Nostalgie und Swing zum Abschied – Die Swinglegenden Paul Kuhn, Hugo Strasser und Max Greger30/1/2006 Er habe zunächst mit einem Irrtum aufzuräumen, erklärt Paul Kuhn in der ausverkauften Tonhalle, nachdem ihn die SWR Big Band mit ein paar knackigen Swing-Takten auf die Bühne begleitet hat. Im dunklen Anzug steht er am Mikrofon, eine Hand in der Hosentasche, und parliert über den seiner Meinung völlig unpassenden Beinamen "Abschiedstournee", den man der Show mit ihm, Hugo Strasser und Max Greger verpasst hat. "Wir machen immer weiter, das ist eine Drohung", wirft er grinsend dem lachenden Saal entgegen. Woher die Idee des Abschieds kommt, liegt auf der Hand. Zu viele Künstler, die in das Alter der drei selbst ernannten "Swing Legenden" gekommen sind, reichen in regelmäßigen Tourneeabständen ihre Kündigung vom Showbusiness ein. Gut, auch unsere drei Herren sind etwas älter geworden. Paulchen Kuhn ist 77, Max Greger 79, und Hugo Strasser hat die 80 bereits vor vier Jahren geknackt. Aber da man dieser Tage auch seinen 250. Geburtstag feiern kann, fallen solche Zahlen kaum ins Gewicht. Und auch wenn ein Herr im dicht gefüllten Foyer raunt, man sei wohl beim Treffen der grauen Panther von einer Altherren-Veranstaltung ist man weit entfernt. Die SWR Big Band eröffnet mit bissigen Bläsersätzen und einem gut abgemischten Sound den Abend. Strasser, Greger und Kuhn spielen zunächst jeweils alleine in aufeinander folgenden Blöcken mit "Pennsylvania Six-Fivethousand", "Danny Boy", "One O`Clock Jump", "In The Mood" oder "Moonlight Serenade" ihre Lieblingsstücke von Count Basie, Duke Ellington und vor allem Glenn Miller. Die erstklassige SWR Big Band versieht ihren Dienst als Begleitkapelle mit eiserner Professionalität. Sie bietet ihren drei Frontmännern eine sehr griffige und rutschfeste Unterlage. Der prächtig aufgelegte Greger kokettiert nicht nur über die vielen Krankenhausgeschichten seiner Kollegen, er gibt auch gerne ein paar breite bayrische Kalauer zum Besten. So gäbe es für ihn ohnehin nur zwei echte Miller, nämlich Glenn Miller und Gerd Müller. Dazu strahlt sein breites Grinsen mit dem weißen Smoking-Jackett um die Wette. Musikalisch macht den drei fleischgewordenen Evergreens keiner mehr viel vor. Strassers Klarinettenton ist überaus bemerkenswert und Greger bläst immer noch eine "heiße Kanne", wie es Paul Kuhn in seinem Tanztee-Vokabular ausdrückt. Er selbst zeigt am Klavier und als Swing-Crooner am Mikrofon ebenfalls höchst professionell die ganz alte Swing-Schule der 40er und 50er Jahre. Nach über zwei Stunden Programm darf man Kuhns anfängliche Drohung offenbar durchaus ernst nehmen. – erschienen im Januar 2006 in der Westdeutschen Zeitung Düsseldorf
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Der Popwart
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