Wolfgang Staribacher, Jazzpianist und Akkordeonspieler, gründete die Mozartband als Reaktion darauf, zum ersten Mal frühe Mozart-Symphonien gehört zu haben. Er spielte vorher bei "Drahdiwaberl" und arbeitete mit Wofgang Ambros, Falco sowie Hubert van Goisern. Die Mozartband besteht aus zehn Mitgliedern, die neben Schlagzeug, Hammondorgel und E-Bass auch Geige, Bratsche und Fagott spielen und eine ausgebildete Mezzosporanstimme besitzen. Nach Erfolgen bei den Wiener Festwochen und dem Münchener Tollwood-Festival hat die Mozartband die CD "Soul" produziert. Im Frühjahr erscheint das neue Album "Volcano Allegre". WZ: Herr Staribacher, wie und warum entstand die Mozartband? Staribacher: Dazu gekommen ist es ungefähr 1991, als alle Welt nur von der Rockband Guns'n'Roses sprach. Ich fand, wenn man Led Zeppelin kannte, sah man sofort, dass hier nur das Alte immer nur wiedergekaut wurde. Ich wollte aber unbedingt was Neues. Als ich dann zufällig die relativ unbekannten frühen Sinfonien von Mozart gehört habe, war ich fassungslos und konnte nicht glauben, wie rhythmisch die Klassik daherkommen kann. Ich fand, dass kein klassischer Komponist so modern klingt wie der alte Mozart und mir wurde sofort klar, das muss mit einer Band gespielt werden. Was mir als altem Jazzer dann noch gefehlt hat, war, dass da mal einer aufsteht und ein improvisiertes Solo spielt. Ja, und daraus wurde dann die Mozartband. WZ: Wie oft fragt man Sie, wie Sie Mozart so etwas antun können? Staribacher: Na, die Zeiten, in denen man so was gemacht hat, sind zum Glück vorbei. Das hat mir eigentlich noch niemand gesagt. WZ: Was sind denn sonst die einfallsreichsten Beschimpfungen gegen die Mozartband? Staribacher: Naja, es gab tatsächlich mal einen Eintrag im Gästebuch unserer Homepage, darin hieß es, Rondo Veneziano ginge ja noch, aber was wir machen, wäre unmöglich. Das habe ich wirklich toll gefunden. WZ: Warum Mozart? Was fasziniert Sie an ihm mehr als an Beethoven, Vivaldi oder Schubert? Staribacher: Mozart steht für mich definitiv über allen anderen. Es ist nicht nur das Rhythmische, Mozarts Musik ist so ganz einfach und gleichzeitig kompliziert. Ich bin fasziniert davon, wie er es schafft, die primitive österreichische Volksmusik so raffiniert weiter zu treiben, dass es plötzlich so ausgeklügelt und hoch entwickelt klingt. WZ: Wie übertragen Sie dies in die Musik der Mozartband? Staribacher: Ich lasse als ausgebildeter Jazzpianist die klassische Harmonielehre ganz außen vor und gehe mit Jazz-Verständnis an die Sache heran. Das klappt ganz erstaunlich gut. Die schrägen Tensions im Jazz, die diese Musik vorantreiben, entsprechen zum Beispiel den harmonischen Vorhalten, die Mozart mehr als alle seine Zeitgenossen verwendet hat. Das lässt sich wunderbar übertragen. WZ: Wie sehen Sie als Österreicher Ihr Verhältnis zu Mozart? Staribacher: Naja, das Verhältnis besteht eigentlich überwiegend zur Musik. Über Mozart als Mensch ist ja auch viel weniger bekannt, als uns etwa der Amadeus-Film weismachen will. Den finde ich zwar sehr gut, aber historisch verbürgt ist da wenig. WZ: Wie unfreundlich reagiert man in Salzburgs heiligen Hallen auf die Mozartband? Staribacher: Die Wahrheit ist viel härter. Wir sind für viele dieser Leute ein Feind, den man dadurch straft, dass man ihn nicht einmal ignoriert, wie das bei uns in Wien heißt. WZ: Warum ist das so? Staribacher: Weil es da um Subventionskohle geht. Und die Entscheider verteilen diese nur an die Leute, die sie eh kennen und mit denen sie glänzen können. Im Endergebnis ist das Mozartjahr in Salzburg daher komplett an uns vorbeigegangen. – erschienen im Januar 2006 in der Westdeutschen Zeitung Düsseldorf
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