"La pulce d'acqua che l'ombra ti rubò" Das sind die ersten Zeilen jenes Liedes, auf das alle beim Auftritt von Angelo Branduardi in der Tonhalle warten und welches sofort großen Jubel auslöst. Mit seinem Stück über den kleinen Wasserfloh wurde Branduardi einst bei allen Teenagern warmherzig empfangener Nachfolger eines Cat Stevens. Er avancierte schnell zur ersten Wahl am Plattenschrank, wenn Heilung vom allgemeinen Weltschmerz gefragt war. Mit seinen immer freundlichen und hübschen Songs lieferte der Italiener mit dem krausen Schopf verlässlich den Soundtrack für unzählige Abende bei Schummerlicht und Räucherstäbchen. Kaum ein Name ist seither mit der Vorstellung von schöner Musik verbunden wie der Angelo Branduardis. Allerdings erklingen die lebhaften Takte des kleinen Wasserflohs bei seinem jetzigen Konzert in Düsseldorf erst als Zugabe nach einem recht zäh verlaufenden Abend. "Die Laude des Heiligen Franziskus" ist Branduardis aktuelles musikalisches Projekt, das im Rückgriff auf das triviale Theater des Mittelalters die Lebensgeschichte des heiligen Franz von Assisi erzählt. Dieses religiöse Minnespiel präsentiert der Italiener mit begleitendem Bass und Schlagzeug sowie einer Entourage von zehn Schauspielern und Schauspielerinnen, die als Hauptfiguren in der Geschichte agieren und als tanzende Sirenen die gesungene Handlung mit Bewegung untermalen. In dem wie aus einem Bild von Escher entsprungenen Bühnenbild mit seinen vielen Treppen und Schrägen nehmen Branduardi und seine Band dabei nur einen kleinen Platz an der Seite ein. Dort singt, spricht und musiziert er, während die anderen Akteure unermüdlich über die Holzpaneele huschen. Zu Gunsten von E-Geige und Flöte nimmt Branduardi aber leider nur selten seine wie ein Fabeltier geformte Gitarre zur Hand. Das voluminöse Instrument vereint zugleich Bass-Bordun und Harfe und bezaubert mit dem typisch ätherischen Sound des 56-Jährigen. Seine Musik ist wie immer schön, die schmeichelnden Harmoniefolgen seiner gezupften Akkorde strahlen Ruhe aus, zusammen mit der vorsichtigen und zarten Stimme Branduardis fühlt man sich schnell von den Klängen in den Arm genommen. Dagegen wirken die gesprochenen Textpassagen der "Laude" recht bald ermüdend, das Schauspiel bleibt aber auf halber Strecke zwischen "Jesus Christ Superstar" und "Hair" hängen. Alles nicht so richtig schlimm, aber eigentlich hätte man doch viel lieber mehr von der schönen Musik gehört. – erschienen im Februar 2006 in der Westdeutschen Zeitung Düsseldorf
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