„Unsere Putzfrau kommt immer alle 15 Jahre. Das nächste Mal ist sie wieder in vier Jahren dran“ So erklärt Frank Fenstermacher bei einer Führung durch die Räumlichkeiten des Düsseldorfer Labels ata tak den offenbar gerade mit stumpfen Waffen geführten Kampf gegen die vorherrschende Unordnung. Wer große Vorzimmer und klimatisierte Konferenzräume erwartet, sieht sich enttäuscht. Ein riesiger Raum dient als Büro, Lager, Wohnbereich mit Couch-Ecke und Teeküche in einem. Darunter befindet sich das Studio mit einem Regieraum, in dem Kurt Dahlke gerade Hand an die Regler legt. Dahlke und Fenstermacher? Den Freunden deutschsprachiger Popmusik heben sich da sofort die Augenbrauen, denn zusammen mit Moritz Reichelt bildeten die beiden in den frühen 80ern die Band Der Plan und gelten bei Insidern als eine der originären Kräfte der unverfälschten Neuen Deutschen Welle. Seit 1993 residiert ata tak bereits an der Kölner Straße. „Hier erinnert mich Düsseldorf am meisten an New York“, charakterisiert Fenstermacher das Zuhause des Labels. Gegründet wurde es aber bereits vor 25 Jahren. Die ersten Produktionen waren damals das Vinyl-Debüt der Deutsch-Amerikanischen Freundschaft, kurz D.A.F., die Solo-Alben von Kurt Dahlke, unter dem Namen Pyrolator vertrieben, und natürlich die LPs von Der Plan. „Da kam dann eine Platte zur anderen“, erinnert sich Frank Fenstermacher an eine anarchische Zeit und die aktive musikalische Szene, in der sich ata tak zu einem wichtigen Label des musikalischen Undergrounds in Deutschland entwickelte. Der Katalog von ata tak liest sich entsprechend wie ein Who-is-who dieser Zeit: Holger Hiller, Andreas Dorau, S.Y.P.H. bis hin zu Element of Crime. Wer genau hinsieht, entdeckt zwischen den unzähligen Zetteln an den Wänden und hinter den CD-Stapeln sogar eine schief hängende goldene Schallplatte der Fehlfarben. Aktuelle Projekte bei ata tak sind etwa a certain frank, was Frank Fenstermacher als „moderne Gebrauchsmusik“ umreißt, oder die kontrovers diskutierte afghanische Gruppe Burka Band, die erste Frauen-Popband aus Kabul. Für die nächsten 25 Jahre wünscht sich Fenstermacher vor allem anhaltende künstlerische Kontinuität bei ata tak. Und dass weiterhin die Kosten für Miete und Putzfrau gedeckt sind. – erschienen im Dezember 2004 in der Westdeutschen Zeitung Düsseldorf
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