Für Fußball-Fans ist sie eine Institution, die samstägliche Schlusskonferenz der Bundesliga mit sieben Reportern aus sieben Stadien. Einer von ihnen, Manni Breuckmann, zählt mittlerweile zu einem der beliebtesten Sprecher, er ist neben Werner Hansch oder Günther Koch zu etwas wie einem Godfather of Radioreportage geworden. Seit 1972 moderiert der gebürtige Dattelner bereits Spiele für den Rundfunk. Heute, mit 55, legt Breuckmann das Buch vor, welches eine schmerzliche Lücke in der biografischen Aufarbeitung hiesiger Radiomoderatoren schließen wird. Unter dem Titel "Mein Leben als jugendlicher Draufgänger" hat Manni Breuckmann seine Lebensgeschichte zu Papier gebracht, die schonunglos offen legt, was alles zwischen muffiger Kleinstadt-Ödnis und seinem unerschrockenen Eintauchen in Sex, Drogen und Rockmusik passierte, bis er sich zum ersten Mal das WDR-Mikrofon umhängte und für den ersten seiner mittlerweile legendären Tor-Rufe tief Luft holte. Breuckmann wohnt inzwischen in Düsseldorf und hat sich für die Präsentation des nunmehr zweiten Buchs (der Erstling sei ein "zu Recht vergessener Fußball-Krimi", so Breuckmann) seine erklärte Lieblingskneipe in der Altstadt ausgesucht. An einem kleinen Lesetisch im Uerige steht er also und liest beim gepflegten Alt aus seiner Jugend. Es seien alle nötigen Zutaten für einen Bestseller vorhanden, erklärt der stolze Autor mit Blick über die Lesebrille, wirft jedoch ein, dass es sich keinesfalls um ein Fußballbuch handele. Vielmehr habe ihm am Herzen gelegen, seinem stocktauben Onkel August ein literarisches Denkmal zu setzen. Und doch kommt Breuckmann nicht umhin, der Lust am runden Leder ausgiebigen Platz in seinem Buch einzuräumen. Zwischen den beiden Eckpunkten der chronologischen Erzählung, dem gellenden Angstschrei des siebenjährigen Mannis während einer todesverachtenden Mutprobe im September 1958 bis zum aufrüttelnden Torschrei beim 2:0 des VfR Neuss gegen Wattenscheid 09 während seiner ersten Live-Übertragung im Mai 1972, fächert Manni Breuckmann seine juvenilen Abenteuer auf den schon fast metaphysischen Schauplätzen der großen Dramen des kleinen Mannes auf: Der Ruhrpott und seine Fußball-Stadien. Genauer gesagt, Breuckmanns Heimatstadt Datteln und das Wattenscheider Lohrheide-Stadion. Auf 284 Seiten anekdotisch überhöhter Erinnerungen werden wir so Zeuge der überaus amüsanten Wurzelbehandlung des Menschen Manni Breuckmann. – erschienen im März 2006 in der Westdeutschen Zeitung Düsseldorf
0 Kommentare
Hinterlasse eine Antwort. |
Der Popwart
|