Tina Turner und Howard Carpendale haben es getan. Milva und Phil Collins auch. Frank Sinatra und Cher haben es immer wieder gemacht und konnten gar nicht mehr damit aufhören. Und nun tun es auch die Missfits. Zum ersten Mal. Auf der Bühne der ausverkauften Tonhalle: Eine Abschiedstournee. Nach zwei Jahrzehnten sei es genug mit Konzerten, dem vielen „Guten Abend“ sagen und hinterher in fremden Betten schlafen. Das Resümee dieser Zeit fällt Missfits-typisch launig aus: „Die gefühlte Sexualität der letzten 20 Jahre ist gleich Null“, konstatieren Gerburg Jahnke und Stephanie Überall gleich zu Beginn. Zum Abschied drehen die beiden in Begleitung ihrer Band (fünf auf der Bühne geduldete Männer) nun eine „Letzte Runde“ durch die Republik, so der Titel des Programms, um allen noch mal Tschüß zu sagen. Alle, das sind nicht nur die vielen Fans der beiden scharfzüngigen Beobachterinnen männlicher Verhaltensauffälligkeiten, sondern auch die beliebtesten Figuren ihres Repertoires. Zwischen Elfriede, der rabenschwarzen Witwe, die ihr sarkastisches Lied über den verblichenen Ehegatten singt, der ihr sogar posthum nur Scherereien bereitet, und der herrlich angeschickerten Salonsängerin Cora von Ablaß-Krause, die mit schwerer Zunge von Alkohol, Zigaretten und Exkrementen trällert, entfalten sich höchst vergnügliche Damen-Dramen um runtergeklappte Klodeckel und eingefallene Hefeklöße. Ganz unvoreingenommen möchte man allerdings meinen, dass an vielen Stellen der weibliche Anteil im Publikum doch etwas lauter lacht als die anwesenden Herren. Natürlich nicht fehlen dürfen auch die beiden alten Fregatten Matta und Lisbeth und ihre zotigen Gespräche über die Sicherstellung erotischer Grundversorgung im fortgeschrittenen Alter. Hier wird selbst vor Waschmaschinen nicht Halt gemacht. Ein weiterer der vielen Höhepunkte ist die Unterweisung von Gsielinde Geisiemeisie in die von ihr erfundene, rein weibliche „Feminispräch“. Sie ist ein schnurriges Kauderwelsch, bei dem alles Männliche wie „er“ oder „man“ durch „sie“ und „frau“ ersetzt wird. Da kommt frau schon ins Grübeln, was wohl Frautel oder Siewachsene bedeuten soll. Erst nach Standing Ovations und zwei Zugaben entlässt das Publikum die Künstlerinnen in den Kabarett-Feierabend. – erschienen im November 2004 in der Westdeutschen Zeitung Düsseldorf
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Der Popwart
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