Niemand brachte eine Trompete, ein weißes Taschentuch und eine strahlende Zahnreihe so in Einklang wie der amerikanische Jazz-Trompeter Louis "Satchmo" Armstrong. Von seinen Fans geliebt, warfen ihm seine Kritiker aber vielfach eine zu starke Anbiederung an die Kultur der Weißen vor. Miles Davis ereiferte sich gar, sein großes Vorbild als "Dauergrinser" zu schmähen. Mittlerweile sind sich aber alle Kenner über Armstrongs festen Platz am Jazz-Himmel längst einig. 35 Jahre nach dem Tod des Schöpfers von "Hello Dolly" ist dessen Popularität nach wie vor groß genug, um das Stadttheater Ratingen für die Aufführung des Musicals "Satchmo – The Louis Armstrong Story" fast auszuverkaufen. In einem kurzweiligen Zweiakter werden Episoden aus dem Leben Armstrongs in Rückblenden erzählt, an die sich der 70-Jährige während eines Interviews erinnert. Bei der Besetzung des Louis Armstrong steht man natürlich vor dem großen Problem, jemanden zu finden, der nicht nur äußerlich der Jazz-Ikone ähnelt, sondern auch die Trompete spielen kann wie Satchmo. Ersteres ist Regisseur Michael Oberer mit dem Schauspieler Alvin Le-Bass hervorragend gelungen. Die Physiognomie des Musical-erprobten Mimen kommt dem Vorbild erstaunlich nahe, Spielhaltung und das bekannte breite Lächeln sitzen sehr gut. Ja, selbst die eigentümliche Stimme Armstrongs kann er imitieren. Allerdings bleibt die Illusion nur so lange, wie Le-Bass Stimme und Spiel beibehält. Die meiste Zeit spricht er aber im natürlichen Stimmfall und singt mit seinem hohen Bariton. Das erledigt er allerdings – wie alle seine Kollegen – mit sehr solider Professionaliät, daran lässt sich wirklich nichts aussetzen. Musikalisch ist es Antoine Lydell Drye, der sich dem klingenden Vergleich mit dem "King of Jazz" stellt. Angeführt vom musikalischen Leiter und Arrangeur Marty Jabara liefert auch er eine saubere Leistung ab. Von den ärmlichen Jugendjahren über erste Erfolge in den "roaring 20ies" bis zum Aufstieg des Weltstars in den 50er und 60er Jahren fächert die Handlung das Leben Louis Armstrongs auf, auf dem Bühnenhintergrund sieht man dazu passende originale Fotos aus der jeweiligen Zeit, alles untermalt von viel Jazz-Musik. Die Dialoge sind zwar schon aufs Wesentliche reduziert, eine schwache Tontechnik verhindert aber dennoch gute Verständlichkeit der Texte in den hinteren Reihen. Zum Schluss erklingt natürlich das lang erwartete "What A Wonderful World", bevor langer Applaus das Ensemble belohnt. – erschienen im Februar 2005 in der Westdeutschen Zeitung Düsseldorf
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