Schön hat er es, der Becker Heinz. Gemütliche olle Couch, kleines Beistelltischchen mit Bierflasche und eine Stehlampe mit gelblich-milchigem Faltenschirm. Gemütlich, würden die einen sagen, spießig vielleicht die anderen. Mit ein paar Requisiten skizziert der Kabarettist Gerd Dudenhöffer im neuen Programm „Wiederspruch“ die kleine Welt seines saarländischen Alter Egos Heinz Becker. Zu dem Geräusch einer Klospülung betritt der Alltags-Philosoph mit der Schiebermütze genussvoll ächzend die Bühne des ausverkauften Theaters an der Kö und lässt als Erstes die Erkenntnis verlauten, dass es schon eines gewissen Wasserdrucks bedarf, um ... nun ja, Sie können es sich sicher denken. Es sind diese grundlegenden Dinge des Lebens, über die Heinz Becker auf seinem Sofa sitzend räsoniert. „Fangt mit de Geburt an, hött mit de Tod uff und dazwiche musst gucke“. Derlei Weisheiten bringen den Berufs-Stoiker Becker durch’s Leben. Ein Leben, das sich im Wesentlichen auch nach 40 Ehejahren mit „s’Hilde“ nicht zwischen Rotkraut oder Blumenkohl als Beilage zur Kalbsroulade entscheiden kann. Bei beinah allen anderen Themen fallen Heinz Becker die Entscheidungen leichter, da ist er mit seiner Meinung schnell bei der Hand und präsentiert Halbwahrheiten, in die er genauso bequem schlüpfen kann, wie in seine karierten Schlappen. Dann gibt Becker sein Bestes und lässt sich urkomisch kalauernd über „Inkontinenz“ anmeldende Firmen aus („die habbe dann auch bald druff zu g’macht“), erklärt ausgiebig die natürliche Feindschaft zwischen harter Butter und frischem Mischbrot („Joh geh fodd!“) und gibt fäkale Basteltipps zum Besten, wie man sich aus der verbleibenden Papprolle des Klopapiers immer noch einen hilfreichen Kratzer bauen kann („So sieht’s aus!“). Das laute Gelächter verstummt, wenn Becker danach auch seine kleinkarierte Seele öffnet und Zusammenhänge zwischen dem Händedruck andersartiger Menschen und daraus resultierendem Hautkrebs und frühem Tod der anderen Person prognostiziert. Dabei macht er ein Gesicht, als beiße er in eine faule Zitrone. Einmal in Fahrt, kommt dann auch noch die Flasche Schnaps und die Politik auf den Tisch. Mit steigendem Pegel sinkt das Niveau stetig und Becker ist sich nicht zu schade, Hitler schließlich lallend einen stets „schicken Haarschnitt“ zu bestätigen. „Isch sahns ja nur“ ist seine Antwort auf das verstohlene Gelächter. Da ist der Becker aber spießig, würden die einen sagen, gemütlich vielleicht die anderen. – erschienen im April 2005 in der Westdeutschen Zeitung Düsseldorf
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Der Popwart
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