Eigentlich sollte es nur ein kurzer Abstecher in den Cavern Club werden. Ein, zwei Pints, um den ganzen besuchten Beatles-Sehenswürdigkeiten in Liverpool an diesem Tag auch noch die frühe Stätte ihres Wirkens hinzuzufügen. Das war am späten Nachmittag. Geblieben sind wir bis weit nach Mitternacht. "Schuld" daran sind diese beiden Damen, die MonaLisa Twins: Ja, tatsächlich: Sie sind Zwillinge und heissen Mona und Lisa. Und sie spielten an diesem Samstag einen ihrer regelmäßigen Auftritte im Cavern Club mit einem Programm aus Songs der 1960er, allen voran von den Beatles. Mit wunderschönen Stimmen und (fast) noch schöneren Gitarren. Was wir zu dem Zeitpunkt noch nicht wussten: Die zwei stammen eigentlich aus Österreich und sind auf die Welt gekommen, als die Beatles schon lange, lange Jahre nur noch Erinnerung waren. Grund genug, sich einmal mit Mona und Lisa darüber zu unterhalten. Zwei Schwestern aus Österreich machen sich auf den Weg nach Großbritannien und spielen dort erfolgreich Musik, die gut 30 Jahre älter ist, als sie selbst. Wie ist das zustande gekommen, wie "konnte das passieren"? L: Wenn ich heutzutage das Radio aufdrehe, dreh ich meistens auch gleich wieder ab. In Österreich hatten wir die Wahl zwischen den internationalen Pop Charts und der lieben Volksmusik. Unser Herz schlug für die 60’s Musik: Beatles, Simon & Garfunkel, Bob Dylan, Rock n‘ Roll, weniger für Katy Perry und Andreas Gabalier. Die heimische Musikszene für Pop und Rock Musik ist nicht besonders groß und da wir weder an Klassik, Elektronischer Musik oder Schlagern interessiert waren und wir uns Dank YouTube bereits ein sehr internationales Publikum aufgebaut hatten, nützten wir die erste Gelegenheit, um auszuwandern. M: Durch viele Zufälle verschlug es uns während einer kleinen Irland Tour nach Liverpool und 2 Wochen später war klar, dass wir nicht mehr nach Österreich zurückkommen werden. Diese Entscheidung hat sich als absolut richtig herausgestellt. Wenn Kindern ihren Eltern erzählen, dass sie jetzt in die Welt hinausziehen, um als Musiker erfolgreich zu werden, reagieren die Eltern ja normalerweise nicht unbedingt begeistert. Bei Euch war das offenbar ganz anders? M: Absolut. Unser Vater war und ist selbst Musiker/Tonstudiobesitzer und wir haben von Kindesalter an mit ihm zusammen an musikalischen Projekten gearbeitet. Anfänglich nur aus Jux und Tollerei, aber als er merkte, wir meinen das mit der Musik ernst, haben wir angefangen, gemeinsam an unserer Karriere zu arbeiten. Und da gehört auch der Umzug nach Liverpool dazu. L: Alle vier von uns, unsere Stiefmutter und Papa eingeschlossen, haben diesen Schritt gewagt und seit dem nichts bereut. Unsere Eltern managen und produzieren uns, wir könnten uns kein besseres Team vorstellen. Was an der Musik der 60ies ist für Euch so faszinierend? L: Die Lebensfreude, Authentizität und vor allem der Stellenwert den Musik damals im Leben der Menschen hatte. Von den 70’s an wurde immer mehr Augenmerk auf Produktion, Image, PR-Stunts und eine glamouröse Verpackung gelegt. Das ist alles schön und gut, nur hat darunter in unseren Augen in einigen Bereichen das Songwriting der letzten Jahrzehnte gelitten. Euer regelmäßiges Engagement im Cavern Club ist der Traum für viele Musiker und ein echter Glücksfall im heutigen Musikbusiness. Was meint ihr, woran es liegt, dass es für Euch geklappt hat? M: Es war eine Reihe von Faktoren, die mitgeholfen haben. Aber unter anderem wurden die Besitzer des Caverns auf uns aufmerksam, weil wir einen wöchentlichen Radioauftritt im lokalen BBC Radio hatten. Wir spielen auch genau die Musik, die in den Cavern passt, dort vor allem natürlich Beatles und 60s Covers, und so hat man uns ein wöchentliches Engagement angeboten. Mittlerweile kennen die Leute unsere eigenen Nummern auch schon. Ihr wart im November 2015 auf Tour mit Steve Harley. Wie ist das gelaufen? M: Das war eine sehr besondere Erfahrung. Obwohl wir schon sehr viel Live-Erfahrung gesammelt hatten, war dies unsere erste „richtige“ Tour. Dann gleich mit Steve Harley & Cockney Rebel „on the road“ zu sein und richtig große Häuser wie die Symphony Hall in Birmingham oder das indigo O2 in London zu füllen war natürlich spitze. Wir haben viel über die Logistik des Tourens gelernt und unsere Bühnenpräsenz hat sich merklich verbessert. L: Steve und die Band machen das schon sein seit mehr als 40 Jahren, und wir konnten viel von ihnen lernen. Keine Show der Tour war gleich und es wurde extrem viel improvisiert und „im Moment“ gespielt. Keine überproduzierte Show mit Pyrotechnik, Tänzern und Playback, sondern nur echte Musik. Das war für uns das Besondere an dieser Tour. Wie seid ihr an den Job mit Steve gekommen? L: Wir arbeiteten letztes Jahr mit jemandem zusammen, der in der Vergangenheit ein paar Konzerte mit Steve Harley organisiert hat. Ihm gefiel unsere Musik und wollte sie Steve vorstellen, er schrieb ihm daher eine Mail mit ein paar unserer YouTube links. Wir haben uns eigentlich nur ein Feedback zu unserer Musik erhofft, oder ein paar nette Zeilen. Fast ein halbes Jahr später, wir hatten fast darauf vergessen, landete eine Nachricht von Steve in unserem Posteingang: „I want them in my touring band!“. Wie sieht es mit einer eigenen Tour aus? Ist da was geplant? M: Da sind wir im Moment noch in der „Pläne schmieden und wieder verwerfen“-Phase. Im Moment hat einmal die Fertigstellung unseres neuen Albums die oberste Priorität und danach werden wir uns mehr mit Tour Plänen beschäftigen. Im Augenblick ist noch alles möglich, aber wir planen schon, wieder mehr Konzerte außerhalb von Liverpool zu spielen. Ihr seid ja offensichtlich musikalisch multipel begabt, könnt nicht nur Singen und Songs schreiben, sondern spielt auch Schlagzeug, Gitarre, Ukulele, Bluesharp, Flöte (kind of)... ist da noch irgendetwas hinzugekommen in letzter Zeit? M: Unsere neuste Single „That’s Life“ beinhaltet zum ersten Mal ein Cello, das Lisa im Studio eingespielt hat. Wir haben auch vor kurzem ein Cover der Beatles Nummer „If I Fell“ auf YouTube gestellt, wo man Lisa Cello spielen sehen und hören kann. Das ist im Moment unser neuester Zuwachs und wird vermutlich am neuen Album noch öfter zu hören sein. L: Außerdem sind wir, oder besser gesagt unser Vater, seit Neustem stolze Besitzer eines Kontrabasses. Er ist noch ganz neu und hat es bis jetzt noch auf keine Aufnahme geschafft, aber das wird sich garantiert bald ändern. Er hat einen wunderschön runden und warmen Sound und sieht spitze aus - ganz in dunkelrot, wie unser Höfner E-Bass! Ihr habt eine ganz feine Sammlung an schönen Gitarren. Andere Frauen haben einen Schuhtick. Habt ihr stattdessen einen Gitarrentick? Oder... beides? ;) L: Also Schuhtick haben wir keinen :-P Mit den Gitarren ist das etwas Anderes, haha. Wir experimentieren wahnsinnig gerne mit verschiedenen Sounds und wir alle wissen – man kann nie genug Gitarren haben. Was steht für 2016 auf Eurem Arbeitszettel? M: Das neue Album. Wir haben noch keinen Arbeitstitel, aber es werden ziemlich sicher wieder 11 Songs werden. Wir haben bereits mit den Aufnahmen begonnen. Alles danach ist noch offen – eventuelle Tours, Cover Compilation CD, Festivals, neue Videos, neue Website... Am besten wäre es, die Leser tragen sich in unseren Newsletter ein und schauen regelmäßig auf unserer Website vorbei, dann sind sie immer am neusten Stand. Und wir müssen natürlich noch die "eine" Frage klären: Wer ist Euer Lieblings-Beatle? Und warum gerade der? L: Das einzigartige und magische an den Beatles war die Kombination vier so verschiedener, aber doch im Geiste total ähnlicher Individuen. Als Gitarristin muss mein Lieblings-Beatle wohl George sein. Der für mich „most genuine“ der vier und sowohl als Musiker als auch Person ein einmaliges Genie. M: Ich kann da keine klare Antwort geben. Jedes Mal, wenn ich ein Interview mit einem der vier sehe, ändere ich meine Meinung wieder. John Lennon ist für mich aber am inspirierendsten. www.monalisa-twins.com
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Der Popwart
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