Nein, bescheiden ist er nicht gerade, der Herr Stromae aus Belgien. Sein Pseudonym setzt sich aus nicht weniger als den vertauschten Silben des Wortes Maestro zusammen. Das ist schon mal eine ziemlich selbstsichere Ansage. Und bei seinem ausverkauften Konzert im zakk legt der androgyn-dandyhafte Sänger, der bürgerlich Paul van Haver heisst, direkt nach, indem er in die Rollen von Lehrmeister, Prediger und sogar Dirigent schlüpft. Auch die Höhe der für seinen Besuch in Düsseldorf aufgerufenen Gage scheint nicht gerade unbescheiden gewesen zu sein. Die Veranstalter mussten mit dem belgischen Außenministerium zusammenlegen, damit der smarte Rapper überhaupt Anlass findet, den Weg zu uns anzutreten. Eine der interessantesten Fragen an diesem Abend ist also, ob Stromae einen so erzeugten Anspruch einlösen kann. Denn eigentlich sollte damit auch die Erwartungshaltung der Besucher entsprechend steigen, doch die überwiegend anwesende Generation Französisch-Leistungskurs bejubelt Stromae allein schon dafür frenetisch, dass der 26-Jährige leibhaftig auf der Bühne steht. Es sei gerne vorweggenommen, dass sie mit dieser Begeisterung am Ende auch Recht behalten sollen. Die Bühne ist ausgestattet mit großen geometrischen Projektionsflächen, die im Laufe des Abends mit einer spektakulären Licht- und Lasershow illuminiert werden. Davor stehen drei Arbeitsgeräte aus Computer und elektrischen Drums, die anmuten wie eine Mischung aus Steuerkonsole und Rednerpult. Nach dem Opener „Bienvenue chez moi“ trägt Stromae seine zwei roboterhaften Musiker in schwarzem Anzug und Melone auf die Bühne, die er hinter den Geräten in Stellung bringt und auf Knopfdruck aktiviert. Er selbst nimmt in roter Hose, Strickjäckchen mit Hemd und Fliege hinter seinem PC Platz und beginnt den Song „Summertime“ wie in einer Vorlesung kapitelweise zu präsentieren. Kapitel eins bis fünf stellen die jeweiligen Bestandteile Drums, Bass und Melodiebausteine vor, die schließlich in dem eigentlichen Lied gipfeln. Damit gelingt dem Lehrer Stromae eine ungemein effektive und kurzweilige Performance, die er auch bei seinem bislang größten Hit „Alors on danse“ geschickt einsetzt, um die Besucher in ausgelassene Tanzstimmung zu bringen. Mit Songs wie „Te quiero“, „Peace or violence“ oder dem großartigen „House‘llelujah“ stromert Stromae quer durch die elektronischen Stile, von Hip Hop, Drum‘n‘Bass bis zu Synthie Pop finden sich Versatzstücke. Alle benennen vehement die Zählzeiten mit einem Bass aus der Kategorie Herzmassage und geben den Tracks eine unwiderstehlich drängende Profilierung. So kommt das Ende des Konzert nach rund einer Stunde für die meisten überraschend und zu früh. Mehr als versöhnlich stimmt wieder die Zugabe. Eine großartige Version seines Nr. 1 Hits, dargeboten mit Unterstützung eines virtuellen Orchesters, das auf die Bühnendekoration projiziert wird. Als sei dies nicht schon genug, verweist Stromae sogar einen der Lichtmusiker aufgrund schlechten Spiels des Saales. Chapeau, Maestro Stromae. – erschienen im März 2011 in der Westdeutschen Zeitung Düsseldorf
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Der Popwart
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