„Ich möchte erreichen, dass die Menschen endlich den Respekt vor unseren Politikern verlieren und ihre Interessen wieder mehr in die eigenen Hände nehmen.“ Wenn Gerd Weismann eine Botschaft habe, dann sei es diese, sagt er nach seinem Auftritt in der gemütlichen Wohnzimmer-Atmosphäre des Kleinkunstjuwels Theater Takelgarn. Mit seinem zweiten Soloprogramm formuliert Gerd Weismann die Forderung nach Abhilfe von der Polit-Misere entsprechend unmissverständlich: „Herr, schmeiß Hirn vom Himmel“! Offenbar ist es nur noch göttlicher Beistand, den Weismann zur Erlösung als geeignet ansieht. Quasi als intellektuelles Über-Ich konstruiert Weismann daher eine zentrale Bundes-Denkstelle, die den überforderten Staatsmännern und –frauen die lästige Beanspruchung der eigenen Gehirnwindungen abnimmt. Die Damen und Herren Volkvertreter kommen in seinem Programm aber noch ganz gut weg, wenn er sie nur als unfähige Lachnummern präsentiert, im Gespräch offenbart der Baden-Württemberger seine tiefe Enttäuschung über das unmoralische und unwahrhaftige Verhalten der Herren Schröder, Fischer und Co. „Angela Merkel als Raumteiler“ fände er beispielsweise eine viel passendere Tätigkeit für die Politikerin. Nebenher rechnet Weismann auch noch beeindruckend vor, wie man mit mehr krankfeiernden Staatslenkern das Defizit der Post beseitigen könnte. Jeder Abgeordnete, so Weismann, bräuchte nur zehnmal im Jahr fehlen und müsste nur jedes Mal allen Bürgern im Lande eine Entschuldigung schicken. Das würde mehrere Milliarden Euro an Porto in die Kassen spülen. Zudem wären die Parlamentarier mehrere Jahre mit dem Kopieren ihrer Entschuldigungen beschäftigt und hätten gar keine Zeit mehr, das Land in Grund und Boden zu regieren. Dem gelernten Elektriker brennen aber nicht nur bei politischen Themen die Sicherungen durch, mit sorgfältig ausgefeilten Wortkaskaden entwirft er auch haarsträubende Alltagsstories, bei denen in wenigen eskalierenden Sätzen schon das Einschalten eines Föns die Zerstörung der Milchstraße nach sich zieht. „Ich liebe das ganz reduzierte Spielen. Die Worte allein sollen die Bilder im Kopf entstehen lassen“, nennt Weismann das. Klingt nach hochgeistiger Kunst, lässt das Publikum sich aber auf den Stühlen des Takelgarn vor Lachen biegen. Mit einer Zugabe und viel Applaus endet ein sehr vergnüglicher Abend. – erschienen im April 2005 in der Westdeutschen Zeitung Düsseldorf
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Der Popwart
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