Nun ja, das Pseudonym war einfach zu erraten: El Snyder & Charlie McWhite ist für Fans des Mühlheimer Komikers und Musik-Clowns Helge Schneider ein klare Sache. Dahinter verbirgt sich eine kleine Zwei-Personen-Band mit Schneider an der Hammond-Orgel und dem Schlagzeuger Charlie Weiss. Zusammen treten die beiden beim Abschlusskonzert der diesjährigen Jazz- und Weltmusikreihe im Hofgarten auf, wobei sie sogar ein Jubiläum feiern können. Vor gut 27 Jahren haben El Snyder & Charlie McWhite bereits an besagtem Ort ein Konzert gegeben, damals natürlich noch weitgehend unbekannt, von Erfolgen wie „Katzeklo“ und Konsorten konnte Helge Schneider nur träumen. Entsprechend großen Zuspruch erfährt der 49-jährige Schneider diesmal von seinen zahlreich erschienen Fans. Die vor der Bühne platzierten Stühle reichen bei weitem nicht aus, mehrere Reihen an Stehplätzen beziehen dahinter Stellung. Gemächlich schlendern der im ollen Blaumann und roten Socken steckende Schneider und sein alter Kompagnon Weiss (er ist mit buntem Hawaiihemd, Schirmmütze und weißem Sakko ausgerüstet) zu ihren Instrumenten, um sich mit betörend schreiender Orgel und schepperndem Schlagzeug durch knappe 45 Minuten mit Jazz und freier Improvisationen zu spielen. Das vermutlich ad hoc entstandene Programm schaut bei alten Standards wie „Take the A-Train“ vorbei, schlittert unversehens in einige Takte des Gainsbourg-Klassikers „Je t’aime“ und landet schließlich auch noch bei der alten Rock-Hymne „In A Gadda-Da-Vida“ von Iron Butterfly, inklusive geröcheltem Gesang von Helge Schneider. Wer mit kopflastigen Jazz-Standards nichts anzufangen weiß, für den haben Helge und Charlie auch noch einen optischen Sinnesgenuss im Gepäck. Sergej Gleithmann, Halbglatzen- und Vollbartträger, hopst zwischendurch als anarchischer Augenschmaus im senfgelben Nicki-Overall über die Bühne und praktiziert eine sehr ungewöhnliche Form des Ausdruckstanzes. Einem Auftritt mit soviel musikalischem Spaß und alberner Ausgelassenheit zu folgen, ist für die zweite Band des Tages, Capitão Futuro, eine sehr schwere Aufgabe. Unter der Anleitung des Kölner Perkussions-Dozenten Alfonso Garrido präsentieren die zehn internationalen Musiker ihre Interpretationen brasilianischer Musik. Von funky und jazzig bis hin zu Bossa nova und regionalen Stilrichtungen führen sie die klangliche Bandbreite vor Ohren, bleiben aber im Schatten von Helge. – erschienen im August 2005 in der Westdeutschen Zeitung Düsseldorf
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Der Popwart
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