock anmutenden Reminiszenzen an die 60er Jahre, geraden harten Rock, breitbeinigen Boogie, trickreich kombinierte Rhythmen und sogar surreale Zwischenspiele wie die „Interlude with Ludes“. Allen gemein ist Josh Hommes verschrobene Kunst, Songs aus Gitarrenriffs zu bauen, die eigentlich gar keine Riffs sind. Seine Mitstreiter sind gelassen genug, um sich solcher Experimente offensichtlich genussvoll hinzugeben. In den 100 Minuten des Konzerts spielen die Vultures ihr komplettes Album, bevor sie nach einem etwas lärmigen Finale und ohne Zugabe die Bühne verlassen. Die begeisterten Fans spenden dennoch bereitwillig Applaus, beehren den sanft lächelnden Elder Rocks-Man John Paul Jones mit Sonderjubel, und lassen sich nicht einmal von dem sehr schlechten Sound in der Halle die gute Laue verderben. Zu groß ist die Freude über diese Band, der man im Moment als einziger die Rettung der Rockmusik zutraut. Hoffen wir nur, dass sich dies weder Hype noch einmaliges Projekt herausstellt und wir auf einer Nachfolge-CD hören können, wozu diese drei noch in der Lage sind. – erschienen im Dezember 2009 in der Westdeutschen Zeitung Düsseldorf
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