Barbara Schöneberger ist schlagfertig, wortgewandt und witzig, keine Frage. Das hat sie in ihren bisherigen Tätigkeiten für's Fernsehen ausreichend nachgewiesen. Dazu wird ihre optische Erscheinung gerne mit Begriffen wie drall, blond und sexy umschrieben. Aber reicht das, um jetzt auch als Sängerin erfolgreich eine Deutschlandtour zu absolvieren? Die Kenntnisse über ihre musikalischen Ambitionen beschränkten sich bisher auf einen Klarinette spielenden Vater und eine einigermaßen versemmelte Mozart-Sonatine, mit der sie in einer TV-Show als Gast von Götz Alsmann am Klavier rang. Nun also singt sie auch noch. Damit habe sie aber endlich die Tätigkeit gefunden, so sagt sie, mit der sie ihren langgehegten Traum einer Deutschlandtournee verwirklichen könne. Aha, intressant. Aber noch bevor man sich in Rage reden kann, nimmt einem La Schöneberger bereits den Wind aus den Segeln. Alle Vorbehalte, die man sich für eine gefallene Fernseh-Tante beim letzten Comeback zurechtlegen kann, packt Barbara Schöneberger direkt zu Beginn ihres Auftritts in der mit zahlreich anwesenden Schaulustigen besetzten Tonhalle in einen Song. Der Text beginnt passenderweise mit schnödem "lalala" und man meint bereits das musikalische Level des Abends damit hinlänglich beschrieben. Doch je weiter sich die Neu-Chanteuse in ihrem Repertoire aus Songs des 20. Jahrhunderts und eigenen Stücken fortbewegt, freut man sich über eine sehr unterhaltsame Darbietung einer talentierten Sängerin, die Dieter Bohlen mindestens in den Recall nach Berlin eingeladen hätte. Vorbilder wie Hildegard Knef, Johanna von Koczian, Diana Ross oder Eartha Kitt sind mithin keine leichten Aufgaben, derer sie sich glaubwürdig und mit Verve entledigt, auch wenn der berühmte Ausfallschritt der Kitt heute nur noch von Florian Silbereisen qualitätvoll dargeboten würde, so Schöneberger. Thematisch dreht es sich in ihrem "A Night To Remember" Programm aber um die üblichen stereotypen Probleme mit Männern, der Liebe und dem Leben im allgemeinen. Unterstützt wird sie vom 16-köpfigen Berlin Pops Orchestra unter der Leitung von Joris Bartsch Buhle. Letzterer ein nimmermüder Wusel, der bei seinem beständigen Galopp durch seine Musiker den Charme einer Werbepause verbreitet. Immer an der falschen Stelle auftauchend, den Hauptfilm unangenehm störend und einfach zu lange sichtbar. Und auch wenn Barbara Schöneberger sich auf offener Bühne gekonnt die eigenen Pointen kaputtmacht, ihre Selbstirone mit spaßigen Lästergeschichten aus ihrer TV-Vergangenheit und doppelbödiger Hüpfdolen-Koketterie ("Ich bin die Gloria Estefan von Oberkassel") glänzend zur Geltung bringt, erzeugt die 1974 Geborene mit ihrem Revue-Jazz ("Dekolleté mit Kultur, schauen Sie bitte hin!") doch nur den leicht biederen Charme einer Samstagabend-Show Ende der Siegziger. Die Musik kommt mit ihren überraschungsfreien Arrangements ein bisschen piefig daher wie ein Männertraum im Midi-Rock. Trotzdem bleibt einer schöner Abend in Erinnerung und Barbara Schöneberger hätte sich sicher Schlimmeres aussuchen können als eine Karriere als Sängerin. – erschienen im September 2007 in der Westdeutschen Zeitung Düsseldorf
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