Eigentlich ist der Titel völlig unpassend gewählt. „Welttournee - durch Deutschland“ hat der turko-arabische Comedian Kaya Yanar sein aktuelles Soloprogramm benannt. Um eine solche handelt es sich aber gar nicht. Es geht nicht um polyglotte Reisen oder Kayas internationale Freunde Francesco, Ranjid und Hakan, die dem Publikum in der gut gefüllten Tonhalle aus Yanars TV-Sendung „Was guckst Du?“ bekannt sind, sondern um die prägenden Erlebnisse aus der Zeit als Kind und Jugendlicher des mittlerweile 31-Jährigen. Diejenigen im Publikum, die auf die immer gleichen müden Scherze der TV-Show warten, müssen sich darauf einstellen, dass Yanar sich glücklicherweise davon fern hält. Fast schon entschuldigend erklärt er zu Beginn des Abends erst einmal den Unterschied zwischen seiner Fernsehproduktion, an der viele weitere Verantwortliche beteiligt sind (und der es offenbar deshalb zusehends an Witz und Spritzigkeit mangelt), und dem realen Comedy-Leben auf der Bühne. Das Ergebnis verhält sich ungefähr so wie ein alter 3er BMW mit Motorschaden gegenüber einem tiefer gelegten Luxuswagen aus der Tuning-Werkstatt. Die Bühne ist die eigentliche Welt für Kaya Yanar, seine Autobiographie, wie er sagt. Hier dreht er ganz auf, zeigt sein ganzes Repertoire an erzählerischen und mimischen Talenten. All die Ängste, Neurosen und Psychosen aus Kindheit und Pubertät sind es, die Kaya nach eigenen Aussagen zu dem gemacht haben, was er heute ist, und von denen er in peppigen, comicartigen Geschichten erzählt. Zwar tauchen auch die drei von ihm dargestellten Figuren aus seiner Sendung oft auf, aber im Vordergrund stehen eher ihre aberwitzigen Beiträge zur Sozialisation des gebürtigen Frankfurters als die Tatsache ihrer geografischen Herkunft. Statt auf Welttournee befindet sich Kaya Yanar auf einer Zeitreise in seine Vergangenheit, in die er uns in dem zweistündigen Vortrag mitnimmt. Zwei Stunden mit „konkret krassen“ Geschichten von Vätern, die wegen mangelnder Deutschkenntnisse nicht richtig schimpfen können, von türkischen Kakerlaken mit Vollbart und Gebetbuch, vom Tequila trinken und Frauen ansprechen, dem veränderten Blickwinkel auf WC-Schüsseln nach dem Trinken bis zu Verdauungsproblemen, verursacht durch türkische Bohnengerichte. Viel Jubel für Kaya Yanar, der an diesem Abend offensichtlich großen Spaß an seiner Arbeit hat. – erschienen im Oktober 2004 in der Westdeutschen Zeitung Düsseldorf
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Der Popwart
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