Ein bisschen sei es ja, als wären sie ihre eigene Vorgruppe, schmunzelt ein gut aufgelegter Pat Metheny zur „Begrüßung“ nach einer guten Stunde Musik in der Mitsubishi Electric Halle und blickt in die Runde seiner Bandkollegen, der Pat Metheny Unity Group. Mit Chris Potter (Saxofon, Englisch-Horn, Flöte), Antonio Sanchez (Schlagzeug), Ben Williams (Bass) sowie Giulio Carmassi (Klavier, Flügelhorn, Gesang) spielt Metheny nämlich zunächst Songs aus ihrem ersten gemeinsamen Album von 2012, schlicht „Unity Band“ betitelt. „Come And See“, „Roof Dogs“ „New Year“ und auch „James“ werden von den gut 1700 Besuchern gut gelaunt aufgenommen. Ihnen bietet Metheny einen fast dreistündigen Abend, übervoll mit Musik, im besten Wortsinn ohne Pause gespielt, denn der 59-jährige verzichtet beinahe gänzlich auf Ansagen oder gar eine Pause im Set. Eigentlich ist Pat Metheny dabei sogar noch seine eigene Vorgruppe zur Vorgruppe, denn er betritt zu Beginn die Bühne allein und lässt sich seine 42-saitige „Picasso“-Gitarre reichen, eine instrumentbauliche Extravaganz erster Güte, auf der er dann „Into The Dream“ anstimmt. Aber Extravaganz und ein sympathischer Hang zur Unangemessenheit der Mittel ist dem Wuschelkopf und Gitarrengott Metheny ja ohnedies nicht abzusprechen. So hat er für diese neuerliche Tournee mit der Unity Band auch wieder sein „Orchestrion“ mitgebracht, einer umfangreichen Sammlung mechanischer Musikinstrumente, die wie aus altem Apotheken-Inventar und dem geheimen Labor eines verrückten Professors zusammengebastelt zu sein scheint. Die vielen mannshohe Schränke hinter den Musikern steuert Metheny mit seinem Gitarrensynthesizer, sodass sich im Hintergrund ständig „verrückte Dinge tun“, wie der Amerikaner selbst lächelnd erklärt. Seine Fans bekommen also schon eine reich gedeckte Schmankerlplatte serviert, bevor es mit „Kin“, „Rise Up“, „Born“, „Geneaology“ und „On Day One“ überhaupt erst zu den Liedern der aktuellen CD „Kin (<-->)“geht. Über die Musik dieses Albums hat der Mann mit der Vorliebe für Ringel- Pullis (natürlich trägt er auch an diesem Abend einen solchen) gesagt, er kuratiere in den Stücken die musikalischen Vorlieben und Fähigkeiten seiner Mit-Musiker. So gelingen die Darbietungen auf der Bühne auch zu wahren Schaustücken über Griffbretter, Trommelfelle, Tasten und Mechaniken des jeweiligen Instruments. Insbesondere die atemberaubend schnellen, hin- und hergeworfenen Improvisationen von Metheny und Potter begeistern die Zuhörer immer wieder. Die Unity Band - und das enge Zusammenstehen der Musiker unterstreicht das Gefühl, einer wirklichen Band zuzuhören und nicht einer Sammlung von Solisten - zieht so ziemlich jede Jazz-Schublade auf, jagt durch Free-Jazz-Segmente genauso wie durch Be-Bop und Fusion, vermengt Swingendes mit Blues. Zum Ende hin darf jeder Musiker in reizvollen Duetten mit Mr Flitzefinger nochmal hell scheinen, darf ausgiebig zeigen, wie hoch die Instrumtenbeherrschung gediehen ist. Metheny, der sich teils ganz zurücknimmt und seine Gitarre nur unverstärkt spielt, wird hier vom Kurator zur Bühne für seine Musiker. Langer Applaus von den Besuchern, die mit zwei Zugaben in die Nacht entlassen werden. – erschienen im Mai 2014 in der Westdeutschen Zeitung Düsseldorf
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Der Popwart
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