Ob man Barbara Schöneberger ein Kompliment macht, würde man ihre Stimme als dünn beschreiben? Ihre künstlerische Bandbreite als schmal? Die musikalische Ausbeute mager? Vermutlich schon, schließlich lässt sich die liebe Frau Schöneberger bei ihrem Auftritt in der Philipshalle mehr oder minder zweieinhalb Stunden darüber vernehmen, wie proper doch alles an ihr sei. Rund 1000 Zuschauer hören dem von Liedern unterbrochenen Geplauder über das Glitzer-umrahmte Dekolleté und dem von einem bodenlangen schwarzen Kleid umhüllten Zuviel an der einen oder anderen Stelle zu, erfreuen sich an dem kokett zur Schau gestellten Beinahe-Scheitern der frechen Barbara, die als eine der kosmetischen Grundregeln an diesem Abend konstatiert: „Alles, was ich am Bauch wegdrücke, sucht sich woanders einen Weg“. Geht es einmal nicht ums welke Bindegewebe, sind es die Bindungsprobleme von Mann und Frau, ein nicht weniger dramatisches Terrain. Auch dafür hat sie ein paar passende Songs auf Lager, schließlich war ja der eigentliche Anlass des Abends die Vorstellung ihrer neuer CD „Nochmal, nur anders“. Aber wie das immer so ist bei ihr, da wird gerne mal das Thema gewechselt, ein Stichwort liefert das nächste und man weiss gar nicht recht, wo es einen hintreibt. So ganz einig ist sich da wohl auch Madame Schöneberger nicht. Will sie nun die witzige Tratschtante sein oder der glutvoll von den Konzertplakaten blickende Vamp oder gar die temperamentvolle Samba-Queen des CD Covers? Die Frisur deutet auf Letzteres, wie ein blonder Rauschgoldengel schreitet sie mit ihrer hoch voluminösen Haarpracht auf der Bühne umher, während sie mit Unterstützung des Berlin Pops Orchestras „Willkommen im Barbaradies“ singt. Postwendend straft sie das Lied aber als „den nervigsten Song“ ab, sie bringe ihn zuerst, dann sei man damit schnell durch. Weitere Kostproben ihrer neuen Songs sind „Alles echt“, wiederum auf ihre Physiognomie abzielend, „Glitzer“, ein thematischer Aufguss von Marilyn Monroes „Diamonds are a girls best friend“ sowie „Liebesleben“, „Berlin Mitte“ und „Denk jetzt bitte an ein Nilpferd“, die inhaltlich keine weiteren Kreise ziehen und musikalisch als mittel-originelle Titelmusik für langweilige Vorabendserien durchgehen können. Eine ganz neue Nische hat sich Barbara Schöneberger durch den dargebotenen Handtaschen-Swing mit Disco-Aroma aber dann doch erobert. Sie sei jetzt „Schwulenmutti“ und reihe sich mit Liza Minelli, Marianne Rosenberg und Barbara Streisand in die Riege jener Damen ein, die bei der homosexuellen Zielgruppe ganz hoch im Kurs stehe. Ihr verbindendes Element sei, dass sie alle „den Zenith überschritten haben“. Spricht‘s, und legt mit „Ich steh auf Jungs“ ihren Beitrag zum schwul orientierten Liedgut nach. Dazu noch ein paar Songs vom ersten Album, dreimaligem Outfit-Wechsel und einer liegenden Gesangseinlage auf dem Flügel, damit komplettiert sie ihren „Schubert-Abend mit etwas Gespräch“. Es war nochmal, es war ein bisschen anders. Aber nicht viel besser. – erschienen im Sptember 2009 in der Westdeutschen Zeitung Düsseldorf
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„Ich freu mich“ Laut kräht es Sekunden vor Beginn des Konzerts aus dem Bühnenhintergrund. Die, die sich da wieder nicht zurückhalten kann, ist Barbara Schöneberger, quirlige Funk- und Fernsehmoderatorin und seit einiger Zeit unterwegs auf Tournee als Sängerin. Als diese Barbara Schöneberger bereits im September des letzten Jahres in der Tonhalle ihre neue berufliche Facette mit dem bekenntnishaften Motto „Jetzt singt sie auch noch!“ in Worte fasste, befanden wir, dass es Schlimmeres gäbe, als so eine singende Ex-Moderatorin. Mithin musikalisch unaufdringlich, stimmlich angenehm und in ihren Moderation witzig und charmant könne man sich so einen Abend gut anschauen. Nun, einige Monate später, ist La Schöneberger erneut in Düsseldorf zu Gast, diesmal allerdings nicht im Klassiktempel Tonhalle, sondern auf der Bühne der altgedienten Philipshalle. Aber bietet dieses Mehr an Platz, Mehr an Halle auch mehr Konzert? Das Programm und die Akteure sind schon mal dieselben, das Berlin Pops Orchestra mit seinem Leiter Joris Bartsch Buhle (diesmal weitaus dezenter im Hintergrund) unterstützt Barbara Schöneberger nach wie vor auf ihrer Tour. Und siehe da, die mittlerweile auch wieder im TV Moderierende hat genug Atem, um auch in der Philipshalle zu bestehen. Zwar dürfte sich die Zuschauerzahl mit dem letzten Düsseldorfer Gastspiel die Waage halten, doch haben sich Band und Chanteuse während der bisher gespielten Termine viel Routine und Selbstsicherheit angeeignet. Standen in der Tonhalle noch die Songs von Eartha Kitt, Johanna von Koczian, Hildegard Knef oder Diana Ross im Vordergrund und unsere Frau Schöneberger wirkte ein bisschen wie zu Gast in einer 70er Jahre Revue, ist sie nun wirkliche Entertainerin und Mittelpunkt der Show. Ihre lustigen Geschichten stehen mindestens gleichberechtigt neben den Songs. Sie verquatscht sich gern und viel in Plaudereien, in denen sie etwa auf die „unkontrollierbaren Wellen“ zu sprechen kommt, die die Garderobe an ihrem Körper schlage. Inmitten all dieser selbstironischen Neckereien schäkert sie so galant mit dem Publikum, dass ihr sogar ein Gläschen Sekt gereicht wird. Das sei zwar ganz schlecht für die Stimme und man müsse davon massiv rülpsen, aber dieses Risiko gehe sie gern ein. Sie kann eben gut mit den Menschen, die Schöneberger. Selbst den einen unterirdischen Kommentar aus dem Saal „Sing, Du Luder!“ verwandelt Barbara Schöneberger souverän und schlagfertig in einen Gag. Sie, die sich Namen wie „Beyoncé von Mönchengladbach“ oder „Königin der Nacht“ gibt, ficht so ein Spruch nicht an. Dafür ist sie sich selbst für keinen bösen Scherz zu schade. Und auch wenn der Abend zum Ende hin mehr Karaoke als Interpretation wird und sie sich an Tom Jones „It‘s not unusual“ verhebt, die herzlich gezeigte Freude an ihrem Tun auf der Bühne, die nimmt man ihr ohne Zögern ab. – erschienen im Mai 2008 in der Westdeutschen Zeitung Düsseldorf Barbara Schöneberger ist schlagfertig, wortgewandt und witzig, keine Frage. Das hat sie in ihren bisherigen Tätigkeiten für's Fernsehen ausreichend nachgewiesen. Dazu wird ihre optische Erscheinung gerne mit Begriffen wie drall, blond und sexy umschrieben. Aber reicht das, um jetzt auch als Sängerin erfolgreich eine Deutschlandtour zu absolvieren? Die Kenntnisse über ihre musikalischen Ambitionen beschränkten sich bisher auf einen Klarinette spielenden Vater und eine einigermaßen versemmelte Mozart-Sonatine, mit der sie in einer TV-Show als Gast von Götz Alsmann am Klavier rang. Nun also singt sie auch noch. Damit habe sie aber endlich die Tätigkeit gefunden, so sagt sie, mit der sie ihren langgehegten Traum einer Deutschlandtournee verwirklichen könne. Aha, intressant. Aber noch bevor man sich in Rage reden kann, nimmt einem La Schöneberger bereits den Wind aus den Segeln. Alle Vorbehalte, die man sich für eine gefallene Fernseh-Tante beim letzten Comeback zurechtlegen kann, packt Barbara Schöneberger direkt zu Beginn ihres Auftritts in der mit zahlreich anwesenden Schaulustigen besetzten Tonhalle in einen Song. Der Text beginnt passenderweise mit schnödem "lalala" und man meint bereits das musikalische Level des Abends damit hinlänglich beschrieben. Doch je weiter sich die Neu-Chanteuse in ihrem Repertoire aus Songs des 20. Jahrhunderts und eigenen Stücken fortbewegt, freut man sich über eine sehr unterhaltsame Darbietung einer talentierten Sängerin, die Dieter Bohlen mindestens in den Recall nach Berlin eingeladen hätte. Vorbilder wie Hildegard Knef, Johanna von Koczian, Diana Ross oder Eartha Kitt sind mithin keine leichten Aufgaben, derer sie sich glaubwürdig und mit Verve entledigt, auch wenn der berühmte Ausfallschritt der Kitt heute nur noch von Florian Silbereisen qualitätvoll dargeboten würde, so Schöneberger. Thematisch dreht es sich in ihrem "A Night To Remember" Programm aber um die üblichen stereotypen Probleme mit Männern, der Liebe und dem Leben im allgemeinen. Unterstützt wird sie vom 16-köpfigen Berlin Pops Orchestra unter der Leitung von Joris Bartsch Buhle. Letzterer ein nimmermüder Wusel, der bei seinem beständigen Galopp durch seine Musiker den Charme einer Werbepause verbreitet. Immer an der falschen Stelle auftauchend, den Hauptfilm unangenehm störend und einfach zu lange sichtbar. Und auch wenn Barbara Schöneberger sich auf offener Bühne gekonnt die eigenen Pointen kaputtmacht, ihre Selbstirone mit spaßigen Lästergeschichten aus ihrer TV-Vergangenheit und doppelbödiger Hüpfdolen-Koketterie ("Ich bin die Gloria Estefan von Oberkassel") glänzend zur Geltung bringt, erzeugt die 1974 Geborene mit ihrem Revue-Jazz ("Dekolleté mit Kultur, schauen Sie bitte hin!") doch nur den leicht biederen Charme einer Samstagabend-Show Ende der Siegziger. Die Musik kommt mit ihren überraschungsfreien Arrangements ein bisschen piefig daher wie ein Männertraum im Midi-Rock. Trotzdem bleibt einer schöner Abend in Erinnerung und Barbara Schöneberger hätte sich sicher Schlimmeres aussuchen können als eine Karriere als Sängerin. – erschienen im September 2007 in der Westdeutschen Zeitung Düsseldorf |
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