Helge Schneider kann nicht von dieser Welt sein. Zumindest, was seine Gedankengänge angeht. Denn wohl kaum jemand ist auf ähnliche Art in der Lage, solche kruden Handlungsstränge zusammenzuspinnen, wie Herr Schneider es zuletzt wieder eindrucksvoll mit seinem neuen Kriminalroman „Aprikose, Banane, Erdbeer“ vorgemacht hat. Auszüge aus dieser inhaltlich gerne auch mal sehr dünnen aber dafür haarsträubend komischen Geschichte liest der Mühlheimer Komiker im Rahmen seiner aktuellen Lesereise im Savoy Theater. Das mithin sechste Buch von Helge Schneider ist zugleich der vierte Fall für Kommissar Schneider, einem seiner Beschreibung nach geradezu übermenschlich begabten Kriminalisten, der sich diesmal mit der „Satanskralle von Singapur“ auseinander zu setzen hat, wie es der Untertitel des Buchs verrät. Dieser Kommissar – Helges alter Ego, das auch schon mehrfach in seinen Filmen auftreten durfte – verfügt aber nicht nur über eine sagenhafte Kombinationsfähigkeit, er kann auch sehr gut mit Frauen umgehen. So lernen wir unter anderem auch Einiges über die virile Ausstrahlungskraft des Ermittlers, der sich die Damen einfach nicht entziehen können. Andernorts beschreibt Helge sein tapferes Schneiderlein dagegen nicht so vorteilhaft. So sei „seine Haltung mehr als unspektakulär und seine Haare hängen wortlos herab“. Derlei Widersprüche sind zusammen mit Helge Schneiders Art des Vortrags für den Genuss dieser Geschichte(n) voll brachialer Überzeichnungen, verbalen Umdeutungen und absichtlich daneben liegenden Entlehnungen aus Literatur und Kino ungemein wichtig. Seine ständig wechselnde Intonation und sein kauziger Altherren-Sprachstil schubsen die hanebüchenen Beschreibungen noch weiter ins Absurde, sodass man sich ständig in einem Zustand zwischen herzhaftem Lachen und ungläubigem Kopfschütteln wiederfindet. Intermittiert wird die Lesung durch kurze Schlagzeugstücke von Peter Thoms, alten Helge-Fans noch bestens aus früheren Zeiten in der Begleitband „Hardcore“ bekannt. Für diese zahlreich erschienen Fans, denen Helge längst allen irdischen Bewertungskriterien enteilt ist, kann ein solcher Abend nicht mehr schief gehen. Für die wenigen Anderen muss es ein Blick in fremde Dimensionen des Humors geblieben sein. – erschienen im Mai 2004 in der Westdeutschen Zeitung Düsseldorf
0 Kommentare
|
Der Popwart
|