Dass es sich bei dem angeblich kanadischen Rockabilly Sänger Dick Brave um den Soester Popbarden Sasha handelt, ist mittlerweile wohl keine Überraschung mehr. Dass aber die meisten Gäste bei dessen jüngstem Konzert im zakk die 25 bereits deutlich hinter sich gelassen haben, dagegen schon. Üblicherweise belagern ja eher hyperventilierende junge Mädchen die von Sasha betretenen Bühnen. Ganz offensichtlich hat er mit diesem Alter Ego eine Hintertür von seinem Teenie-Image gefunden und kann es mit seiner Begleitband, den Backbeats, nun herrlich altmodisch krachen lassen. Böse Zungen behaupten, es sei überhaupt der eigentliche Zweck der Backbeats, die Schmuse-Schmonzetten wie „If you Believe“ mit der so genannten glaubwürdigen Musik aus den 50ern wieder gut machen zu wollen. Nicht ganz von der Hand zu weisen ist dabei, dass es Sasha zwar aus dem Dunstkreis von Teenies, nicht aber aus dem von Schwiegermüttern schafft. Haftet ihm sonst bereits das Bild des idealen Schwiegersohns an, frönt er nun auch noch der Musik aus Schwiegermutters Jugend. Aber er macht seine Sache dabei richtig gut. Wie so oft stand auch hier hinter einem ohnehin großen Sänger eine noch größere Band. Neben Dick Brave am Mikrofon spielten Adriano Batolba (Gitarre), Mike Scott (Klavier), Phil Hanson (Schlagzeug) und sein Bruder Matt Hanson (Bass). Die fünf Musiker hatten sich und ihr Programm bis ins Details auf die 50er getrimmt, stilecht mit Klavier und großem Kontrabass. Haare, Hüftschwung und Harmoniegesang der Backbeats saßen makellos und zeugten nicht nur von großem Können und ansteckender Spielfreude, sondern auch von einem beachtlichen Repertoirewissen. Anders lässt sich nicht erklären, wie sie manchen Songs, die gar nicht aus den Fifties stammen, so glaubhaft den Petticoat überstreifen konnten. Ob Red Hot Chili Peppers, Avril Lavigne, Pink, Michael Jackson oder Aerosmith – alles klang tatsächlich wie originärer Doo-Wop Rock’n’Roll. Aber nicht nur musikalisch überzeugte das Quintett. Selten hat man erlebt, wie eine Kapelle während den typischen drei Minuten eines Songs auch noch so viele stereotype Rock’n’Roll-Posen auf einmal einnehmen konnte. Eisern hielt auch Sasha seine Rolle durch, sprach den ganzen Abend nur englisch und bedankte sich artig für die ihm zugeworfene Damenunterwäsche. Denn auch das Publikum gefiel sich in der Rolle der hysterischen Fans und zelebrierte die Dickimania. Ein großer Spaß mit Musikern in bestechender Form. – erschienen im Juni 2003 in der Westdeutschen Zeitung Düsseldorf
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Der Popwart
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