Ein Gerücht war es ja schon länger, aber die jetzt veröffentlichte Nachricht kam dann doch überraschend: Axl Rose wird bei den verbleibenden Daten der Rock Or Bust Tour den Platz von Brian Johnson als Sänger von AC/DC einnehmen. Puh. Im Ernst? Im ersten Moment eine befremdliche, ja fiese Überraschung, scheinen doch AC/DC und Axl Rose kaum zueinander zu passen. Kann man leicht für die schlechteste Idee der Welt halten. Die disziplinierten Arbeitstiere auf der einen, der unzuverlässige Rumtreiber und Tunichtgut auf der anderen. Dem Herrn Rose eilt seit jeher sein Ruf voraus, die ins Unverschämte gesteigerte Unpünktlichkeit, das divenhafte Rummotzen, seine großes Talent der Fanverärgerung - all das ist nichts, was man für AC/DC als geeigneten Ersatz für den von Taubheit bedrohten und offenbar endgültig verabschiedeten Johnson vorschlagen würde. Also eine überraschende, eine ungewöhnliche und vor allem bemerkenswerte Wahl. Aber das wäre das offensichtliche Ablenkungsmanöver mit der zwischenzeitlichen Ankündigung von Lzzy Hale auch gewesen. Und, das darf man jetzt schon konstatieren, so schlimm wie Mick Hucknall bei den Faces ist es jedenfalls nicht. Das Rock’n’Roll-Internet geht jedenfalls gerade ein bisschen steil über diese Nachricht. Schauen wir also mal, was an der Entscheidung dran ist. AC/DC werden ihre Gründe gehabt haben. Vielleicht auch diese: 1. Er kann singen Ja, kann er, schon. Immerhin hat er mal den erfolgreichsten Sleazern der Welt vorgestanden. Das ist ja schon mal was. Den letzten Fan-Videos der ersten Reunion-Shows von Guns ‘n’ Roses nach zu urteilen, hat seine Stimme auch die Zeiten gut überstanden. Für AC/DC hat er ohne Zweifel die richtige Stimmlage. 2. Er kennt die Songs Wohl der schwächste Grund, weil das auf viele andere auch zutreffen wird ;) Aber dennoch, das macht die Probenarbeit bedeutend schneller. Zusammen mit dem nächsten Grund wird ein Schuh draus. 3. Er ist Profi Ok, echte Profis würden vielleicht mit dem Thema Pünktlichkeit und Selbstbeherrschung besser umgehen. Andererseits ist er seit mindestens 1985 Sänger. Und hat seine Band auch in den nicht so tollen Zeiten immer am Laufen gehalten. Sogar die ein oder andere Platte veröffentlicht. Er ist ausdauernd, einer mit Durchhaltevermögen. Ein Aspekt, der dem nimmermüden Angus durchaus imponiert haben wird. 4. Er ist ein Charakter Das ist die nette Umschreibung für all die negativen Eigenheiten, die der Mann in der Vergangenheit zelebriert hat. Aber! Er rockt - und das schon im Sitzen. Als ersten Coup vor dem Platzen der News-Bombe hat Axl mit Angus Young als Gast beim Guns ‘n’ Roses Konzert auf dem Coachella-Festival “Whole Lotta Rosie” rausgehauen. Und Hut ab! Die schieben die dralle Hardrock-Sau ohne Beanstandung mächtig durch den Stall. Auch wenn das vor allem an dem Song liegt. Aber den muss man erstmal richtig hinbekommen! Die Anzahl der Coverbands, die an AC/DC gescheitert sind, sie ist Legion. Wenn Sie hier mal schauen möchten: 5. Er passt vom Alter
Zumindest einigermaßen… Axl ist 54, Angus als Jüngster bei AC/DC 61. Viele der anderen Vorschläge, die im Vorfeld aufkamen (Lzzy Hale, Joel O’Keefe von Airbourne, Cormac Neeson von The Answer…) wären kaum glaubhaft, die könnten allesamt ihre Kinder sein. 6. Der Gig ist ein prima Training für seine eigene Tour Um sich fit zu machen für die Riesen-Tour mit Guns ‘n’ Roses, kann man kaum ein besseres Bootcamp als AC/DC durchlaufen. Und diese ganze Werbung durch den Aufruhr kann man auch als Reunion-Sensation immer gut gebrauchen. 7. Es gab keinen anderen Klingt erstmal doof. Die Liste der Kandidaten war doch lang genug. Aber der so unpassend erscheinende Axl ist es geworden. Vermutlich waren die anderen beschäftigt. Oder krank. Oder nicht verfügbar a.k.a ausser Form. Oder tot. Bon Scott, Steve Marriott, Freddie Mercury, Lemmy? Wie gesagt, schwierig… Dave Evans? Hatte sich ja auch angeboten. Aber damals, neunzehnhundertpaarundsiebzig, hatten sie wohl ihre Gründe, ihn aus der Band zu kicken. Und die haben sich vermutlich bis heute nicht geändert. Noddy Holder von Slade wollte 1980 nicht. Jetzt wollen wohl AC/DC nicht mehr. Paul Rodgers, Robert Plant, Mick Jagger, Paul McCartney, Steven Tyler? Ja, sicher ;) Passen ebensowenig wie ein unbekannter Newcomer, den man hätte nehmen können, der aber kaum mit dem Pensum von AC/DC mithalten könnte. Oder Celine Dion, die sich mit ihrer Version von “You shook me all night long” auf ewig einen Platz in der Hardrock-Hölle verdient hat. Und dennoch! Einen gibt es, der es hätte werden sollen! Obwohl wir doch nun sieben tolle Gründe für Axl gefunden haben, einen gibt es, der hätte alle guten Gründe neutralisiert: Angry Anderson von Rose Tattoo! Den hätten wir zu gerne gesehen! Würde nicht nur vom Alter super passen, von der Credibility, vom Sound und Stil sowieso. Und die Stimme. Und der Typ als solcher. Mann, DAS wäre eine Ansage gewesen. Ist aber schwer rauszubekommen, was der liebe Angry gerade so treibt. Ähnlich wie Paul Di’Anno (auch keine schlechte Idee) ist wohl nicht mehr so im Saft wie einst. Schade. Angry. Der wär’s gewesen. Ach, einen haben wir ganz vergessen. Was ist eigentlich mit Brian? Ist er jetzt ganz raus? Einfach so? Bleibt er Ehrenvorsitzender? Was wird nach der Tour? Die Pressemeldung liest sich jedenfalls stellenweise wie ein freundlich-formelles Arbeitszeugnis. Das wird noch interessant...
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10. Dezember 1982. Dortmund. Westfalenhalle. Mein allererstes Konzert. AC/DC. Auf der "For Those About To Rock" Tour. Die zweite mit Brian Johnson. Wir waren alle noch im Eimer über den Verlust von Bon Scott, auch wenn dessen Tod da schon fast drei Jahre zurücklag. Es war ein Hammer-Abend, ich war 12, das erste Mal nachts in Dortmund und hatte meine über alles verehrten Helden endlich live gesehen. Es hat dann aber trotzdem nochmal schlappe 33 Jahre gedauert, bis wir uns wieder gegenüber standen. Diesmal in Köln, 19. Juni 2015. Eine weitere Tour ohne Drummer Phil Rudd, aber die erste ohne Malcolm Young. Darüber sind wir diesmal alle ein bisschen im Eimer. „Wo bist Du die ganze Zeit gewesen?“ werden mich AC/DC nie fragen, aber die Antwort würden sie auch nicht hören wollen. „Ihr wart scheiße in den 80ern“ müsste ich ihnen antworten. „Die anderen haben damals alle viel bessere Platten gemacht“. Außerdem kamen neue Bands, ich war musikalisch neu verliebt. Ich war zwar nicht auf den Konzerten, die Platten habe ich trotzdem gekauft (und manchmal bereut) und hab sie immer gemocht. So grundsätzlich, trotz der 80er Platten. Und auch das Spätwerk in den 90ern und 2000ern habe ich auch als solches hingenommen und mich stets gefreut, dass meine Helden dabei weder musikalisch experimentieren noch das Musik machen überhaupt an den Nagel hängen. Und auch wenn jetzt das aktuelle Werk „Rock or Bust“ den dämlicheren Titel trägt, es ist immerhin das bessere Album als „Black Ice“. Gut. Wie auch immer. Jetzt stehen wir zu 80.000nst auf den weich geregneten Jahnwiesen und warten auf die Lieder, die wir alle bis zum Abwinken mitsingen können. Genau wie AC/DC sie wohl längst bis zum Abwinken spielen können. Pünktlich um 20:45 setzt das Intro ein, ein audiovisueller Abriss der letzten 40 Jahre aus der Bandgeschichte, die Essenz aus AC/DC in 60 Sekunden. Spötter mögen einwenden, danach hätte man das Gelände auch verlassen können, Neues wurde nicht mehr hinzugefügt. Natürlich sind alle geblieben. Nicht nur, weil man natürlich jeden Cent des sauer bezahlten Tickets auch absitzen möchte, nein, natürlich weil es die schlichte helle Rock’n’Roll-Freude ist, ein Konzert von AC/DC zu erleben. Aber, natürlich wurde in der Tat nichts Neues hinzugefügt. Wobei eine spontane Umfrage, ob man was Neues hören oder lieber zwei stabile Stunden lang mit allen Hits verwöhnt werden möchte… das Ergebnis brauchen wir nicht abzuwarten. Nach den ersten Songs wabern aber schon die ersten Binsen-Einschätzungen durch die Reihen: “Die dralle Boogie-Sau, die AC/DC früher durch den Stall gejagt haben, wie es keine andere Band konnte, ist bisschen langsamer und träger geworden. So wie früher brodelt und kocht es nicht mehr auf der Bühne.“ Finde ich nicht. Klar haben AC/DC Patina angesetzt. Aber was für welche! Als ob man seinem Traum-Oldtimer gegenüber steht. Klar sind das alte Männer. Aber wer ist das irgendwann nicht? So in Würde den Zahn der Zeit zu ertragen, ohne dass die Performance merklich leidet, schaffen nur Kakerlaken. Oder Lemmy Kilmister. Und AC/DC. AC/DC sind ein bisschen der Chuck Norris des Hard Rock: „AC/DC sind nicht gealtert, sie haben nur der Welt erlaubt, sich um sie herum zu verändern.“ Schauen wir uns die Spieler im Detail an: Brian Johnson Singen? Tut er ja eigentlich schon seit langem nicht mehr. Eigentlich noch nie so richtig. Töne treffen? Das sind doch bürgerliche Kategorien. Früher klang es alles natürlich bisschen geschmeidiger, aber komm. Ich wär ja froh, wenn ich mit 67, ach was, wenn ich überhaupt so singen könnte. Angus Young Wie schräg ist ein 60jähriger Schulflegel? Der obendrein im Maßhemdchen über die Bühne fegt. Das tut er zwar auch nicht mehr ganz so hyperaktiv wie früher, aber ich will mal einen 60jährigen sehen, der so einen Zirkus veranstaltet wie Angus. Er hat auch noch genug Feuer, die Songs ziemlich flott anzugehen. Naja, der Abend wird ja sonst auch nur unnötig länger, also, zack, zur Sache und fertig werden! Schon immer war es mir dabei ein Rätsel, wie der beim Rumzappeln so schön spielen kann. Was beim Tourauftakt vor einigen Wochen noch bissel hakelig daher kam, war in Köln eine blitzsaubere Sache. Und sich trotz strömenden Regens für sein Solo nach vorne auf die vorgelagerte Plattform zu begeben - da würden andere die Diva-Karte ziehen und zögern. Tja, ich wär ja froh, wenn ich mit 60, ach was, wenn ich überhaupt so gut kurze Hosen tragen könnte. Chris Slade Der Herr Slade wurde ja einst aus der Band geworfen, weil Phil Rudd nach langen Jahren wieder Bock auf Rocken hatte. Einfach so. Nun hat eben dieser Mr Rudd in seiner Heimat Neuseeland noch ein paar juristische Details zu klären (wie Rock'n'Roll ist es eigentlich, aufgrund von Drogenscheiß & Morddrohungen vor Gericht zu stehen?) Der geschasste Ersatzmann Slade war sich dennoch nicht zu schade und ist heuer wieder an Bord als Tour-Söldner. Er spielt zwar lange nicht so bums-cool wie Phil (auch wenn sein Einsatz zu Highway to Hell ordentlich lecker scheppert), aber „solid time keeping“ ist, was die Firma Young, Young & Johnson bei ihm bestellt hat. Und das liefert er auch einwandfrei und anstandslos ab. Sie hätten ihm aber in den Vertrag schreiben sollen, dass er diese blöden Gong-Toms von seinem Schlagzeug hätte abschrauben sollen. Ich kenne wenige bis keine Drumkits, die hässlicher sind als das von Herrn Slade. Ich wär ja froh, wenn ich mit 68, ach was, wenn ich überhaupt nie sooo ein Schlagzeug haben müsste. Stevie Young Neffe der Young-Brüder zu sein ist vermutlich die beste Art, als „Neuer“ mehr oder weniger reibungs- und nahtlos in ein Bandgefüge zu flutschen. Young zu heissen, die gleiche Schnute zu ziehen wie die Onkels und auch noch so ordentlich die olle Original-Gitarre von Onkel Mal (die schöne Gretsch mit den ausgebauten Pickups) spielen zu können, lässt Stevie Young erscheinen, als ob er ohnehin schon immer dazugehört hätte. Noch dazu, wenn er so gut wie im gleichen Alter wie seine Onkels Malcolm und Angus ist. Wie geht das überhaupt? Komische Familie, diese Youngs… Ich wär ja froh, wenn ich mit 59, ach was, wenn ich überhaupt solche Onkels hätte. Cliff Williams Der Bassist mit den vermutlich wenigsten Tönen, der je in einer Rock'n'Roll Band zu spielen waren. Aber dafür mit den schönsten Haaren, immer schon. Selbst jetzt, als graue Eminenz. Der Mann hat zum Glück die fiesen Headless-Bässe aus den 80ern weggeschlossen und spielt seitdem mit der immer gleichen drückenden Intensität. Und dass wie gesagt, mit so wenig Tönen pro Song. Ich wär ja froh, wenn ich mit 65, ach was, wenn ich überhaupt so schöne Haare hätte. Interessiert sich noch jemand für die Setlist? Gut, dann hier: Rock Or Bust Shoot To Thrill Hell Ain't A Bad Place To Be Back In Black Play Ball Dirty Deeds Done Dirt Cheap Thunderstruck High Voltage Rock 'N' Roll Train Hells Bells Baptism By Fire You Shook Me All Night Long Sin City Shot Down In Flames Have A Drink On Me T.N.T. Whole Lotta Rosie Let There Be Rock Highway To Hell For Those About To Rock Tja, da haben also zwei der ganz großen Dinosaurier dieser Tage nochmal eine neue Platte ins jeweilige Alterswerk eingereiht. Eine Sammlung seltsam vertraut wirkender Minimal-Riffs hier, ein Aufpumpen 20 Jahre alter liegengebliebener Songballons dort. An wortreichen Rezensionen zu diesen Alben wird man sich derzeit allenthalben sattlesen können. Ein dabei viel gemachter und auch nachvollziehbarer Punkt ist: Wie oft denkt man beim Hören, man würde jetzt gerne eine alte Platte von denen hören. Oder man versucht, Anklänge an bekanntes Altes herauszuhören und fleissig aufzulisten. Öde. Deshalb machen wir heute mal den Praxistest: Wie relevant sind AC/DC und Pink Floyd im Alltag? Fairerweise vergleichen wir nur die ausgekoppelten Singles „Play Ball“ respektive „Louder Than Words“, zumal das komplette Album „Rock or Bust“ von AC/DC erst Ende November erscheint, Pink Floyd aber bereits den vollständigen „Endless River“ auf vier Vinyl-Seiten feilbieten. Lustiges Detail: Sogar bei den Digitalversionen werden die Songs wie vier klassische LP-Seiten kategorisiert. Ist das jetzt anachronistisch oder vintage-verliebt? Jedenfalls überstrapazieren Pink Floyd damit das vinylige Gefühl ein bisschen. Egal. Bevor wir uns jetzt zwischen diachronischer und synchronischer Herangehensweise des Vergleichs entscheiden: Worüber reden wir eigentlich? Hier. Das sind unsere beiden Delinquenten: Natürlich schreit jetzt erstmal die halbe Mannschaft auf: Neiiin, das kann man gar nicht vergleichen! AC/DC und Pink Floyd? Die haben doch nix gemeinsam, wieso sollte man die vergleichen? Vielleicht weil man bislang nur die falschen Kriterien angelegt hat? Und weil’s Spaß macht ;) Also, los geht’s. Der Versuchsaufbau wird für alle Tests der gleiche sein: Zuerst wird die gestellte Aufgabe mit AC/DC auf dem MP3-Player bzw. den Ohren durchgeführt. Abschließend mit Pink Floyd. Zuerst: Einkaufen. Die Aufgabe: 2 Liter Milch im nächsten Lebensmittelladen. AC/DC geben hier schön früh Punkte ab. „Play Ball“ reicht mit seinen 2:47 nicht mal durch’s Treppenhaus bis zum Supermarkt. Nach dem letzten Akkord stehe ich noch nicht mal im Laden. Ich drücke also auf „Nochmal abspielen. Und danach nochmal, bis sich Stopp sage“. (Steht original so auf dem Knopf, ich schwör!) Bis zum Abschluss der Aufgabe brauchen Angus und seine Freunde vier Durchgänge in der Schleife. Pink Floyd haben hier die Nase vorn. Die Album-Version mit 6:37 bietet mehr als doppelt soviel Zeit, auch wenn ich den Testablauf von 2 Litern Milch auf ein halbpfund Butter abgeändert habe. (Was soll ich denn mit vier Litern Milch anfangen!?) Nach dem ersten Durchlauf stehe ich passend vor der Kasse und könnte der netten Dame hinter’m Laufband erklären, warum ich schon wieder da bin. Pink Floyd: 1 AC/DC: 0 Next: Autobahn. Wir messen die Durchschnittsgeschwindigkeit auf einer Fahrt von zuhause zur Liebsten. AC/DC hin, Pink Floyd zurück. Jeweils zweimal, mit vertauschten Rollen um Staus, Wackeldackel-Provinzschleicher und andere behindernde Widrigkeiten auszugleichen. Und da haben wir die erste faustdicke Überraschung! Die heimlichen Favoriten AC/DC unterliegen hier mit standstreifigen ø124 km/h gegenüber Pink Floyd mit stabilen ø133 km/h. Tja, nix mit Highway to Hell. Auf dem ursprünglichen Testprotokoll stand nun eigentlich das gleiche, nur statt Autobahn mit dem Thema Joggen. Aus, ähm, Zeitgründen haben wir auf diesen Teil leider verzichten müssen. Stattdessen kommen wir zur Kategorie „Essen“. In diesem Fall sogar ein Test mit zwei Gängen. Zunächst wird das Testlied in maximaler Lautstärke auf dem Kopfhörer gehört und dann vor dem geöffneten Kühlschrank spontan ein darob inspiriertes Nahrungsmittel ausgewählt. Bewertet wird die Punktezahl des Lebensmittels in der Weight Watchers Tabelle. Zweiter Teil ist ein Online-Hörtest. Die dabei erreichte Punktzahl geht ebenfalls in die Bewertung ein. Hier dürfen wir beiden Kandidaten einen ausgeglichenen Kampf konstatieren und je einen Punkt zusprechen. Zwar habe ich bei AC/DC schlechter im Hörtest abgeschnitten (fiiiiep), aber dafür hat der herzhafte Biss in die eben gekaufte Butter Pink Floyd den Sieg gekostet. Pink Floyd: 2 AC/DC: 1 Kommen wir zu einer der heikelsten, weil sensibelsten Kategorien: Beischlafanbahnungspotenzial. Ja, genau, Beischlaf-Anbahnungs-Potenzial. Ist 'ne wichtige Sache, kennt vielleicht noch der ein oder andere aus seiner Jugend. Kriegt man mit einer bestimmten Musik die Dame im Haus … nun ja… ins Be… in Stimmung? Hier geht's aber recht schnell. Keiner der beiden kriegt hier ernsthaft mehr was ins Rollen. Die präcox'sche schnell-loslegen-schnell-fertig-Schwäche, die AC/DC schon beim Einkaufen gezeigt haben, wird hier wieder manifest [sic]. Und Pink Floyd? Neee, da wird der oder die potenzielle Partner/in bereits früh in den Schlaf gedudelt. Ohne Bei. Zero points. Das Finale geht aber nochmal steil: Synästhesie. Das wäre die vornehme Beschreibung. Worauf wir hinaus wollen, sind weitere Sinneseindrücke, die beim Hören der Musik im Geiste des Hörers entstehen. An welche Sinneseindrücke wir da so gedacht haben? Nun, wie sehr riecht die Musik nach alten Männern? Sind ja alle schon hinten bei 60, die Herrschaften. Da stellt sich die Frage, hört man das? Siehe auch die vorletzte Kategorie... Pink Floyd sind hier natürlich fein raus, ihr Material ist ja im Kern 20 Jahre jünger als die Musik von AC/DC. 1994 hat Rick Wright das meiste davon bereits eingespielt, aber mangels verbleibender Lebenszeit nicht mehr vollenden können. Andererseits ist AC/DC's Musik seit mindestens 20 Jahren auch nicht mehr ordentlich renoviert worden. Es müsste also ausgeglichen sein. Trotzdem vergeben wir diesen Punkt an AC/DC. Verzerrte Gitarren und Angus' Solo stechen in Sachen Männer-Muff dann doch jeden Konkurrenten aus. Zumal der Beitrag von Pink Floyd im Wettbewerb doch um Längen traniger ist und so schweratmig wie ein asthmatischer Langstreckenläufer, siehe auch die vorletzte Kategorie... Damit steht das Ergebnis fest: Pink Floyd: 2 AC/DC: 2 Unentschieden. Bah, ein unbefriedigenderes Ergebnis konnte man nicht erreichen. Super. Damit haben irgendwie alle verloren. Deshalb vergebe ich den Sieger-Bonus-Punkt an AC/DC! Erstens, weil ich die schon viel länger gut finde als Pink Floyd, zweitens weil ihr Schlagzeuger sowohl auf dem aktuellen Pressefoto als auch dem Video zur Single fehlt – aufgrund einer Anklage wegen Beauftragung von Auftragskillern. Der Vorwurf hat sich zwar mittlerweile als falsch erwiesen, aber da ist einfach viel mehr Rock'n'Roll drin. Und drittens hat der Trommler von Pink Floyd in einem Interview frech verkündet, dass ein Plattencover heutzutage völlig egal ist und sie für ihre neue CD auch irgendetwas anderes Beliebiges anstelle des Bootsmannes auf den Wolken hätten nehmen können. Das könnt ich ihm glatt übelnehmen. Seine Band, die mit Hipgnosis in den 70ern die Plattenhülle als Kunstform wenn nicht erfunden, dann aber zur Hochkultur gebracht hat, wischt das nun mit einem Handstreich weg. Tse, traurig. Hätte er argumentiert, dass ihnen die Musik viel wichtiger war als die Verpackung, hätte ich mich auf das Unentschieden vielleicht noch eingelassen, aber so: All hail AC/DC, the new kings of Praxistest!
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Der Popwart
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