Vor beinahe einem Jahr ist mit Sir Peter Ustinov eine der ganz großen Persönlichkeiten von der Bühne des Lebens getreten. Überall gern gesehen und überall willkommen, unterhielt Peter Ustinov freundschaftliche Beziehungen in die ganze Welt, auch mit Düsseldorf hatte er Berührungspunkte. Zu einer Hommage á Sir Peter Ustinov versammeln sich daher in der Rheinoper neben den Düsseldorfer Symphonikern unter der Leitung Karl Anton Rickenbachers auch die Sopranistin Viktoria Safronova und der Schauspieler Mario Adorf. Im Mittelpunkt stehen Texte des Multitalents Ustinov, die mit musikalischen Darbietungen lose umgarnt werden. Zunächst folgt einem kurzen eröffnenden Filmausschnitt aus „Quo vadis?“ mit dem jungen Ustinov als Kaiser Nero Ludwig van Beethovens Ouvertüre „Coriolan“ op. 82. Für die tragische Geschichte des römischen Feldherrn Marcius Coriolanus gibt Karl Anton Rickenbacher den Düsseldorfern ein sehr bedächtiges Tempo vor, leider ohne aufwühlenden Effekt geht dieser Coriolan vorbei. Mario Adorf setzt daraufhin ein erstes Glanzlicht, als er anekdotenhafte Geschichten über die Begegnungen mit Ustinov erzählt. Seine anschließende Lesung eines Selbstinterviews von Ustinov mit Ustinov geht zu Herzen, der darin geschilderten Liebe Sir Peters zu seiner Frau wird mit Peter Tschaikowskys Briefszene der Tatjana aus „Eugen Onegin“ ein gelungenes und reich applaudiertes musikalisches Ebenbild beigestellt. Unübertroffen bleibt Adorfs Vortrag von Ustinovs musikalischer Erzählung zu Modest Mussorgskys „Bilder einer Ausstellung“. Mit aufgeknöpftem Hemd, schief gelegter Krawatte und zauseliger Haarsträhne, die dem 74-Jährigen bohémisch in die Stirn fällt, liest er voller stimmlicher Anteilnahme Ustinovs Text, in dem ein bärbeißiger und alkoholträchtiger Mussorgsky im köstlichen Dialog mit dem Kunstkritiker Stassow erlebt werden kann. Die anschließende Klangschau der Mussorgsky-Bilder musizieren Rickenbacher und die Düsseldorfer in der Orchesterfassung von Sergej Gortschakow, deren Umsetzung aber im tiefen russischen Schnee stecken bleibt. Trotz einer im besten Sinne schrecklichen Baba-Jaga und magisch flirrenden Katakomben, bleibt die Musik weitgehend flach und schwerfällig. Langer Applaus für einen gut gemeinten Abend. – erschienen im März 2005 in der Westdeutschen Zeitung Düsseldorf
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Der Popwart
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