Dass Fußball für Frauen ein ähnliches Mysterium darstellt, wie Schuhe für Männer, ist mittlerweile bekannt. Gemeinhin liegt die Lösung dieses Konflikts in gegenseitiger Vermeidung des Themas. Anders beim Auftritt von Queen Bee im Savoy Theater. Bevor sich das Duo am Jahresende auflösen wird, versuchen Ina Müller und Edda "Schniddie" Schnittgard mit ihrem Programm "Abseits ist, wenn keiner pfeift" allen Warnungen zum Trotz noch ein letztes Mal, diesem größten aller Rätsel zwischen Mann und Frau auf die Spur zu kommen. Nun muss man sagen, dass Ina Müller eine der ganz seltenen Ausnahmen darstellt, outet sie sich doch recht schnell als glühende Verehrerin des FC Bayern München. Und das als Friesin! Im Publikum findet sie in Fortuna-Fan Michael und Sitznachbar Hendrik schnell zwei Verbündete. Der eine bekräftigt "Es geht um Ideale", der andere bekennt "Fortuna ist das Leben". Wir werden später noch mehr von den beiden hören. Allerdings darf die sportliche Ina nur vom runden Leder plaudern, wenn die drallere Edda gerade mal nicht zugegen ist. Sobald diese aber wieder vom Schuhe(!) oder Wasser holen zurück auf der Bühne ist und auf ihrem Gesundheitsball am Flügel sitzt, ist Fußball wieder tabu. Aber es gibt ja zum Glück noch so viele andere Klischees über die ewigen Geschlechterkämpfe, da findet sich genügend Material. Und so singen die zwei mit Stimmen zum Verlieben über den Trend zur "Zweitflasche" im Bett, über verklemmte Jugendverehrer und natürlich über die ewigen Muttersöhnchen, denen man im Mannesalter erstmal die Illusion der sich selbst reinigenden Wohnung nehmen muss. Ina Müller intoniert die Lieder dabei gerne im plattdeutschen Zungenschlag ihrer Heimat, Coverversionen von Seal oder Selig veredelt sie mit ihrer rauchigen Soul-Stimme. Queen Bee erinnern sehr oft an die Missfits, was auch nicht verwundert, schließlich führt mit Gerburg Jahnke eine Hälfte des großen Vorbilds bei Ina und Schniddie Regie. Das Lachniveau schiebt sich dennoch über weite Strecken eher im Mittelfeld hin und her, erst kurz vor Ende der regulären Spielzeit werden die beiden auch vor dem Tor richtig gefährlich. Hendrik und Michael müssen im Finale noch mal ran und als lebende Requisiten mit aufblasbarer Gitarre und grellen Trommelstöcken als Begleitmusiker-Staffage herhalten. Ina Müller bringt die zwei optisch noch ein bisschen in Schwung, "ohne die Strickjacke siehst Du direkt 100 Jahre jünger aus", zerzauselt ihnen kräftig die Haare, dann müssen die zwei Ärmsten im Bühnennebel alles geben. Tosender Applaus belohnt alle vier. Mit einem Zusammenschnitt aus früheren Programmen hängen die Damen dann auch noch etwas Nachspielzeit an. – erschienen im November 2005 in der Westdeutschen Zeitung Düsseldorf
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Der Popwart
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