WZ: Ingo Appelt, wie lebt es sich so als „Schmutzfink“ der Nation? Ingo Appelt: Eigentlich hatte ich es gar nicht beabsichtigt, ein Schmutzfink der Nation zu sein. Ich wollte ja immer, dass die Leute sagen: „Guck mal, was für ein Ferkel, aber wir lieben ihn trotzdem“. Das ist ja dann erst richtig gut. WZ: Ihr Programm heißt „Superstar“. Was ist denn super daran? Ingo Appelt: Zunächst einmal hat es rein gar nichts mit Dieter Bohlen und diesen fürchterlichen Casting-Shows zu tun! Es kommt zwar inhaltlich drin vor, aber es war nur ein blöder Zufall, dass RTL damals mit diesem schwachsinnigen Superstar-Konzept ankam. Ich wollte ursprünglich Deutschland wieder aus dem Jammertal führen und den Leuten einen echten Superstar zurück geben. So ein bisschen Diva im weißen Anzug, ein bisschen Frank Sinatra, damit wir gemeinsam wieder nach vorne kommen. Wir wollen ja alle so sein wie Michael Schumacher, sind aber nur Roberto Blanco. Im September kommt dann quasi als Fortsetzung das neue Programm „Der Retter der Nation“. WZ: Was war bislang die schlimmste Beleidigung, die man Ihnen an den Kopf geworfen hat? Ingo Appelt: Ach, das waren schon so viele. Die Schlimmsten denke ich mir ja eigentlich immer für mich selbst aus. So was wie „Drecksau“, „Schwein“ oder „schlimmer Finger“ trifft mich nicht. Schlimmer ist dann schon, wenn man mich nicht kennt, so im Sinne von „Wer ist das“. Da fange ich leise an zu weinen. WZ: Gibt es noch eine Zielgruppe, die Sie bisher verschont haben? Ingo Appelt: Nein, bei mir sind sie alle dran. Ich bin ja der Großtherapeut fürs gesamte Land. Rentner, Kinder, Familien, Behinderte, Ausländer, die gehe ich alle durch. Im Übrigen denke ich nicht, dass ich Witze „über“ jemanden mache, sondern vielmehr „mit“ jemandem. Ich habe zum Beispiel eine Menge Rollstuhlfahrer im Publikum, die sich immer sehr über die Schäuble-Witze freuen. Sandra Maischberger dagegen kann da überhaupt nicht drüber lachen. Vom Ansatz her gibt es für mich erstmal kein Tabu. Ich versuche immer, ein Tabu zu brechen, aber so, dass es nicht ganz so wehtut. Idealerweise hat es dann auch was Befreiendes. Sei es das Thema Tod, Behinderung oder Peinlichkeiten. Wir haben schließlich alle vor nichts so viel Angst, wie vor dem eigenen Versagen. Und darüber rede ich am allerliebsten. WZ: Sie waren mit Marius Müller-Westernhagen auf Tournee. Wie hat er auf ihre spezielle Version des Liedes „Dicker“ reagiert? Ingo Appelt: Er kannte das ja schon von der Echo-Verleihung. Insgesamt spricht er aber nicht viel, ist eher verschlossen. Manchmal sagt er kurz „Hallo“, verschwindet dann aber schnell wieder mit seinem Armani-Anzug. Ich habe ihm damals sogar ein „Ficken“-Schild geschenkt, das hat er aber irgendwo stehen lassen. WZ: Wen werden Sie denn bei der anstehenden Kommunalwahl in NRW wählen? Ingo Appelt: Ich bin ja Sozi durch und durch. Das kann ich auch nicht mehr ändern. Selbst wenn wir gemeinsam untergehen. – erschienen im Mai 2005 in der Westdeutschen Zeitung Düsseldorf
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