Der eigentliche Kern eines Instrumentalkonzerts ist der vermeintliche Streit des Solisten mit dem Orchester. In seiner langen Tradition hat diese musikalische Form bereits einiges an Auseinandersetzungen zwischen Ensemble und Einzelinstrument gesehen. Im 2. Symphoniekonzert in der Tonhalle stehen zwei Werke auf dem Programm, die ihrerseits einen Beitrag zu dem ewigen Wetteifer der Musiker leisten. Zunächst Sergej Rachmaninows „Klavierkonzert Nr. 3“, welches noch die Reste der klassischen Rollen von Einzelkämpfer am Soloinstrument einerseits und orchestralem Verbund andererseits enthält. Im Unterschied dazu ist in dem späteren Programmpunkt, dem „Konzert für Orchester“ von Bela Bartok, diese Aufgabenteilung vollständig aufgehoben, da das Orchester gleichzeitig Solist ist und diese Rolle mit übernimmt. Angetreten zum Duell sind die Düsseldorfer Symphoniker unter der Leitung von Alexander Joel und der argentinische Pianist Bruno Leonardo Gelber. Rachmaninows Partitur steckt nicht nur für das Orchester voller technischer Herausforderungen, auch der von Gelber exzellent absolvierte Solopart birgt immense Schwierigkeiten. Alexander Joel, der den erkrankten Isaac Karabtchevsky am Podium vertrat, ist ein vergleichsweise gemäßigter Romantiker, der diesen Rachmaninow ohne schwül-warmen Überschwang oder übertrieben hitziges Aufschäumen dirigiert. Er versteht es aber dennoch, an den entscheidenden Stellen von den Musikern die nötige Brillianz einzufordern und die gehörige Portion Sahne auf die Bögen zu streichen. Die Düsseldorfer Symphoniker folgen Joel auf diesen Weg, und sie tun es mit Bravour. Ihr Spiel ist durchweg mannschaftsdienlich, akkurat und mit exakter Schärfe. Dies zahlt sich besonders im folgenden „Konzert für Orchester“ von Bela Bartok aus. Mit einer Bühne voller Solisten ist es keine einfache Aufgabe, ausreichend Teamstärke und Genauigkeit für dieses Stück zu bewahren. Doch die Düsseldorfer Symphoniker setzen ihre Leistung auf dem hohen Niveau fort, mit dem sie Bruno Leonardo Gelber vor der Pause verlassen hatten, und arbeiten sich vorbildlich durch die vielen rhythmischen und spieltechnischen Pferdefüße, die das Stück reichlich aufzubieten hat. Auch das Publikum zeigt sich sehr zufrieden und belohnt die Anstrengung mit reichem, langen Applaus. – erschienen im Oktober 2003 in der Westdeutschen Zeitung Düsseldorf
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Der Popwart
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