Gigantomanie war das Stichwort im reichlich gefüllten Forum für das mit „Giants of the Blues“ betitelte Abschlußkonzert der diesjährigen 24. Leverkusener Jazztage. Angekündigt hatten sich die beiden amerikanischen Bluesgitarristen Lucky Peterson und Robert Cray mit ihren jeweiligen Bands. Beide Blueser verfügen über eine ausreichend illustre Vergangenheit, die den Titel „Gigant“ rechtfertigen könnte. Lucky Peterson kann auf 40 Jahre Bühnenerfahrungen zurückblicken, die er teilweise mit einigen der legendärsten Blues-Stars geteilt hat. Robert Cray ist zwar noch nicht ganz so lange im Geschäft, hat dafür aber mit seinem 1986er Hit „Strong Persuader“ einen kommerziell gigantischen Erfolg in seiner Vita. Der ganz in schwarz gekleidete Lucky Peterson betrat zuerst die Bühne und zeigte dort seine Vorstellung von modernem Blues. Er setzte auf eine Kombination von frischen funkigen Elementen mit alten Sounds aus beinahe antiquarischem Instrumentarium. Im Wechsel spielte er seine schwarze Gibson Halbakustik-Gitarre mit uralten Vox-Verstärkern und eine massige Hammond-Orgel, die er in seinem im besten Sinne altmodischen Stil bearbeitete. Seine Leibesfülle und das Gitarrenmodell erinnern mittlerweile immer mehr an B.B. King, doch ist Peterson ungleich vielseitiger und Rock-lastiger. Die Musiker seiner Begleitband Rico McFarland (Gitarre), Charles Davis (Bass), der sagenhafte Alfonso Jones (Drums) und Bill Eden (Saxofon) peppten den Klang ihres Chefs mit einem kräftigen Schuss Funk auf, der dem Publikum nicht nur aufgrund der gigantischen Lautstärke sofort in die Beine fuhr. Robert Cray, der nach der Pause auch ein vollständiges Konzert mit seiner erstklassigen Band Jim Pugh (Orgel), Karl Sevareid (Bass) und Kevin Hayes (Drums) spielte, ist im Vergleich zu Peterson klar der bessere Sänger. Aber sein Stil ist trotz aller Reggae- und lateinamerikanischer Elemente stärker dem traditionellen Bluesklang verhaftet und nicht so abwechlungsreich wie Peterson, der hier mehr punkten konnte. Robert Crays Auftritt spielte sich weitgehend im mittleren Drehzahlbereich ab, hatte dort sicherlich auch ein starkes rhythmisches Drehmoment, war aber in Summe nicht so unterhaltend und farbig wie Lucky Petersons Performance. Das lag überwiegend daran, dass Cray filigranere Songs spielte und mehr als Teil seiner Band agierte, anstatt sich wie Peterson als Star mit seiner Begeittruppe zu zelebrieren. Dem Publikum gefielen beide Giganten, und es spendete riesigen Beifall. – erschienen im November 2003 in der Rheinischen Post Leverkusen
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