Woran erkennt man eigentlich eine gute Live-Band? Nun, da gibt es mehrere Möglichkeiten. Zunächst wäre da der Klangeindruck, der den Musikern von ihren Helfern am Mischpult eingestellt wird. Dann natürlich die musikalische Leistung der einzelnen Bandmitglieder und schließlich die Qualität der Songs selbst. Eine in dieser dreifachen Hinsicht umfassende Lehrstunde erster Qualität zeigte die Hannoveraner Band Fury in the Slaughterhouse im Forum als Abschluß des diesjährigen „Leverkusen Open“. Bereits vom ersten Ton an kam die Musik satt und druckvoll aus den Boxen und ließ erst gar keine Zweifel am Können der Band aufkommen. Ein Eckpfeiler dabei ist sicher die Rhythmusgruppe, die zueinander passt wie Fuß und Socke, um hier nicht das verlockende Bild von Huf und Eisen bemühen zu müssen. Quasi als Zugpferd eingeladen, war es der erste Ausritt der Band in Rahmen dieses Festivals. Sänger Kai Wingenfelder konnte es sich zwar zunächst nicht verkneifen, lakonisch zu bemerken, dass es „auch gerne ein paar mehr Leute sein könnten“ (immerhin war das Forum mit rund 1000 Gäste gut gefüllt), doch tat das der guten Stimmung weiter keinen Abbruch. Die Zuhörer quittierten das von den Furies ausgebreitete Programm nach jedem Stück mit begeistertem Jubel. Zum einen lag das daran, dass man die bisher größten Chart-Erfolge wie „Radio Orchid“ oder „Dancing in the Sunshine of the Dark“ bereits früh durch die Boxen galoppieren ließ, zum anderen auch an der routinierten und gekonnten Interaktion mit dem Publikum. Zum Beispiel ließ es sich Kai Wingenfelder später nicht nehmen, von der Bühne zu springen und einen Spaziergang durch die Halle zu unternehmen, wodurch er die Menge noch weiter in Fahrt brachte. Das immense Talent von Fury in the Slaughterhouse für griffige und (mit)singbare Refrains tat hier das seinige dazu. Doch nicht nur die Fans kamen auf ihre Kosten, auch den scherzhaft als Musikerpolizei titulierten Besuchern - zu erkennen am kritischen Blick aus dem hinteren Drittel der Halle und den verschränkten Armen - bot sich hier Einiges. So führten die Furies geradezu ein Schaulaufen der schönsten und berühmtesten Gitarren und Bässe vor, dass es einem ganz warm ums Herz wurde. Und sogar an die Fußballfreunde wurde gedacht. Verbunden durch den drohenden Abstieg der jeweiligen Heimatstädte funktionierte man einfach den einen oder anderen Song zum gemeinsamen Trostspender um. Gemeinhin heißt es immer, das Glück der Erde läge auf den Rücken der Pferde. An diesem Abend lag es für die Fans von Fury auf der Bühne im Forum. – erschienen im Mai 2003 in der Rheinischen Post Leverkusen
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